Seit langem kämpft die Gemeinde Ustersbach mit fehlenden Einnahmen. Bis Jahresende wird der Schuldenstand auf drei Millionen Euro steigen, erklärte Kämmerin Marina Fischer auf der diesjährigen Bürgerversammlung. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt damit bei mehr als 2.400 Euro und somit dreimal so hoch wie im bayerischen Vergleich. Kein Wunder also, dass die Gemeinde die Grundsteuer B für Wohngrundstücke nur mäßig absenkt, von 430 auf 400, und die Grundsteuer A für landwirtschaftliche Flächen erhöht, von 430 auf 600.
Grund für die wirtschaftliche Schieflage waren zuletzt Ausfälle und Rückzahlungen bei der Gewerbesteuer, aber auch teure Investitionen, wie eine eigene Wasseraufbereitungsanlage, um die man wegen hoher Eisen- und Mangananteile im Trinkwasser nicht herumkam. „Die Entscheidung war für die Gemeinde eine sehr schwere, aber alternativlos“, betonte Bürgermeister Willi Reiter und rief die Ausgangssituation den Zuhörenden nochmals in Erinnerung. Ein Anschluss an die Trinkwasserversorgung Dinkelscherben wäre noch teuer geworden und eine Aufnahme in den Staudenwasser-Zweckverband sei für Ustersbach nicht möglich gewesen. Die Wasseraufbereitungsanlage soll im kommenden Frühjahr fertig werden und an einem Tag der offenen Tür zu besichtigen sein.
Neuer Produktionsstandort für Firma Bayernglück
Um Einnahmen für die Gemeinde zu generieren, gleichzeitig Gewerbe zu ermöglichen und Wohnraum zu schaffen, wurden zuletzt mehrere Erschließungen neuer Baugebiete auf den Weg gebracht. In Mödishofen Nord-Ost können weitere Wohnimmobilien entstehen. Im Bereich Ortsmitte Ost hatte sich der Gemeinderat, wie berichtet, bewusst für eine Mischung aus Doppel- und Mehrfamilienhäusern mit Lebensmittelmarkt verständigt, um auch jüngeren und älteren Menschen bezahlbaren Wohnraum und eine fußläufig erreichbare Lebensmittelversorgung anzubieten. Momentan sei man im Gespräch mit einem Betreiber einer Heizschnitzelanlage. „Er möchte über ein Nahwärmenetz das Gebiet östlich des Forums und weiter die Eisbühlstraße, Bergstraße, Panoramastraße, Dr.-Hoh-Str. und Lettenbergstraße mit Wärme versorgen“, erklärte Reiter und fügte an: „Dazu werden die Hausbesitzer der betroffenen Straßen womöglich bald ein Infoschreiben im Briefkasten finden.“ Am nördlichen Ortsrand, westlich der Dinkelscherbener Straße, wird ein Gewerbegebiet entstehen. „Dort möchte die Firma Bayernglück einen Produktionsstandort für Haferdrinks und ähnliche Produkte errichten“, so Reiter.
Ebenfalls eine Einnahmequelle für die Gemeinde sollte ein Solarpark werden, den die in der Region bekannte Firma Vento Ludens in Mödishofen errichten möchte. Wie berichtet hatte es Kritik an der Größe des Solarparks gegeben. Inzwischen seien die geplante Fläche nach vielen Diskussionen im Gemeinderat, mit dem Investor und den Kritikern deutlich verkleinert worden. „Dadurch konnten die Abstände zur Bebauung wesentlich vergrößert werden“, so Bürgermeister Reiter. Auch der Abstand zum Graben sei vergrößert worden, um für Wildtiere einen Korridor zu schaffen. Eine weitere, wesentlich kleinere Photovoltaikanlage werde an der B300 zwischen Ustersbach und Osterkühbach entstehen.
Bei der Kinderbetreuung gibt es noch viele ungelöste Probleme
Nach dem Aus für den Neubau des Kindergartens mit Hortbetreuung wird momentan nach neuen Lösungen gesucht. Wie berichtet arbeitet der Bildungsausschuss des Landkreises an einer Containerlösung, um die Klassen der Helen-Keller-Schule aus Dinkelscherben weiterhin in Ustersbach mitbeschulen zu können. Damit könnte sich die Lage für die Ustersbacher Grundschule entspannen. „Hier sind wir gerade am Klären, wie die Nachmittagsbetreuung der Grundschüler zukünftig aussehen wird“, so Reiter. Momentan werden die Hortkinder noch in der Alten Schule betreut. Das sei „ebenso wie der bestehende Kindergarten keine Dauerlösung“, so Reiter. In der Grundschule war es zuletzt auch eng geworden. In den vergangenen Jahren wurden in Ustersbach deutlich mehr Erstklässler eingeschult. Eine Klasse wurde deshalb im Werkraum untergebracht und der Unterricht, der normalerweise im Werkraum stattfindet, in einen Container auf dem Grundschulgelände verlegt. Diesen Container hatte der TSV Ustersbach mit privaten Sponsoren organisiert, um den Gymnastikraum in der Schule, auch für sein Breitensportangebot, freizuhalten.
Eine weitere positive Entwicklung gebe es beim On-Demand-Angebot von AktiVVo. „Ab 15. Dezember wird es auch in Ustersbach verfügbar sein“, so Reiter. Die Kleinbusse fahren in Zukunft auf Abruf während einer festen Bedienzeit, aber ohne feste Linienführung etwa 20 Haltestellen im Ort an. Das Angebot ergänze das Linienangebot des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbundes in Zeiten mit geringer Nachfrage und in taktarmen Zeiten, erläuterte Reiter. Mehr Informationen dazu gäbe es demnächst auf der Internetseite der Gemeinde und im Amtsblatt.
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