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Westendorf: Tierischer Frührentner findet in Westendorf ein Zuhause

Westendorf

Tierischer Frührentner findet in Westendorf ein Zuhause

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    Jetzt sind sie wieder komplett: Beate und Wolfgang Humml sind glücklich mit ihren beiden Rabauken.
    Jetzt sind sie wieder komplett: Beate und Wolfgang Humml sind glücklich mit ihren beiden Rabauken. Foto: Sonja Diller

    Ganz Deutschland hat „Rücken“. Doch werden nicht nur zweibeinige Patienten durch die schlimmen Schmerzen im Kreuz arbeitsunfähig. Manchmal trifft es auch Arbeiter auf vier Pfoten, wie den fünfjährigen Blindenhund Spike. Dass die Diagnose „Spondylose“, eine krankhafte Veränderung der Wirbelsäule, für Spike trotzdem ein glückliches Ende hatte, ist Beate und Wolfgang Humml aus Westendorf zu verdanken. Die haben den Frührentner nämlich im Zuge der Familienzusammenführung wieder aufgenommen und kümmern sich darum, dass es dem schwarzen Labrador-Retriever trotz „Rücken“ jetzt wieder richtig gut geht.

    Seit ein paar Wochen ist er wieder da. Zuhause fühlte er sich in Westendorf gleich wieder, denn dort ist er aufgewachsen. Gerade mal 14 Wochen alt, kam das schwarze Energiebündel im März 2013 zu den Hummls und der alt eingesessenen Dackeldame Amy, die erst gar nicht so begeistert vom Familienzuwachs war. Eine Hundeschule aus Neuburg an der Donau hatte per Anzeige nach Paten für Blindenhunde in spe gesucht. Beate Humml meldete sich spontan, nachdem ihr eine Fernsehsendung über Assistenzhunde die Augen geöffnet hatte für die vielen Aufgaben, die Hunde im Dienst der Menschen erfüllen.

    „Das ist jetzt mein soziales Jahr,“ dachte sich die ehemalige Postzustellerin und Hundeversteherin und machte sich an die nicht ganz einfache Aufgabe Spiky auf seinen künftigen Job vorzubereiten. Bus und Bahn fahren gehörte ebenso zur Vorschule für Blindenhunde wie Besuche in belebten Geschäften, um ihn an viele Menschen und lebhafte Kinder zu gewöhnen.

    Als er ein Jahr alt war, hieß es Abschied nehmen von der Familie, für Spiky begann die offizielle Ausbildung in der Hundeschule. Nachdem er viele Tests und Prüfungen bestanden hatte, begleitete er zwei Jahre sein blindes Frauchen durchs Leben. Doch plötzlich wurde er langsamer bei ausgiebigen Spaziergängen. Er konnte nicht mehr Schritt für Schritt die Stufen in den ICE überwinden, sondern sprang aus dem Zug, was er natürlich als Assistenzhund einer Blinden nicht durfte. Bald war klar, dass etwas nicht stimmte und das Röntgenbild zeigte den Schaden, den die Krankheit schon angerichtet hatte. Das Führgeschirr, das den engen Kontakt zu „seinem“ Menschen herstellte, drückte auf die krankhaft veränderten Wirbel und verursachte ihm Schmerzen. Das bedeutete das Ende seiner Karriere als Blindenhund und die Suche nach einem guten Zuhause für einen chronisch kranken Hund, der immer mal wieder zum Tierarzt muss, begann.

    Den Kontakt zu ihrem Pflegehund und seiner neuen Besitzerin hatten Hummls immer gehalten. So überlegten sie nicht lange als die Frage kam, ob der in Rente geschickte Mister Spike, wie er inzwischen hieß, wieder bei ihnen einziehen könnte. „Denn irgendwie gehört er doch zur Familie,“ krault Beate Humml Spike hinter den Ohren, bevor die wilde Jagd durch den Garten hinter der kurzbeinigen aber blitzschnellen Amy wieder losgeht. Beim entspannten Spielen hat er offensichtlich keine Schmerzen, braucht aber bald wieder eine Pause. Nie hätte Beate Humml gedacht, dass Spike wieder in ihrem Leben auftaucht, „jetzt sind wir beide halt gemeinsam in Frührente gegangen“, lacht die 53-jährige Ex-Postbotin, die nach einem Dienstunfall nicht mehr stundenlang Briefe und Pakete austragen kann.

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