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Weil Nistplätze im Kreis Augsburg fehlen, wird der Storch teils zum Problem

Landkreis Augsburg

Den Störchen gehen im Landkreis Augsburg die Nistplätze aus

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    Die Zahl der Störche im Augsburger Land wächst. Geeignete Plätze zum Nisten werden nun knapp.
    Die Zahl der Störche im Augsburger Land wächst. Geeignete Plätze zum Nisten werden nun knapp. Foto: Gerhard Mayer

    Im Landkreis Augsburg wurden bereits jetzt die ersten Weißstörche wieder auf ihren Nestern gesichtet. Auch der Bestand der Störche nimmt weiterhin zu. Während der Storchenbestand in Bayern in den 1980ern Jahren noch am Tiefpunkt war, sieht man die Vögel mittlerweile das ganze Jahr über in der Region. Die steigenden Zahlen sollten eigentlich Anlass zur Freude sein, doch nun droht ein neues Problem. Wie Storchenexperte Anton Burnhauser schildert, gehen den Tieren die Nistplätze aus. 

    Wesentlicher Grund dafür sei, dass die traditionellen Nester bereits besetzt sind, weiterhin aber viele neue Vögel dazukommen. Dadurch wird der Wohnraum knapp. Vor allem unerfahrene „Erstbrüter" tun sich schwer geeignete Plätze zum Nisten zu finden. Sie besetzen stattdessen Kamine, die noch in Benutzung sind oder bauen auf blanke Dachgiebel, bei denen sie Nistmaterial verlieren. Dieses landet dann zum Beispiel in Gemüsebeeten, zum Ärger der betroffenen Menschen.

    Es gibt zu wenige Storchenschützer

    Wenn sich der Lebensraum von Mensch und Tier überschneidet, kann das zu Problemen führen. Anton Burnhauser und seine Kollegen sind daher besorgt, dass die Stimmung bald kippt und die Tiere an Sympathieträgern verlieren. Der Experte und sein Team haben schon seit vielen Jahren alle Hände voll zu tun, den betroffenen Bürgern zu Hilfe zu eilen. Bei diesen Einsätzen stabilisieren sie etwa labile Nester, bringen neue Unterlagen an, oder stellen Ersatzstandorte bereit, falls ein Horst umgesiedelt werden muss. Laut dem Experten gebe es allerdings noch viel zu wenig von solchen Storchenschützern, die sich für die Tiere einsetzen und dabei helfen anzupacken.

    Darum sieht man die Vögel auch im Winter im Kreis Augsburg

    Flogen Störche früher im Winter noch bis nach Afrika, überwintern die Vögel heutzutage oft in der Nähe. Für gewöhnlich kehren die Vögel ab Mitte Februar aus ihren Quartieren zurück, um möglichst schnell ihren angestammten Wohnsitz einzunehmen. Mit dem Brüten wird ab Mitte März begonnen. 

    So überleben Störche den bitterkalten Winter:

    Viele Störche verzichten auf den langen Flug nach Afrika und überwintern in Bayern. „Dem Storch als großem Vogel macht die Kälte kaum etwas aus, da er die Wärme wesentlich besser speichern kann als kleine Singvögel, die immer bei uns überwintern“, sagt Weißstorch-Expertin Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz.

    Wieding geht davon aus, dass etwa 200 Störche während der kalten Jahreszeit im Freistaat bleiben. Selbst mit zweistelligen Minusgraden kämen die Störche gut zurecht. „Die Tiere haben im Laufe der Zeit so ihre Eigenarten entwickelt: Wenn es ihnen an den Füßen zu kalt wird, setzen sie sich auf Kamine oder Straßenlaternen zum Aufwärmen.“

    Befürchtungen, dass überwinternde Störche erfrieren könnten, seien unbegründet. „Wird es wegen zugefrorener Seen und Flüsse für die Tiere zunehmend schwerer, Nahrung zu finden, fliegen die Störche einfach weiter umher“, erläutert die Expertin.

    Es kommt aber auch vor, dass die Tiere gar nicht mehr ausfliegen, sondern den Winter bei uns in der Region verbringen. Dass Störche nicht mehr ausfliegen und stattdessen in der Region überwintert haben, begann mit künstlich nachgezüchteten Tieren, denen der Zugtrieb abgewöhnt worden ist. Während die Jungstörche immer ziehen, ist ein Viertel der Altstörche in Schwaben schon seit Jahren nicht mehr weggezogen. Die Zahl der Winterstörche aus dem Landkreis Augsburg hat inzwischen wieder abgenommen. 

    Dass dieses Jahr weniger Störche zu sehen waren, lag auch am Wetter. Während tiefe Temperaturen den Tieren nichts ausmachen, stellt tagelanger kalter Regen ein Problem dar. Aus Erfahrung wissen die Vögel aber, wie sie die heutzutage milden Winter überstehen können. Bei dem plötzlichen Wintereinbruch Anfang Dezember ergriffen erfahrene Altstörche die sogenannte „Winterflucht". Bei dieser fliegen sie zum Beispiel in den Bodenseeraum, wo es eingerichtete künstliche Futterstellen gibt.

    Anton Burnhauser äußert sich kritisch zu den künstlich angelegten Futterstellen. In seinen Augen riskiere man dadurch die Entstehung eines Freilandzoos. Damit der Wildvogelstatus der Störche erhalten bleibt, sollte eine direkte Einflussnahme auf die Biologie der Tiere strikt vermieden werden. Egal, ob im Winter oder Sommer, seien die Storchenfachleute in Bayern daher einhellig und konsequent gegen jede Fütterung.

    Der Bestand der Störche nimmt weiter zu

    Wie in ganz Westbayern hat auch im Landkreis Augsburg der Bestand der Tiere die vergangenen Jahre noch weiter zugenommen. Die genauen Zahlen für den Landkreis hat Paul Schmuck. Im vergangenen Jahr waren es 32 Brutpaare. Durch die schweren Hagelunwetter im vergangenen Jahr kamen einige Tiere ums Leben. Zusätzlich gab es in vielen Horsten einen Totalverlust beim Nachwuchs durch nasskaltes Wetter und Unwetter mit Sturm. Trotz allem war es insgesamt aber erneut ein gutes Storchenjahr, sagt der Experte.

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