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Wie profitiert Neusäß von der Universität Augsburg?

Neusäß

Wird Neusäß jetzt auch zur Hochschulstadt?

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    Das Gewerbegebiet Neusäß-Mitte soll einmal moderne Arbeitsplätze bieten. Geplant ist eine Art Campus für Biotechnologiebetriebe.
    Das Gewerbegebiet Neusäß-Mitte soll einmal moderne Arbeitsplätze bieten. Geplant ist eine Art Campus für Biotechnologiebetriebe. Foto: Marcus Merk

    Gersthofen darf sich jetzt Hochschulstadt nennen. Zu dieser Entwicklung war es vor einigen Tagen durch einen Beschluss des Bayerischen Kabinetts gekommen, eine Außenstelle der Technischen Hochschule Augsburg in Gersthofen anzusiedeln. Und was passiert in der Nachbarstadt Neusäß? Dort findet sich seit mehr als einem Jahr ein Teil der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg. Die Lehrstühle für Allgemeinmedizin, für Ethik in der Medizin und weitere Abteilungen sind in einem neuen Bürokomplex in der Gutenbergstraße eingezogen. Wenn es nach dem Stadtrat Neusäß geht, könnten bald noch weitere Unternehmen in der Stadt folgen, die die Nähe zur Uniklinik schätzen. Neusäß will deshalb Teil eines Netzwerks rund um Biotechnologie werden.

    Bürgermeister Richard Greiner hat da ein Vorbild: Martinsried als Ortsteil der zum Uniklinikum Großhadern bei München benachbarten Gemeinde Planegg. Dort haben sich, in Nachbarschaft zu alten Bauernhöfen, eine ganze Reihe von modernen Biotechnologiebetrieben angesiedelt, sogar BionTech ist dort, wie der Bürgermeister bei einem Sonntagsausflug gesehen hatte. Nun hat er den richtigen Kontakt gefunden, der auch Martinsried zu dem entwickelt hat, was es heute ist: die Gesellschaft BioM Development GmbH, die zum größten Teil vom bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert wird und ein großer Netzwerker auf dem Gebiet der Biotechnologie ist.

    Neusäß punktet mit Nahverkehr und gutem Wohnangebot

    Max Pöhlmann, in der Gesellschaft verantwortlich für die Entwicklung und Ansiedlung von Unternehmensgruppen, hat sich jetzt im Stadtrat der Frage gewidmet: Wie kann Neusäß attraktiv für produzierendes Gewerbe rund um die Uniklinik werden? Am besten, indem man sich als fortschrittliche Gemeinde präsentiert, die entsprechende Firmen willkommen heißt und mit dem versorgt, was sie benötigen und erwarten, so das Fazit von Max Pöhlmann. Und da könnte Neusäß teilweise sogar mehr bieten als Martinsried: nämlich einen guten Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr und im Vergleich zum Großraum München sogar einen einfacheren Wohnmarkt.

    Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs in Westheim könnten sich auch kurzfristig Unternehmen aus dem Bereich Biotechnologie ansiedeln.
    Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs in Westheim könnten sich auch kurzfristig Unternehmen aus dem Bereich Biotechnologie ansiedeln. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Was Neusäß jedoch nie im selben Maß wird vorzeigen können wie Martinsried, das ist die schiere Menge an Arbeitskräften in den entsprechenden Hochtechnologiebereichen. Die beiden Universitäten der Stadt München würden einfach viel mehr exzellent ausgebildete Akademiker auf den Arbeitsmarkt entlassen. Dennoch sei die Nähe zur neu entstehenden Medizinischen Fakultät mit ihren wachsenden Möglichkeiten ein hervorragender Start. Bürgermeister Richard Greiner setzt darauf, dass sich dort vor allem die neuen Forschungsbereiche digitale Medizin und KI-Medizin entwickeln. Eine Idee ist auch ein interkommunale Entwicklung, vielleicht gemeinsam mit Stadtbergen und Diedorf.

    Biotechnologie-Firmen legen auf ein passendes Umfeld wert

    Und was benötigen die erwünschten Unternehmen nun? Im Grunde passende Labor- und Bürogebäude und ein ansprechendes Umfeld, in dem junge Mitarbeitende sich gerne aufhalten. Sprich: Eine Umgebung wie an der Universität, wo man sich fühlt wie auf einem Campus. Dieser Bereich soll im heutigen Gewerbegebiet Neusäß-Mitte entstehen, wie die Stadt schon lange plant. Im Herzen des Gewerbegebiets rund um die Siemens- und Gutenbergstraße sollen sich einmal derartige Labors und Firmen ansiedeln, umgeben von einer grünen Umgebung mit Aufenthaltsqualität, Cafés und Bistros.

    Um einen weiteren Schritt in diese Richtung zu gehen, hat der Stadtrat Neusäß auf derselben Sitzung einen Rahmenplan für die entsprechende Entwicklung des Gewerbegebiets verabschiedet. Endlich, wie Stadtrat Bernhard Hannemann (FW) sagte, schließlich plane man daran schon seit „zehn Jahren“. Er wünschte sich, dass an diesem Abend vom Stadtrat ein Zeichen der Einigkeit für die Entwicklung ausgesandt werde. Dazu kam es nicht; die SPD-Fraktion sah die Risiken der Entwicklung im Vordergrund, zum Beispiel beim Verkehr in der Stadtmitte Neusäß. Sie stimmte gegen den Rahmenplan.

    Die Uniklinik wird endlich als Wirtschaftsfaktor gesehen

    Jörg Roehring, Stadtrat (CSU)

    Für Stadtrat Jörg Roehring (CSU) ist die Entwicklung ein Meilenstein. „Bislang wurde die Uniklinik in Zusammenhang mit Forschung gesehen, aber noch nie als Wirtschaftsfaktor.“ Wenn man da als Kommune die richtigen Angebote machen könne, entwickle sich vieles von selbst, ist er sicher. Roehring ist im Hauptberuf Leiter der Stabsstelle Interprofessionelle Klinikums-Entwicklung. Falls das Gewerbegebiet Neusäß-Mitte nicht schnell genug entsprechende Flächen bereitstellen kann, hat Bürgermeister Richard Greiner im Übrigen noch einen Joker zu bieten: Entsprechende Firmen können sich auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Westheim und in Kürze auf einer weiteren Fläche zwischen Westheim und Neusäß ansiedeln.

    Die Medizinische Fakultät wird übrigens in jedem Fall in Richtung Neusäß wachsen. Künftig werden in der Gutenbergstraße auch die Lehrstühle der beiden Forschungsschwerpunkte Medical Information Sciences und Environmental Health Sciences untergebracht sein. Eine Universitäts- oder Hochschulstadt wird Neusäß jedoch dennoch nicht werden. Für Bürgermeister Greiner kein Problem: „Das ist auch eher etwas für die Galerie“, so seine Einschätzung.

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