Im Rahmen des Festjahres „500 Jahre Heiliges Kreuz in Biberbach“ hatte der Jubiläumsausschuss zu einem kulturhistorischen Vortrag in die Schulaula eingeladen. Bezirksheimatpfleger Christoph Lang referierte zum Thema „Heimat und Wallfahrt“. Mehr als hundertzehn Interessierte konnte Pfarrer Ulrich Lindl an diesem Abend begrüßen. In seinen einleitenden Worten ging der Ortsgeistliche auf die beiden Begriffe des Themas ein.
„Heimat“ wird eher mit dem „Dableiben“ verbunden, „Wallfahrt“ dagegen steht für „Fortgehen“ und Aufbruch. Und doch verbindet das „und“ im Thema beide Begriffe. Bezirksheimatpfleger Lang erläuterte am Anfang seiner Ausführungen, dass er sich mit dem Blick des Historikers und Volkskundlers diesem Thema angenommen hat. Für die grundsätzliche Einordung skizzierte er die Entwicklung des Wallfahrtswesen, beginnend mit großen Fernwallfahrtszielen wie Jerusalem und Santiago de Compostela im Spätmittelalter bis hin zu Nahwallfahrten, die typisch für die Barockzeit sind. Es entstanden kleine Wallfahrtsorte, die in einer Tagesreise, etwa im Umkreis von 15 Kilometern gut erreichbar waren.
An der Entstehung der Wallfahrt zum Heiligen Albanus in Salmannshofen verdeutlichte Lang den Ursprung. Dazu brauchte es einen Initiator, der überzeugt, oft auch persönlich betroffen und vernetzt für „seine“ Wallfahrt aktiv wurde, wie im Fall von Salmannshofen Pfarrer Andreas Straubner. Typisch für diese Nahwallfahrten sind auch große barocke „Events“, die prachtvoll ausgestaltet wurden und viele Menschen anzogen.Meist blieben die Menschen auch „ihrer Wallfahrt“ treu, unabhängig von jeweiligen Grund der Wallfahrt.
Erst wollten die Pferde in Biberbach nicht weiter, dann schlug der Blitz ein
Bei der Biberbacher Wallfahrt war es sicherlich Pfarrer Anton Ginther, der die Wallfahrt zum „Herrgöttle von Biberbach“ so richtig in Schwung brachte. Bereits 1525 kam das romanische Gnadenbild in Biberbach an. Ein Weinhändler aus dem Württembergischem hatte es im Straßengraben gefunden und aufgeladen. Am Biberbacher Berg wollten die Rosse nicht mehr weiter. So wurde das Kreuz abgeladen und aufgestellt. Dann geriet es viele Jahre in Vergessenheit und wurde erst nach einem Blitzeinschlag in den Kirchturm wieder vom Dachboden geholt.
Aber erst als der junge, von den Patronatsherren, den Fuggern, bestimmte Pfarrer Anton Ginther 1681 die Pfarrstelle antrat, ging es mit der Wallfahrt voran. Begeistert von den Predigten des Kapuziners Marcus von Aviano war ihm die Verbreitung und Vertiefung des Glaubens ein Herzensanliegen. Von Besuchen beim Papst in Rom brachte er nicht nur die Anerkennung der Wallfahrt, sondern auch „Heilige Leiber“ mit. Wertvoll in Kloster Holzen gefasst, wurden diese zu einem weiteren Anziehungspunkt für Gläubige. In Mariakelbüchern trug Ginther Heilungsberichte ein. 1684 wurde dann der Grundstein für die barocke Wallfahrtskirche gelegt. Mit Valerian Brenner konnte ein namhafter Baumeister gewonnen werden.
Bei den großen Wallfahrtstagen sind Tausende von Kommunikanten dokumentiert. Die Wallfahrt zum „Herrgöttle von Biberbach“ entwickelte sich so zu einer Wallfahrt von überregionaler Bedeutung. Bis heute gehört die Wallfahrt aber auch zum Heimatgefühl der Biberbacherinnen und Biberbacher dazu. Unvorstellbar das Gemeindewappen ohne die Abbildung der Wallfahrtskirche. Der Blick von der Bundesstraße 2 auf die Kirche auf das stolze Kirchengebäude steht für das Gefühl des Heimkommens.
Nach dem Vortrag bestand die Möglichkeit für Nachfragen. Bei einem Getränk standen viele Besucher noch zusammen und diskutierten in kleinen Gruppen über Heimat und Wallfahrt in Biberbach und Schwaben, damals und heute.
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