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Westheim: Schüler in Westheim reißen ihre alte Grundschule symbolisch ab

Westheim

Schüler in Westheim reißen ihre alte Grundschule symbolisch ab

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    Von den Schulkindern der Westheimer Grundschule wurde symbolisch der Abriss des Gebäudes in Szene gesetzt.
    Von den Schulkindern der Westheimer Grundschule wurde symbolisch der Abriss des Gebäudes in Szene gesetzt. Foto: Thomas Hack

    Die Skepsis unter der Neusässer Bevölkerung war groß, als diese vom Komplettumzug der Westheimer Grundschule erfuhr – denn ab dem kommenden Schuljahr wird der Unterricht drei Jahre lang in einem vorübergehend aufgestellten Container-Komplex abgehalten werden. Und wer diesen Interimsbau an der Von-Rehlingen-Straße nur von außen in Augenschein nimmt, könnte sich durchaus in seinen Bedenken bestätigt fühlen. Doch eine erstmalige Führung durch das „Innenleben“ der riesigen Container-Konstruktion hat nun vor allem Folgendes bewirkt: erstaunte Eltern und begeisterte Kinder.

    Von außen sind es nur eine Reihe von Containern. Doch im Inneren überzeugte die neue Schule in Westheim die ersten Besucher und Besucherinnen.
    Von außen sind es nur eine Reihe von Containern. Doch im Inneren überzeugte die neue Schule in Westheim die ersten Besucher und Besucherinnen. Foto: Marcus Merk

    „Der Stadtrat hatte beschlossen, die Kinder zukünftig nicht in einen Bus stecken zu müssen“, erklärt Bürgermeister Richard Greiner zu diesem Großprojekt der Stadt. „Die Kinder sollen im Ort bleiben.“ Eine Generalsanierung der alten Grundschule wäre aufgrund der Kapazitätsprobleme keine realistische Option gewesen, unter anderem deshalb, weil das Gebäude nicht nach oben aufgestockt werden könne und allein schon die Turnhalle dem heute nötigen Flächenbedarf nicht mehr entsprechen würde.

    Jedes Klassenzimmer im Container ist 56 Quadratmeter groß

    Nun wurden von Architekt Julian Varga für die Öffentlichkeit erstmals die Tore zur vorübergehenden Container-Lösung geöffnet, was bei zahlreichen Besuchern für positive Überraschungsmomente sorgte, denn das Innenleben des Komplexes hat mit tristen Container-Klötzen nicht mehr viel zu tun: 4000 Quadratmeter Gesamtfläche, 56 Quadratmeter pro Klassenzimmer, 90 Quadratmeter Aula, 330 Quadratmeter Pausenhof. „Das macht einen sehr schönen Eindruck“, findet eine Besucherin. „Sehr hell und sehr geräumig!“ Ein Schülervater pflichtet ihr ohne zu zögern bei: „Super! Viel, viel größer, als es von außen aussieht.“

    Ein weiterer Besucher zeigte sich erstaunt, wie angenehm kühl es dort trotz der heißen Sommertemperaturen und fehlender Klimaanlage sei. Und die Kinder selbst? Die hatten den Interimsbau zum größten Teil ebenfalls sofort in ihr Herz geschlossen und sich bereits aufgeregt auf die Suche ihrer neuen Klassenzimmer begeben. Ein paar besonders neugierige Schüler der Klasse 4b sind sofort fündig geworden, haben kurzerhand schon mal die zukünftige Sitzordnung im Raum festgelegt und mit ernsthaften Blicken eruiert, wie gut die Aussicht von dort aus auf ihren neuen Pausenhof ist.

    Die Grundschulkinder sangen beim Sommerfest ein Umzugslied

    Von freudiger Aufbruchslaune war dann schließlich auch das anschließende Sommerfest geprägt, das zum letzten Male auf dem alten Grundschulgelände an der Dr.-Rost-Straße stattgefunden hatte: Während eine Grillstation, eine nostalgische Popcorn-Maschine und ein kaltes Buffet mit selbstgemachten Häppchen für das leibliche Wohl der Gäste sorgten, hatten die Schulkinder viele Aktionen vorbereitet, um noch einmal spielerisch und ausgelassen auf ihre eigene Kreativität aufmerksam zu machen – Action-Painting, Staffellauf und ein Flohmarkt zugunsten des Fördervereins waren nur einige wenige Beispiele davon.

    Auch ehemalige Schülerinnen (und jetztige Lehrerinnen) wie Kathrin Dossner (zweite von links) stehen dem Schulabriss mit wehmütigen Gefühlen gegenüber.
    Auch ehemalige Schülerinnen (und jetztige Lehrerinnen) wie Kathrin Dossner (zweite von links) stehen dem Schulabriss mit wehmütigen Gefühlen gegenüber. Foto: Thomas Hack

    Als musikalischer Höhepunkt der Veranstaltung gaben schließlich sämtliche Kinder der Grundschule gemeinsam ein „Umzugslied“ zum Besten, welches unter der Leitung von Schulrektor Florian Ziegler trotz unverhofften Stromausfalls die Besuchermenge begeisterte: „Wir sind fit! Kisten packen, Möbel schleppen, jeder hilft jetzt mit!“, hieß es voller Vorfreude im Refrain – was Bürgermeister Greiner mit staubtrockenem Humor augenblicklich dazu inspirierte, neue Umzugshelfer zu rekrutieren: „Ich habe gehört, dass ihr anpacken wollt?“, ließ er augenzwinkernd in die Kinderrunde verlauten. „Das können wir vielleicht wirklich noch mal brauchen!“

    Ein letztes Fest in der alten Schule führt alte Freundinnen zusammen

    Allerdings mischten sich auch etwas wehmütigere Töne unter die allgemeine Aufbruchslaune, insbesondere, was ehemalige Schülerinnen und Schüler anbelangt – so etwa bei Kathrin Dossner, die hier von 1983 bis 1987 zur Grundschule ging und heute selbst als Lehrerin in dieser Schule fungiert: „Nachher kommt eine Klassenkameradin, die ich seit 40 Jahren nicht mehr gesehen habe!“ In etwa derselben Zeit hatte in dieser Schule Christian Walz seine erste Lernausbildung genießen dürfen. „Schade, dass man sie abreißt und nicht renoviert. Meine Mutter war schon hier und jetzt sind meine Kinder dort. Ganze drei Generationen gingen schon hierher.“ Aber dennoch: Trotz aller anfänglicher Bedenken haben sich wohl die allermeisten Betroffenen in positiver Grundstimmung auf den bevorstehenden Umzug eingestellt. Wirklich traurige Gesichter waren bei den Kindern zumindest keine zu sehen.

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