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Welcher Bürgermeister trägt an Weiberfasching eine Krawatte?

Landkreis Augsburg

Weiberfasching: Wer trägt noch eine Krawatte?

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    Bei der Krawattenabschneiderei im Rahmen des Sturms auf das Königsbrunner Rathaus ging es bereits in den vergangenen Jahren lustig zu.
    Bei der Krawattenabschneiderei im Rahmen des Sturms auf das Königsbrunner Rathaus ging es bereits in den vergangenen Jahren lustig zu. Foto: Anke Maresch (Archivbild)

    Jedes Jahr in den letzten Faschingstagen, da wird sie wieder herausgeholt und im Treppenhaus des Diedorfer Rathauses aufgehängt, die Kette mit den abgeschnittenen Krawatten, erzählt Helga Mayer aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters. „Ungefähr 20 Krawatten sind das, die ersten stammen noch aus der Zeit von Otto Völk“, nennt sie den Vorgänger des jetzigen Bürgermeisters Peter Högg. Wenn an Weiberfasching, dem Donnerstag vor dem Faschingswochenende, Frauen landauf landab den Männern die Krawatten abschneiden, dann beginnt sie wirklich, die heiße Zeit des Faschings. Doch wer trägt heute eigentlich noch Krawatte?

    Königsbrunns Stadtoberhaupt Franz Feigl kann landkreisweit wohl als fleißigster Schlipsträger im Bürgermeisteramt bezeichnet werden. Seit Aufnahme seiner beruflichen Tätigkeit im Jahr 1996 trage er grundsätzlich eine Krawatte. Ausnahmen gebe es bei ihm allerdings auch: „Sehr heiße Tage oder im Winter, wenn erkältungsbedingt eher Rollkragenpullis angebracht sind“, sagt Feigl. Am Weiberfasching trägt er selbstverständlich eine Krawatte. Dabei greife er als erfahrener Bürgermeister auf „seinen kleinen Fundus alter Krawatten zurück“. Am lumpigen Donnerstag werde er sich in der Früh dann ganz spontan für einen Schlips entscheiden.

    Mit Krawatte ins Büro? Nur, wenn es unbedingt sein muss

    Der Diedorfer Bürgermeister Peter Högg tut das üblicherweise nur bei offiziellen Anlässen wie dem Neujahrsempfang und Trauungen. Und eben an Weiberfasching. Auf diesen Moment wartet eine Gruppe von Rathausmitarbeiterinnen dann schon und – schnipp – ist die Krawatte weg. Das abgeschnittene Reststück kommt dann zu den anderen an die Kette. Dieser Moment an Weiberfasching ist nicht die einzige Faschingsaktion im Diedorfer Rathaus. An Rosenmontag kommen die Diedorfer Germanen, eine wilde Faschingshorde, ins Rathaus und „entführen“ den Bürgermeister zum gemeinsamen Feiern im Bauhof.

    Wenn Frauen Krawatten tragen, dann ist Weiberfasching.
    Wenn Frauen Krawatten tragen, dann ist Weiberfasching. Foto: Anke Maresch (Archivbild)

    Krawattenabschneiden - Was sich nach alter Tradition anfühlt, ist erst wenige Jahrzehnte alt und stammt aus dem Karneval im Rheinland. Als Symbol des Entzugs männlicher Macht schneiden die „Weiber“ den Männern die Krawatten ab. Symbolisch kann es deshalb durchaus auch gesehen werden, dass in Fischach die Kindergartenkinder zum Krawatte abschneiden auf ihren Krachumzügen zu Bürgermeister Peter Ziegelmeier kommen. Auch wenn die Kinder noch klein sind, sind sie da zuverlässig. „Wenn der Bürgermeister eine Krawatte trägt, ist sie an diesem Tag auch weg“, so Marion Halamay aus dem Vorzimmer. Und eine Krawatte, die hat er sonst nur selten umgebunden.

