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Welden: Rund 800 Menschen demonstrieren in Welden gegen Rechtsextremismus

Welden

Rund 800 Menschen demonstrieren in Welden gegen Rechtsextremismus

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    Fast 800 Menschen demonstrieren in Welden friedlich gegen Rechtsextremismus.
    Fast 800 Menschen demonstrieren in Welden friedlich gegen Rechtsextremismus. Foto: Marcus Merk

    Mit diesem Zulauf hatte das Ehepaar Lawall nicht gerechnet: Vor knapp zwei Wochen haben die zwei zum ersten Mal in ihrem Leben eine Demonstration angemeldet. "Wir dachten da an etwas Familiäres", sagt Thomas

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    Auf der Demo gegen Rechts versammeln sich am Samstagabend Hunderte in Welden mit Pfeifen,Trommeln und Plakaten - während zeitgleich eine Veranstaltung der AfD stattfindet.

    Darunter auch Beatrix Moos, die älteste Teilnehmerin der Weldender Demo. Sie hat die Bombennacht in Augsburg vor genau 80 Jahren in Augsburg erlebt und erinnert sich auch noch mit ihren 93 Jahren an diese "gewalttätige Zeit". Zusammen mit Ilsetraud Köninger ist Moos am Samstag aus Altenmünster nach Welden gekommen. "Gewaltfrei denken, reden, handeln" steht auf dem Plakat der beiden Damen. 

    Beatrix Moos, 93 Jahre alt (links) und Ilsetraud Köninger sind aus Altenmünster nach Welden zu Demonstration gegen Rechtsextremismus gekommen.
    Beatrix Moos, 93 Jahre alt (links) und Ilsetraud Köninger sind aus Altenmünster nach Welden zu Demonstration gegen Rechtsextremismus gekommen. Foto: Marcus Merk

    Hinter ihr vertreten Michael Tartsch, Andrea Müller und Simone Sigel die Bürgerliste Zusmarshausen. "Wir haben beschlossen, es muss sich was ändern. Wir wollen Farbe bekennen", sagt Müller. Das Ehepaar Günter aus Bonstetten engagiert sich für Fridays for Future. Beide waren schon vielfach auf Demos - doch seit fünf Wochen haben sie Verstärkung: Magnus heißt ihr Sohn, gerade mal fünf Wochen alt und so dick eingepackt, dass man ihn gar nicht sieht. 

    Jessica und Stefan Günter aus Bonstetten mit dem gut eingepackten Baby Magnus.
    Jessica und Stefan Günter aus Bonstetten mit dem gut eingepackten Baby Magnus. Foto: Cordula Homann

    Viele Eltern haben ihre Kinder mitgebracht, die zum Schutz vor dem Lärm Ohrenschützer tragen. Fast alle halten Plakate hoch. Nathalie Leclere aus Zusmarshausen war auch schon auf größeren Demos. "Aber hier zählt jeder doppelt", betont sie. Während man in einer Großstadt in der Menge anonym sei, kennt man sich auf dem Land. "Hier muss man Gesicht zeigen", findet auch ihre Freundin Eve Siegel. Zusammen mit Susanne Musk wollen sie in der kommenden Woche an "Augsburg leuchtet" teilnehmen. 

    Susanne Musk, Nathalie Leclere und Eve Siegel aus Zusmarshausen waren bei der Demonstration gegen Rechtsextremismus in Welden dabei.
    Susanne Musk, Nathalie Leclere und Eve Siegel aus Zusmarshausen waren bei der Demonstration gegen Rechtsextremismus in Welden dabei. Foto: Cordula Homann

    Bei seiner Ansprache fordert Weldens Bürgermeister Stefan Scheider die Menschen dazu auf, Haltung gegen Rechtsextremismus zu zeigen; nicht nur in sozialen Medien, sondern auch in Familie, Schule und Beruf. Demokratie sei anstrengend und zwinge zu Kompromissen. "Sie ist die einzige Staatsform, die Würde, Freiheit und Gleichberechtigung garantiert." SPD-Kreisrat Fabian Wamser ruft: "Es braucht keine Alternative für Menschlichkeit, es braucht keine Alternative für Freiheit, es braucht keine Alternative für Vielfalt und Gleichberechtigung – es braucht keine Alternative für Deutschland!" Thomas Lawall wünschte den Teilnehmern der AfD-Veranstaltung in seiner Rede ironisch eine gute Heimfahrt, verbunden mit der Bitte, nie wieder kommen.

    Junge Weldenerin fordert mehr Lärm gegen Rechtsextremismus

    Aus Welden selbst sind unter anderem Elmar Willsch sowie Alexandra Schmid dabei. Sie haben auch Familie und Freunde mitgebracht. Marina Müller aus Wertingen ist überzeugt: "Vor Ort sein ist wichtig." Voller Eifer ist auch die kleine Lotta dabei, zwei Jahre alt. "Wir waren schon in Augsburg und Donauwörth demonstrieren, das ist ihr dritter Einsatz", sagt Mutter Frederike Schludi aus Ehingen und lacht. "Lotta kann 'Demo' sagen und ein Schild halten, das haben wir alles trainiert." "Ja", quietscht die Kleine fröhlich zustimmend. Andere Teilnehmer meinen, es sei wichtig zu zeigen, dass die Mehrheit nicht die anderen sind und fordern Nichtwähler auf, ihre Kreuze zukünftig bei demokratischen Parteien zu machen. 

    Inzwischen spricht vorn ein Mitglied der "Autonomen Bande Augsburg". Mit in der ersten Reihe steht Natascha Schusch aus Welden. Sie hat bei der Organisation geholfen und kunterbunte Pfeifen organisiert. Als es am Samstag nach gut einer Stunde ruhiger wird, stellt sich die junge Taisia Matwejew vom Jugendtreff in Welden aufs Podest und fordert die Menge lautstark auf, sich bemerkbar zu machen, um im Holzwinkelsaal gehört zu werden. 

    Die Bilanz der Zusmarshauser Polizei zur Demo in Welden

    Die Versammlung dort hatte Weldens Bürgermeister Stefan Scheider genehmigt. "Ich kann so etwas nicht verbieten", betont er hinterher im Gespräch erneut. Umso wichtiger sei es ihm gewesen, auch draußen vor der Tür als einer der Redner das Wort an die Demonstrierenden zu richten. "Und wenn man sieht, wie viele Menschen gekommen sind, dann war so eine Aktion wohl auch notwendig." Thomas Lawall ist nach dem Ende seiner Aktion gegen 19 Uhr überwältigt. Einsatzleiter Robert Schmitt von der Zusmarshauser Polizei zieht eine positive Bilanz. "Es gab keine besonderen Vorkommnisse." 

    Oben im Holzwinkelsaal folgen rund 80 Menschen den Reden von den beiden Bundestagsabgeordneten Rainer Kraft und Peter Felser sowie von Anna Nguyen, die für die AfD im hessischen Landtag sitzt. Pascal Pfannes, Beisitzer der AfD Augsburg-Land, ist mit der Resonanz zufrieden und wertet die Veranstaltung in Welden als Erfolg. 

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