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Willmatshofen: So werden Tiere bei der Kirchturm-Sanierung in Willmatshofen geschützt

Willmatshofen

So werden Tiere bei der Kirchturm-Sanierung in Willmatshofen geschützt

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    Kirchenpfleger Georg Teufelhart und Storchenexperte Anton Burnhauser stimmen sich bei der Sanierung in Willmatshofen ab.
    Kirchenpfleger Georg Teufelhart und Storchenexperte Anton Burnhauser stimmen sich bei der Sanierung in Willmatshofen ab. Foto: Marcus Merk

    Anton Burnhauser legt den Kopf in den Nacken und kneift die Augen zusammen. Er steht vor dem Kirchturm in Willmatshofen, ein Gerüst umgibt diesen bis unter die Spitze. Burnhauser hebt die Hand und zeigt auf ein Storchennest auf einer der Zinnen. Die Storchenfamilie sitzt gerade im Nest, von unten kann man die Köpfe und Schnäbel der Tiere erkennen. "Ab Mitte August sind die Jungvögel ausgeflogen, dann kann hier problemlos gebaut werden", sagt Burnhauser. Zu diesem Zeitpunkt soll die Sanierung der Kirche St. Vitus beginnen. Für den Schutz der tierischen Bewohner müssen alle Beteiligten zusammenarbeiten.

    Bei der Sanierung muss besondere Rücksicht auf die Tiere genommen werden

    Es geht um eine umfangreiche Sanierung der denkmalgeschützten Kirche in Willmatshofen. Teile des Turms wurden bereits im 14. Jahrhundert erbaut, die Kirche kam im 19. Jahrhundert hinzu. Im Rahmen der Baumaßnahmen soll nun das Kirchturmdach und das Dachgebälk erneuert, die Fassade saniert und eine statische Instandsetzung durchgeführt werden. Auch die Empore im Inneren der Kirche wird in Schuss gebracht.

    In Willmatshofen gibt es eine Reihe "Bewohner", auf die besondere Rücksicht genommen werden muss. Störche haben ihr Nest auf dem Turmdach errichtet, Fledermäuse und Turmfalken hausen im Inneren des Gebäudes. "Die Turmfalken bleiben während der Sanierung weitgehend ungestört", sagt Kirchenpfleger Georg Teufelhart. Bei den anderen Tieren ist es allerdings komplizierter: Eine Fachgutachterin war schon mehrmals vor Ort, um die Situation der

    In Willmatshofen wurden Tierschutzbeauftragte früh einbezogen

    Fest steht dagegen bereits, wie auf die Störche vor Ort achtgegeben werden muss. Anton Burnhauser engagiert sich seit mehr als 40 Jahren ehrenamtlich für den Schutz von Weißstörchen und ist Mitglied im Weißstorch-Betreuernetzwerk Schwaben. Er achtet auf den Schutz der Tiere vor Ort. "Wenn Tierschutzbeauftragte früh einbezogen werden, schafft man es auch bei großen Sanierungsprojekten, gut auf die Tiere zu achten", so Burnhauser. In Willmatshofen habe das reibungslos funktioniert.

    Bei der Kirchensanierung wird darauf geachtet, dass Tiere keinen Schaden nehmen.
    Bei der Kirchensanierung wird darauf geachtet, dass Tiere keinen Schaden nehmen. Foto: Marcus Merk

    Die Bauarbeiten vor Ort sollen Mitte August beginnen, denn dann sind die Jungvögel bereits ausgeflogen. Das Nest kann dann abgebaut werden, die Störche benötigen es nicht mehr bis zur nächsten Brut. Kirchenpfleger Teufelhart wird das Nest aufbewahren, damit es im Frühjahr wieder auf dem Turm angebracht werden kann. Es wird in der Mitte des Turmes platziert werden, auf einer Unterkonstruktion aus Stahl. Es sei wichtig, das Nest aufzuheben, damit sich die Störche wohlfühlen, wenn sie nach dem Winter wiederkommen, so Burnhauser.

    Störche sind an die Örtlichkeit gebunden

    Nach Abbau des Nestes könne es sein, dass die Altstörche zu ihrem alten Platz zurückkehren, erklärt der Storchenexperte. Sie übernachten dann auf dem höchsten Punkt in der Nähe des alten Nestes. "Störche sind an die Örtlichkeit gebunden", sagt Burnhauser. Hier kennen sie den Lebensraum. Das Nest brauchen die älteren Tiere aber nicht mehr zum Übernachten. "Fachlich und rechtlich ist das gar kein Problem", so Burnhauser.

    Schon vergangenes Jahr gab es in Willmatshofen Aufsehen um ein Storchenpaar, das sein Nest auf das Turmdach baute - direkt neben das eines anderen Storchenpaares. Das ist sehr ungewöhnlich, so der Experte. Durch die Lage des Nestes drohte es zudem, bei extremem Wetter vom Turm zu fallen. Bevor es zu Problemen kommen konnte, wurde das neue Nest mithilfe der Anwohner, des Bauern nebenan und der Gemeinde auf einen nahegelegenen Baum verlegt. Schon zwei Stunden später hätten die Tiere ihr neues Zuhause akzeptiert, so Teufelhart. Burnhauser pflichtet bei: Aus einem Storchenblickwinkel sei der Baum geeignet gewesen, da er neben dem Turm der höchste Punkt der Umgebung und damit ein geeigneter Schlafplatz war. 

    Wachsende Storchenpopulationen in Westbayern

    Dass es in Willmatshofen nun zwei Storchenpaare gibt - mit Jungtieren sind es sechs Tiere - das hat auch mit der wachsenden Population der Störche in Westbayern zu tun. Weil die Tiere aufgrund der Klimaerwärmung nicht mehr bis in die Südsahara fliegen, sterben weniger Tiere auf der Reise ins Warme. Stattdessen überwinterten viele der Störche in Spanien, wo sie Futter auf Mülldeponien finden, so Burnhauser. Auf den flachen Ebenen in Mittelfranken und Schwaben fühlen sich die Vögel wohl, wenn sie von ihrer Reise zurückkommen. Und wenn sie einmal da waren, kommen sie im folgenden Jahr wieder in ihr gewohntes Umfeld zurück.

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