Die Gebühren für Trink- und Abwasser steigen in Gessertshausen und Ustersbach deutlich an, teilweise auf mehr als das Doppelte. Grund dafür sind extreme Kostensteigerungen. Gleichzeitig müssen die Gemeinden massiv in die Sanierung ihrer Trinkwasserleitungen und Abwasserkanäle investieren. Nach vier Jahren sind sie gesetzlich dazu verpflichtet, die Gebühren neu zu berechnen und Mehrkosten an die Verbraucher weiterzugeben. Für Kreditaufnahmen gebe es keinen Spielraum, erklärt Amtsleiter Alexander Bastian, andernfalls würde das Landratsamt die Haushaltspläne nicht genehmigen.
Das Wassernetz in Gessertshausen und Ustersbach ist, wie in vielen umliegenden Gemeinden auch, sanierungsbedürftig. „Je länger man wartet, desto mehr fällt an“, betont Amtsleiter Bastian. In Gessertshausen sind in den nächsten vier Jahren für die Erneuerung des Wassernetzes rund eine Million Euro eingeplant, für das Abwassernetz und die dazugehörigen Pumpstationen rund vier Millionen Euro. Ustersbach muss im selben Zeitraum in das Wassernetz etwa 700.000 Euro und in das Abwassernetz rund 950.000 Euro investieren.
In Ustersbach steigen die Wassergebühren um die Hälfte an
Neben diesen Sanierungskosten werden die Bürgerinnen und Bürger auch die gestiegenen Strompreise über die Gebührenerhöhung bezahlen. Laut Andrea Wörle vom Technischen Bauamt Gessertshausen mussten 2022 die Lieferverträge neu ausgeschrieben werden. Dabei seien die Stromkosten allein für Gessertshausen von rund 75.000 Euro auf 250.000 Euro angewachsen. „Ein weiterer Punkt ist, dass die verkaufte Wassermenge geringer war als in der letzten Kalkulation angenommen“, erläutert sie. Somit hätten sich die entstandenen Kosten auf weniger Kubikmeter verteilt. „Der Rückgang des Wasserverbrauchs ist eine Entwicklung, welche in den vergangenen zwei Jahren deutschlandweit zu beobachten war.“ Auch diese Entwicklung sei, so Wörle, in 2020, als die letzten Gebührenberechnungen anstanden, so nicht vorhersehbar gewesen. Die dadurch entstandene Unterfinanzierung der letzten vier Jahre hätte in der Neukalkulation mitberücksichtigt werden müssen – was heißt: Die Gemeinde hat die Mehrkosten nur ausgelegt, die Bürger müssen sie zurückzahlen.
Zum 1. Januar 2025 steigen die Wassergebühren für Gessertshausen wie folgt: Die Grundgebühr für Trinkwasser erhöht sich von knapp 45 Euro auf 107 Euro, die Verbrauchsgebühr von 2,51 auf 3,72 Euro pro Kubikmeter. Somit zahlt eine vierköpfige Familie in Gessertshausen mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 150 Kubikmetern ab dem neuen Jahr ca. 566 Euro statt wie zuletzt 422 Euro. In Ustersbach verdoppelt sich die Grundgebühr von 107 auf 214 Euro, die Verbrauchsgebühr steigt von 2,62 auf 3,57 Euro. Eine vierköpfige Familie muss nach dem obigen Beispiel in Ustersbach in Zukunft 750 Euro statt 500 Euro bezahlen; das ist ein Anstieg von 50 Prozent. „Trotzdem ist das Trinkwasser immer noch relativ günstig“, meint Ustersbach Bürgermeister Willi Reiter, wenn man es preislich mit Mineralwasser vergleiche. Andrea Wörle hat es ausgerechnet: Ein Liter Trinkwasser kostet ab Januar in Gessertshausen 0,44 Cent brutto, in Ustersbach 0,50 Cent.
Auf die Gemeinden kommen neben Sanierung und Wassergebühren weitere Kosten zu
Auch beim Abwasser und Niederschlagswasser steigen die Gebühren deutlich an. Für Gessertshausen verdoppelt sich der Betrag, der für Niederschlagswasser verdreifacht sich in Ustersbach. An dieser Stelle könne unter anderem über Zisternen, versickerungsfähige Beläge und begrünte Dachflächen Geld eingespart werden, erläutert Wörle. Auch ein Gartenwasserzähler sei installierbar, um Kosten zu senken. Das lohne sich allerdings erst ab einer Entnahme von 25.000 Litern.
„Wir haben im Gemeinderat lange diskutiert“, sagt Ustersbacher Bürgermeister Reiter. Zuletzt habe man wegen der Trinkwasseraufbereitungsanlage knapp drei Millionen Euro investiert und Verbesserungsbeiträge an die Bürger weitergeben müssen. Dennoch sei für alle Gemeinderäte in Ustersbach klar gewesen: „Wir dürfen nicht weniger verlangen.“ Das bestätigt Gessertshausen Bürgermeister Jürgen Mögele. Auch in Gessertshausen waren die Bürger über Verbesserungsbeiträge zuletzt zur Kasse gebeten worden, für den Neubau des Hochbehälters Margertshausen, den Neubau der Trinkwasseraufbereitungsanlage Deubach und die Neuverlegung der Hauptleitung zwischen Döpshofen und Weiherhof. Mehr als fünf Millionen Euro hatte das alles zusammen gekostet.
Der Zweckverband Staudenwasser kann sein Wasser bisher günstiger abgeben. Dort zahlt eine vierköpfige Familie für 150 Kubikmeter Trinkwasser momentan gut 225 Euro. Von diesem Angebot hätten die Gemeinden Gessertshausen und Ustersbach gerne profitiert. Wie berichtet, war der Zweckverband zuletzt an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Seit einigen Jahren werden keine neuen Mitglieder aufgenommen. Ob der Preis für Staudenwasser-Kunden so bleiben kann, wird sich in drei Jahren zeigen. Der Zweckverband versorgt nach eigenen Angaben rund 38.000 Einwohner, Gessertshausen und Ustersbach nur knapp 6000. Können die Kosten für Personal und Energie auf ein größeres Wasservolumen umgelegt werden, wird es für den Endverbraucher billiger.
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