Nach dem diesjährigen Jahreskonzert des Jugendblasorchesters (JBO) Meitingen, das am Samstagabend, 16. November, um 19 Uhr in der Turnhalle der Mittelschule stattfinden wird, beginnt für Walter Möckl eine neue Welt. Zum letzten Mal wird das JBO-Gründungsmitglied auf der Bühne stehen und das Orchester dirigieren. Im ersten Teil des Konzerts werden Lieder gespielt, die „mir gefallen“, verrät er im Gespräch und erklärt mit ein bisschen Wehmut in der Stimme: „Ich werde sie zum letzten Mal dirigieren und möchte es einfach nur genießen.“ Im zweiten Teil des Konzerts sollen Erinnerungen geweckt werden – an die Zeit unterwegs und damit auch an die Zeit, in der die Musikerinnen und Musiker gemeinsam in fremde Länder reisten, um dort zu musizieren sowie Land und Leute kennenzulernen.
Walter Möckl wird sich in Meitingen weiterhin musikalisch einbringen
Walter Möckls neue JBO-Welt, die nach dem Jahreskonzert folgen wird, sieht hingegen anders aus. Blickt er auf das Jahreskonzert im nächsten Jahr, möchte er als Musiker „einfach nur Tubist sein“ – ohne sich einzumischen, ohne etwas zu sagen. Tuba spielen hat er im Jahr 1967 bei den Schwäbischen Bläserbuben begonnen. „Eigentlich wollte ich Fußball spielen, aber es wurden Tubisten gesucht“, erinnert sich Walter Möckl zurück an die Zeit, in der seine musikalischen Weichen für ihn gestellt wurden. Schon mit den Bläserbuben war er zwischen 1967 und 1975 häufig unterwegs. Durch die Bierzelte tourte er von 1975 bis 1983 als Mitglied der Original Lechschwaben; zudem dirigierte er eine Jugendkapelle in Untermeitingen und in Emersacker.
Als ihn sein Beruf als Lehrer nach Meitingen verschlug, dirigierte Walter Möckl die Sigri-Jugendkapelle und absolvierte eine zweijährige Ausbildung zur „Leitung von Blasorchestern und Ausbildung von Jungbläsern“ an der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung. 1992 wurde das JBO dann von insgesamt 69 Gründungsmitgliedern aus der Taufe gehoben; noch im selben Jahr fand das erste Konzert unter der Leitung von Walter Möckl statt. Am kommenden Samstag – 32 Jahre später – wird das letzte JBO-Konzert unter dem Taktstock des 70-Jährigen gespielt.
Dass Walter Möckl sich zum Jahreskonzert vom Dirigentenpult verabschieden wird, ist ein wohl vorbereiteter Schritt. Vor zwei Jahren hat er das Jugendorchester übergeben; nun folgt das Blasorchester. Die Arbeit mit den Flötenmäusen wird künftig weniger werden. Der Einzelunterricht, den der pensionierte Lehrer anbietet, bleibt und auch die Bläserklasse, die er einst als Novum ins Leben gerufen hat, wird Walter Möckl weiter auf ihren ersten musikalischen Schritten begleiten. Zudem hält der 70-Jährige an der Erwachsenen-Version der Bläserklasse fest, die als Freizeitmusikanten eine eigene JBO-Gruppe bilden und einmal im Monat in der evangelischen Kirche spielen.
Möckl gibt Kindern und Jugendlichen Musikunterricht
Das Grundprinzip ist dabei gleich: Sowohl in der Bläserklasse als auch bei den Freizeitmusikanten werden die Musikerinnen und Musiker mit ihren jeweiligen Instrumenten „zusammengewürfelt“ und beginnen dann gemeinsam zu musizieren. Der Unterschied liegt lediglich im Alter: In der Bläserklasse spielen Schulkinder gemeinsam. In der Erwachsenen-Bläserklasse, bei den Freizeitmusikanten, liegt die Altersspanne in etwa zwischen 30 und 80 Jahren. „Es ist ein super Haufen, der zusammenhält und gerne Wein trinkt“, sagen Walter Möckl und seine Ehefrau Simone lachend. Das Ehepaar ist froh und stolz darauf, dass die Gruppe der Freizeitmusikanten regelmäßig Zugänge begrüßen kann, aber keine Weggänge verzeichnen muss.
Walter Möckl wird also auch weiterhin musikalische Aufgaben für das JBO übernehmen – nicht zuletzt auch, weil ihn der Kontakt mit jenen freut, die als Kinder selbst bei ihm ein Musikinstrument erlernt haben und nun ihre Kinder in den Möckl’schen Unterricht geben. Wenn der 70-Jährige mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, erinnert er sich regelmäßig an seinen musikalischen Ziehvater, an Jochen Schmidt-Täubner, der einst als „Gersthofer Blasmusik-Pionier“ gewürdigt wurde und gesagt haben soll: „Mein Herz gehört der Jugend.“ Damit kann sich auch Walter Möckl identifizieren – wohl wissend, dass er auch Gesprächspartner seiner Schülerinnen und Schüler ist „und sie mir oft mehr erzählen als zuhause“.
Jahreskonzert des Jugendblasorchesters Meitingen am Samstag
Und so bleibt Walter Möckl eine große Portion dessen erhalten, woran sein Herz hängt. Mit Blick auf den Verein, hat er einen Vorsatz gefasst, den er augenzwinkernd verrät: „Ich habe mir vorgenommen, das Wort ‚früher‘ nicht mehr zu verwenden.“ Früher – das war die Zeit, in der Walter Möckl und das JBO auf Reisen waren. Heute steuert der 70-Jährige in die Zukunft, nach wie vor mit reichlich Musik und mit Kindern und Jugendlichen, aber auch mit deutlich mehr Zeit für seine mittlerweile fünf Enkelkinder im Alter zwischen einem und fünf Jahren.
Info: Das Jahreskonzert des Jugendblasorchesters Meitingen findet am kommenden Samstag, den 16. November, um 19 Uhr in der Mittelschulturnhalle in Meitingen statt. Der Eintritt ist frei.
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