Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Um ein neues Gersthofer Feuerwehrhaus wurde vor 25 hart gerungen, inklusive Unterschriftenliste.

Gersthofen

25 Jahre her: Heiße Auseinandersetzungen um das Gersthofer Feuerwehrhaus

    • |
    • |
    Das alte Gersthofer Feuerwehrhaus befand sich an der Bürgermeister-Langhans-Straße mitten im Wohngebiet. Nach dem Umzug in den Neubau wurde es abgerissen und ein Parkplatz angelegt.
    Das alte Gersthofer Feuerwehrhaus befand sich an der Bürgermeister-Langhans-Straße mitten im Wohngebiet. Nach dem Umzug in den Neubau wurde es abgerissen und ein Parkplatz angelegt. Foto: Stadtarchiv Gersthofen

    Heute scheint es völlig undenkbar, dass die Freiwillige Feuerwehr Gersthofen mit den Gebäuden, Fahrzeugen, Gerätschaften, Übungsflächen und Parkplätzen räumlich höchst eingeengt zwischen Schiller-, Rotkreuz- und Bürgermeister-Langhans-Straße liegt. Dieses Szenario hatte der Stadtrat vor 25 Jahren im letzten Moment verhindert.

    1999 revidierte der Gersthofer Stadtrat einen Beschluss aus dem Vorjahr

    In der April-Stadtratssitzung im Jahr 1999 revidierte der Stadtrat mit 19:4 Stimmen einen bereits im März 1998 gefassten Beschluss, als Standort für den Neubau des Feuerwehrhauses den bisherigen Standort „Bürgermeister-Langhans-Straße“ festzulegen. Dieser am 25. März 1998 mit 14:9 Stimmen gefasste Beschluss fand unter ungewöhnlichen Umständen statt.

    Über einen gestellten Geschäftsordnungsantrag ohne Beratung in dieser Sitzung über das künftige sehr bedeutsame Feuerwehrgerätehaus abzustimmen, war zwar sehr merkwürdig. Aber der Antrag fand dennoch mehrheitliche Zustimmung. Die Gegner dieses Beschlusses sprachen wegen der Verweigerung einer Debatte von einem „Maulkorb“-Beschluss. Dieser Vorgang war ein Beispiel der inzwischen über die Jahre hinweg entstandenen verhärteten Fronten zwischen den Stadtratsfraktionen beim Zündstoff-Thema „Neubau Feuerwehrhaus“.

    Das Gersthofer Feuerwehrhaus.
    Das Gersthofer Feuerwehrhaus. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Weil zwei CSU-Stadtratsmitglieder ihrer Fraktion und dem damaligen Bürgermeister Siegfried Deffner ihre Zustimmung zu dem Standortvorschlag „Bauhof Dieselstraße“ versagten, verkomplizierte sich die Situation zu einem jahrelangen Hin- und Her. Zeitweise herrschte ein Patt im Stadtrat und auch die Mehrheiten bei den Abstimmungen wechselten sich. Mit knapper Mehrheit (13:12) gab es im Februar 1997 in einer sehr hitzigen Stadtratssitzung mit aufgebrachten Gemütern vor etwa 100 Zuhörern einen Vertagungs-Beschluss um ein Jahr. Dieser Beschluss löste bei den unterlegenen Fraktionen Ungeduld aus, mit dem populären Ziel verfolgend am alten Standort ein neues Feuerwehrhaus zu errichten.

    Stadtrat, Feuerwehr und die Gersthofer selbst rangen um die Entscheidung

    Einen entscheidenden Durchbruch zu einem Kompromiss, den Bürgermeister Siegfried Deffner als ein Zeichen der Kompromissfähigkeit zwischen Stadt und Feuerwehr bezeichnete, brachte dann die Stadtratsentscheidung in der Sitzung am 28. April 1999. Der Stadtrat beauftragte mit recht deutlicher Mehrheit von 19:4 Stimmen die Verwaltung für den Standort „Ecke Donauwörther-/Friedhofstraße“ die grundstücksmäßigen Voraussetzungen zu schaffen, alle Vorbereitungen für die Planung zu treffen und für die Haushaltsmittel für den Bau zu sorgen.

