Das Buch von Hape Kerkelin „Ich bin dann mal weg“ inspirierte den gebürtigen Deuringer Bernhard Kisch, früherer Stadtberger Marktgemeinderat und ehemaliger Bürgermeister im mittelfränkischen Wilburgstetten und Bad Windsheim, einmal eine längere Wanderung zu machen. „Mein Bruder Andreas und ich sind zuvor schon mal unabhängig voneinander den E5 von Oberstdorf nach Meran gegangen. Nachdem wir unsere Schwester Christine in Rom schon mit allen Verkehrsmitteln per Flugzeug, Bahn, Bus, Auto und auch mit dem Fahrrad besucht hatten, wollten wir uns zu Fuß nach Rom aufmachen“, sagt der 51-Jährige. Dabei wollten die beiden sportbegeisterten Brüder auch nachspüren, wie es wohl früher gewesen war, als es für die Massen nur diese Fortbewegungsmöglichkeit gab. „Natürlich gehört das Entdecken und ein bisschen Abenteuerlust auch zu den Motivationsgründen für so eine Wanderung, die von unserem Elternhaus aus in Deuringen mit acht Kilo im Rucksack startete“, erklärt Bernhard Kisch.
Bereits vor zwei Jahren fällten die Brüder die Entscheidung, nach Rom zu wandern. „Das musste aber aufgrund von Corona verschoben werden. Wir studierten verschiedene Pilgerführer und orientierten uns bei unserer Wegplanung an Fernwanderwegen wie den E5, die Via Claudia, Via Romea und den gut beschilderten Antonius- oder Franziskuspilgerwegen“, erzählt Kisch. Von vorneherein war klar, dass die Route nicht über den Brenner, sondern über das Timmelsjoch, dem Grenzpass zwischen Österreich und Italien, der auf einer Höhe von 2474 m liegt, gehen soll. Die Wanderung führte in Tagesetappen über den Fernwanderweg E5, Meran, Triest, Vicenza, Imola, Apennin, Assisi, Rieti ins 1197 Kilometer entfernte Rom.
Die zwei Brüder aus Deuringen übernachteten Mal im Zelt, mal in Unterkünften
Um flexibel zu sein, übernachteten die Brüder im mitgenommenen Zelt, aber je nach Wetterlage auch Pilgerunterkünften, Bauernhöfen oder in Hotels. „Nach Este ging es durch die Poebene und bei Imola in den Apennin. Dort hatte gab es am Vortag so heftige Niederschläge, dass einzelne Brücken und Tallagen überschwemmt und verschlammt waren. Wir mussten große Umwege in Kauf nehmen und unsere geplante Strecke immer wieder ändern“, erzählen die Familienväter.
Italien lernt man bei einer Wanderung viel besser kennen, sind sich die Brüder einig. „Letztlich waren es die unglaublich vielen kleinen faszinierenden Entdeckungen der Flora und Fauna, insbesondere im Nationalpark Foreste Casentintinesi. Wir begegneten inspirierenden Menschen, entdeckten die Jahrhunderte alte Baukultur, das religiöse Leben und was dadurch geschaffen wurde und die grandiosen Landschaftsbildern abseits von touristischen Strömen“, sagt Bernhard Kisch. „Es ist zudem beeindruckend, wenn man sich dessen bewusst wird, dass man heute teils noch auf Wegen läuft, die schon die Römer genutzt hatten“, so der 51-Jährige. Man erlebe die Langsamkeit und Leichtigkeit des Seins, wenn man sich auf den Weg macht, so die Brüder. Sie sind ihren Arbeitgeber und ihren Familien dankbar, dass sie mit ihrer Zustimmung die Möglichkeit dieser außergewöhnlichen Wanderung ermöglichten.
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