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Westendorf: Die Wohngruppe für junge Männer stellt sich ihren Nachbarn vor

Westendorf

Die Wohngruppe für junge Männer stellt sich ihren Nachbarn vor

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    In gemütlicher Runde gab es für die Gäste des Sommerfestes Essen, Getränke und einen Einblick in die Welt der jungen Männer, die nach der Flucht aus ihrer Heimat in der Wohngruppe in Westendorf untergekommen sind.
    In gemütlicher Runde gab es für die Gäste des Sommerfestes Essen, Getränke und einen Einblick in die Welt der jungen Männer, die nach der Flucht aus ihrer Heimat in der Wohngruppe in Westendorf untergekommen sind. Foto: Steffi Brand

    Irmgard Utz hat ihre Chance genutzt. Aus der Zeitung hat sie erfahren, dass im ehemaligen Singer-Bungalow in Westendorf, der mittlerweile der Gemeinde gehört, ein Sommerfest der Wohngruppe stattfindet. Junge Männer aus Afghanistan, Guinea und anderen Ländern, die vom Jugendhilfeträger conneXX dort betreut werden, leben dort bereits seit einigen Monaten. Um all ihre Fragen zu stellen, ist Irmgard Utz am Donnerstagabend zum Sommerfest der Wohngruppe gekommen – und war begeistert.

    Aus Unwissenheit und Neugier sei sie gekommen, verrät sie – weil sie diejenigen kenne, die das Haus einst gebaut haben, und weil sie die Jungs, die nun dort leben, durch die Straßen gehen sieht. Informiert hat sich Irmgard Utz über die Betreuungssituation, die sie überrascht hat. Erwartet hat die gebürtige Westendorferin, dass ein oder zweimal am Tag jemand kommt, um nach dem Rechten zu sehen. Kennengelernt hat sie die Mitarbeitenden von conneXX, von denen rund um die Uhr eine Fachkraft vor Ort ist.

    Gerade durch die enge Betreuung werden die jungen Männer selbstständig

    Benedikt Fürst, der bei conneXX für den Bereich der stationären Hilfen verantwortlich zeichnet und ebenfalls zum Sommerfest gekommen ist, erklärt, dass diese Art der Rundumbetreuung nicht die Regel ist. Stattdessen stelle das Konzept, dass Fachkräfte die jungen Menschen nach ihrer Flucht permanent betreuen, die Ausnahme dar – doch genau dieses Modell helfe bei der Verselbstständigung der jungen Männer. Das ist nämlich das große Ziel der Einrichtung: die Jugendlichen bis zur Volljährigkeit zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, in einem fremden Land selbstständig zu werden. Würden sie in Containern lediglich untergebracht, in denen Sicherheitsfirmen patrouillieren, anstatt dass Fachkräfte sich um die jungen Menschen kümmern, sind die Erfolgschancen auf eine gelungene Integration geringer. Haben sich die jungen Erwachsenen erst gut in einer Region eingelebt, sollen sie im besten Fall auch später bleiben können.

    Um sich einzuleben braucht es jedoch nicht nur das Engagement des Jugendhilfeträgers conneXX und deren Mitarbeitenden, von denen einige zum Sommerfest gekommen sind, sondern auch Menschen aus dem Dorf, die offen auf die jungen Männer zugehen. Georg und Lisa Spann aus Westendorf haben sich genau für diesen Weg entschieden. Während Lisa Spann neugierig das afghanische Reisgericht probiert und vom Mix aus Reis, Trauben, Rosinen, Karotten und afghanischen Gewürzen schwärmt, erklärt sie: „Es ist wichtig, Kontakte zu knüpfen und sich kennenzulernen.“ Georg Spann stimmt seiner Frau zu und schlägt einen anderen Weg des Kennenlernens ein: Gemeinsam mit den jungen Leuten liefert er sich spannende Tischtennismatches, denn die Platte dafür steht direkt im Garten.

    Die jungen Männer würden gerne lernen, wie man Fahrräder repariert

    Für die Nachbarn, den Ort, Familie und Freunde und für alle neugierigen Menschen hat die Wohngruppe das Sommerfest organisiert und sich bei der Zubereitung vielfältiger Speisen viel Mühe gegeben. Die jungen Erwachsenen, die in Deutschland auf eine neue Chance hoffen, standen selbst am Herd und am Grill und haben Teller mit Salat und Obst hergerichtet, um Gäste willkommen zu heißen. Die Wenigen, bei denen die Neugier stärker war als etwaige Berührungsängste, die die Gäste hinter dem geringen Zulauf vermuteten, durften sich das Haus der Jugendlichen ansehen und kamen ins Gespräch über das, was vor Ort benötigt wird.

    Roland Wuchterl, ein Mitglied des Westendorfer Gemeinderats, war beispielsweise vor Ort, um unter anderem mögliche Freizeitaktivitäten publik zu machen und um herauszufinden, wer vielleicht Interesse daran hat, im Sportverein seine Zeit zu verbringen. Wohngruppenleiterin Severine Gerber brachte ein, dass „ihre Jungs“, wie sie ihre Schützlinge nennt, gerne lernen würden, wie man Fahrräder repariert und sich ganz vielfältig begeistern ließen, wenn sich Menschen nur die Zeit dafür nehmen. Auch die Suche nach einem Ferienjob sowie anderweitige Sportoptionen und das Erlernen der deutschen Sprache waren Themen, die beim Sommerfest in gemütlicher Runde zur Sprache kamen, zu der auch Westendorfs Bürgermeister Steffen Richter gekommen war.

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