    Selten wurde im Gersthofer Stadtrat und auch in der Feuerwehr und der Bürgerschaft um die richtige Lösung für den Neubau eines Feuerwehrhauses gestritten und gekämpft. Da gab es bei der Standortfrage unverrückbare Meinungen. Dabei konnten auch umfangreiche wohlmeinende Standortanalysen und Gutachtermeinungen zu neuen Standorten die Gefühle zum alten Standort nicht ändern. Die Feuerwehr selbst sah am Verbleib an alter Stelle die größeren Vorteile als an einem neuen Standort. Damals wurde aktuell als ein großer Vorteil herausgestellt, dass fast alle aktiven Mitglieder rund um das Feuerwehrhaus wohnen. „Achtzig Prozent kommen mit dem Fahrrad oder zu Fuß, wenn zum Einsatz gerufen wird“, argumentierte die Feuerwehr. Kritisch wurde vor 25 Jahren hinterfragt: Wo werden aber in fünf, in zehn oder in 20 Jahren die aktiven Feuerwehrleute wohnen?

    Auch damals fand in Gersthofen ein Bürgerbegehren statt

    Breite Unterstützung für den Verbleib am alten Ort kamen von allen Stadtratsfraktionen mit Ausnahme der CSU. Es wurden 1.795 Unterschriften für ein gemeinsam von der SPD, der GBU und der FDP initiiertes Bürgerbegehren für den alten Standort gesammelt. Am 10. September 1997 lehnte der Stadtrat den Antrag, ein Bürgerbegehren zu beschließen, ab. Der Grund für die Ablehnung eines Bürgerbegehrens waren fehlende rechtliche Formerfordernisse. Gleichzeitig lehnte der Stadtrat auch einen Antrag auf ein Ratsbegehren ab.

    In der Stadtratssitzung am 28. Oktober 1998 ließ die Regierung von Schwaben wissen, dass das genehmigte Raumprogramm am Standort „Bürgermeister Langhans-Straße“ keine Chance auf Realisierung hat. Dies bedeutete somit die Festlegung auf einen neuen anderen Standort. Dieser wurde allerdings nicht der Wunschstandort von Bürgermeister Siegfried Deffner, der das Feuerwehrhaus aus Kostengründen gerne beim Stadtbauhof an der Dieselstraße gesehen hätte. Am 28. April 1999 fiel dann die endgültige Entscheidung für den jetzigen Standort.

    Das Ende der schier unendlichen Gersthofer Geschichte war 2003 erreicht

    Nach fast 30 Jahren Planung gab es dann mit der Einweihung im Juni 2003 das Ende einer schier unendlichen Geschichte. Das neue Feuerwehrhaus wurde aus einem alten „Streitobjekt“ zu einem Vorzeigeprojekt der Stadt Gersthofen. Es kostete 5,2 Millionen Euro. In Erinnerung bleibt noch ein ärgerlicher schleppender Baufortschritt. Zeitverzögerungen entstanden durch ein fehlendes Tempo des beauftragten Planungsbüros und „Kommunikationsprobleme“ zwischen den über 20 Firmen „am Bau“. Im Mai 2001 erfolgte der 1. Spatenstich. Die geplante Baufertigstellung bis Ende des Jahres 2002 wurde nicht eingehalten. Beabsichtigte Einweihungstermine mussten deswegen mehrmals verschoben werden.

    20 Jahre später steht im aktuellen Feuerwehrbedarfsplan der Stadt Gersthofen mit Stand November 2022 ein Erweiterungsbedarf des Gersthofer Feuerwehrhauses. Zu errichten sind demnach zusätzliche Stellplätze für Einsatzfahrzeuge und mehr Kapazitäten an Lager- und Nebenräumen. Bei der Umsetzung dieser Maßnahmen wird man merken, dass die Entscheidung vor 25 Jahren, sich vom alten Standort zu verabschieden, die richtige war.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden