Wer zuletzt zum Hausarzt musste, konnte sich selbst ein Bild machen: Die Wartezimmer in den Arztpraxen sind voll. Die Erkältungssaison ist in vollem Gange - kaum jemand, der in diesem Herbst nicht zumindest schon mal eine verschnupfte Nase hatte. Auch im Landkreis Augsburg sprechen Ärztinnen und Ärzte von derzeit sehr vielen Atemwegserkrankungen.
Stefanie Berger ist Hausärztin in Thierhaupten und gleichzeitig die stellvertretende Bezirksvorsitzende Schwaben des Bayerischen Hausärzte Verbandes. Sie bestätigt, dass derzeit viele Patientinnen und Patienten mit Atemwegserkrankungen infiziert sind. „Ich finde den Verlauf in diesem Herbst aber nicht ungewöhnlich. Auch in den vergangenen Jahren waren ähnlich viele Patienten mit Erkältungssymptomen in der Praxis“, sagt die Ärztin.
Im Landkreis Augsburg gibt es derzeit viele Lungenentzündungen
Die Wertachkliniken in Bobingen und Schwabmünchen melden derzeit sehr viele Patienten mit verschiedenen Atemwegserkrankungen, sowohl ambulant in der zentralen Notaufnahme als auch stationär. „Mit Anbruch des Herbstes und der kalten Tage haben wir einen deutlichen Anstieg verspürt, der bis dato anhält“, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage. Darunter sind auch viele Menschen, die wegen einer Lungenentzündung behandelt werden müssen. „Wir können bestätigen, dass es in diesem Jahr auffallend viele Lungenentzündungen gibt.“ Zum Herbstanfang seien sie auch bei jüngeren Patienten häufiger vorgekommen.
Im Sommer gab es laut Stefanie Berger insbesondere bei Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren und deren Familienangehörigen eine recht große Welle an atypischen Lungenentzündungen, ausgelöst durch Mykoplasmen. Das sind besonders kleine Bakterien, die die Lungenzellen befallen. In der Regel laufen solche Infektionen recht mild - bei manchen sogar ohne Symptome. Doch es gibt immer wieder auch langwierige und schwere Verläufe, die einer medizinischen Behandlung und die Gabe von speziellen Antibiotika bedürfen. Diese Mykoplasmen-Welle scheint aber vorbei zu sein: „Aktuell trifft das auf dieses Gebiet nicht mehr zu“, erklärt die Hausärztin.
Die Grippe-Welle lässt derweil noch auf sich warten. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) gab es in dieser Erkältungssaison bislang nur wenige nachgewiesene Grippe-Fälle. Das bestätigen auch die Wertachkliniken: „Derzeit ist die Grippe noch nicht auf dem Vormarsch.“ Meist nehmen die Infektionen allerdings ohnehin erst Anfang des Jahres zu.
Dunkelziffer bei Corona-Infektionen ist hoch
Corona spielt dagegen weiterhin eine Rolle, wenn es um Atemwegserkrankungen geht. „Es kommen immer wieder vereinzelt Patienten in die Praxis oder nehmen telefonisch Kontakt mit mir auf, die einen positiven Covid-Test im häuslichen Umfeld gemacht haben“, erklärt Hausärztin Berger. Die Dunkelziffer sei allerdings sehr viel höher. Die Wertachkliniken berichten von vielen Corona-Patienten „seit mehreren Wochen“.
Grundsätzlich gilt für die meisten Infektionskrankheiten - egal ob Grippe, Corona oder andere Erkältungsviren, dass sie von den Ärztinnen und Ärzten symptomatisch behandelt werden. „Ich empfehle bei grippalen Symptomen grundsätzlich, dass Patienten zum Schutze anderer eine Maske tragen sollen“, erklärt Stefanie Berger. Doch noch besser ist es natürlich, wenn man gar nicht erst krank wird. Für Grippe und Corona gibt es die Möglichkeit zur Impfung, die Berger für Patienten mit Risikokonstellationen und/oder ab einem Alter von 60 Jahren zum eigenen Schutz empfiehlt. Unabhängig von der Impfung hilft in der Erkältungssaison aber vor allem eines: regelmäßig Hände waschen.
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