    Im Rathaus in Untermeitingen wird ebenfalls keine Krawatte getragen, auch nicht am Weiberfasching, sagt Bürgermeister Simon Schropp. Seine Kolleginnen hätten das Krawatte-Abschneiden daher schon aufgegeben. Das hänge aber auch mit seinem Kleiderschrank zusammen, sagt Schropp: „Tatsächlich ist auch mein Fundus der besonderen Raritäten aufgebraucht und ich müsste aktuelle Modelle opfern.“

    Hier kommt der Bürgermeister zum Weiberfasching in die Stadthalle

    So weit ist es bei Bürgermeister Richard Greiner in Neusäß noch nicht. Grundsätzlich trägt er nicht täglich Krawatte, sondern in der Regel nur bei offiziellen Anlässen. An Weiberfasching bindet er sich zumeist eine ältere Krawatte um, weil er schon ahnt, dass ihm diese abgeschnitten wird - da ist er übrigens nicht der Einzige, dem das im Rathaus an diesem Tag passiert. Der Bürgermeister hat vor, am Abend beim erstmals in der Stadthalle stattfindenden Weiberfasching vorbeizuschauen, „sicher auch mit Krawatte“, wie er schmunzelnd betont. Am Rosenmontag gibt der Bürgermeister traditionell seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Krapfen aus, dieses Jahr schaut sogar auch die Narrneusia kurz im Rathausfoyer vorbei.

    Der Weldener Bürgermeister Stefan Scheider wird sich extra zum Weiberfasching eine Krawatte umbinden. Normalerweise tut er das nur zu entsprechenden Anlässen. „Am Donnerstag tragen eigentlich alle Männer im Rathaus Krawatte“, erzählt er. Gleich morgens werden hier die „lumpigen Weiber“ erwartet. Mit den Gästen setzen sich die Mitarbeiter im Rathaus dann zum fröhlichen Krapfen-Essen zusammen. Die „lumpigen Weiber“ haben stets etwas vorbereitet. Mitunter werde er als Bürgermeister bei dieser Gelegenheit von den Frauen ordentlich durch den Kakao gezogen, erzählt Stefan Scheider. Es treffe aber durchaus auch andere Personen.

    Bürgermeister verteilt Krapfen in den Kindergärten

    Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller wird am Donnerstag ohne Krawatte das Rathaus betreten. Sein Fundus an günstigen Krawatten sei aufgebraucht, hieß es aus dem Vorzimmer. Ob er seine Krawatte heil durch den Tag bringt, weiß Paulus Metz am Morgen des Weiberfaschings noch nicht. Der Stadtberger Bürgermeister erzählt, dass manchmal Kindergartengruppen oder erwachsene Faschingsnarren vorbeikommen würden, um ihm die Krawatte abzuschneiden. „Ich habe aber sicher eine um“, verspricht er.

    Bei Dinkelscherbens Bürgermeister Edgar Kalb ist das nur noch selten der Fall. „Ich habe im Beruf früher jeden Tag Krawatte getragen. Seit 2012 nur noch ganz selten.“ Der Rathauschef wird auch am Donnerstag keine Krawatte anziehen. „Ich habe zwar noch einige alte zu Hause, aber bei uns kommt ohnehin niemand, der sie abschneiden will. Früher habe ich diesen Tag in der Arbeit immer vergessen und meine guten Krawatten mussten dran glauben“, so Kalb, der hinzufügt: „Wenn jemand aber das ganze Jahr eine trägt, sollte man das auch am Donnerstag machen.“

    Das trifft nicht auf Zusmarshausens Bürgermeister Bernhard Uhl zu, denn der trägt meistens eine Fliege. Am Donnerstag teilt Uhl zunächst in Kindergärten Krapfen aus. Danach geht‘s aber ins Rathaus - „Wahrscheinlich mache ich den Spaß mit und ziehe ausnahmsweise mal eine Krawatte an“, sagt er und lacht.

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