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Todesfälle in Nordendorf: Wie erkennen Eltern, dass ihre Kinder Drogen nehmen?

Todesfälle in Nordendorf

Wie erkennen Eltern, dass ihre Kinder Drogen nehmen?

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    Nach den tragischen Todesfällen in Nordendorf stellen sich viele Eltern die Frage: Würde ich erkennen, dass mein Kind Drogen nimmt?
    Nach den tragischen Todesfällen in Nordendorf stellen sich viele Eltern die Frage: Würde ich erkennen, dass mein Kind Drogen nimmt? Foto: Oliver Berg, dpa (Symbol)

    Der tragische Tod der beiden Jugendlichen in Nordendorf bewegt die Menschen nach wie vor. Wie berichtet hatten die Eltern eines 16-Jährigen am Morgen ihren Sohn und dessen Freund tot in ihrem Haus aufgefunden. Doch zwischen all der Trauer kommt auch immer mehr Wut auf. Wie konnte der mutmaßliche Dealer die Drogen an zwei junge Schüler verkaufen? Hätte der Tod vielleicht sogar verhindert werden können? Wir haben bei den Experten der Kriminalpolizei Augsburg nachgefragt, mit welchen Tricks die Dealer arbeiten und welche Anzeichen auf einen Drogenkonsum hinweisen können.

    Konsum vom Rauschgift: Was sind "drogentypische Auffälligkeiten"?

    In den Presseberichten der Polizei heißt es immer wieder, dass bei Kontrollen „drogentypische Auffälligkeiten“ festgestellt wurden. Erste Hinweise, dass Personen Rauschgift konsumiert haben könnten, liefert die Pupillenreaktion. Hierzu wird mit einer ärztlichen Pupillenleuchte in die Augen geleuchtet. „Ein Merkmal hängt mit der außergewöhnlichen Weitung oder Verengung der Pupillen zusammen“, sagt Polizeisprecher Michael Jakob.

    Zudem könne der Reflex zeitlich stark verzögert oder pulsierend sein. Allerdings seien diese Auffälligkeiten lediglich ein Indiz auf einen etwaigen Drogenkonsum, da diese Symptome auch andere Ursachen haben können, wie Medikamente oder Übermüdung.

    Fall Nordendorf: Wie kommt der Kontakt zwischen Käufern und Dealern zustande?

    Erhärtet sich jedoch der Verdacht auf Drogenkonsum, liefert ein Teststreifen weitere Erkenntnisse. Diese Drogenschnelltests geben über den Urin schnell Aufklärung, welche Art von Drogen konsumiert wurden. Die Teststreifen sind frei verkäuflich und werden unter anderem auch über Online-Händler angeboten. Binnen kürzester Zeit kann so der Konsum von unter anderem Cannabis, Kokain oder Amphetamin nachgewiesen werden.

    Auch Kräutermischungen werden über das Internet gekauft.
    Auch Kräutermischungen werden über das Internet gekauft. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Doch wie kommt überhaupt der Kontakt zwischen Dealern und Käufern zustande? Gibt es Dealer, die aktiv – beispielsweise etwa auf dem Pausenhof oder vor der Schule – auf potenzielle Käufer zugehen oder läuft so etwas eher über Mundpropaganda und soziale Netzwerke? „Es ist tatsächlich so, dass grundsätzlich alle diese Möglichkeiten in Frage kommen“, sagen die Experten der Kripo. Allerdings gehe die Initiative nach den Erfahrungen der Polizei „leider meist von den potenziellen Kunden aus, die ein gezieltes Interesse am Kauf entsprechender Drogen haben“.

    Internet: Auch das Einkaufsverhalten bei Drogen hat sich geändert

    Vor einiger Zeit fand der Handel mit Drogen überwiegend in einschlägig bekannten Treffs der Szene statt. In vielen Städten handelte es sich dabei oft um die nähere Umgebung eines Bahnhofs oder in szenetypischen Kneipen. In Augsburg beispielsweise war lange Zeit der Königsplatz mit dem Manzu-Brunnen ein bekannter Treff. Razzien hat es vor allem in den 1990er-Jahren auch immer wieder in der Kneipe Brez‘n gegeben. Heute habe sich laut Kriminalpolizei das Einkaufsverhalten allerdings geändert.

    Das ist das Darknet

    Das sogenannte Darknet ist der dunkle Bereich des Internets.

    Ihn nutzen Menschen, die verborgen im Internet unterwegs sein wollen. Dazu gehören Whistleblower und Regimekritiker, die Zensur umgehen wollen, aber auch Kriminelle wie Drogendealer oder Waffenhändler.

    Websites im Darknet können nur verschlüsselt aufgerufen und von Suchmaschinen wie Google oder Bing nicht gefunden werden.

    So richtig geheim ist das Darknet aber nicht: Im Internet sind Anleitungen zum Surfen im geheimen Netz leicht zu finden.

    Weil die Suchmaschinen im Darknet nicht funktionieren, müssen die Nutzer aber genau wissen, wohin sie wollen.

    Orientierungspunkte gibt es allerdings - zum Beispiel ein sogenanntes Hidden Wiki, das Linksammlungen enthält.

    Zwar gebe es nach wie vor den persönlichen Kontakt, doch die digitale Welt des eCommerce habe aufgrund der Anonymisierung die Hürde zum Erwerb deutlich herabgesetzt. Ob die Kinder Gefahr laufen, mit Drogen in Berührung zu kommen, sei für die Eltern jedoch nicht so einfach zu erkennen.

    Dieser Screenshot einer illegalen Internet-Handelsplattform zeigt eine dort mit Bild zum Kauf angebotene Portion von 28 Gramm Speed. 
    Dieser Screenshot einer illegalen Internet-Handelsplattform zeigt eine dort mit Bild zum Kauf angebotene Portion von 28 Gramm Speed.  Foto: Boris Roessler, dpa (Symbol)

    „Eindeutige Symptome für eine Suchtgefährdung gibt es nicht“, sagen die Experten. Im Internet hat die polizeiliche Beratungsstelle daher eine ausführliche Info-Broschüre zusammengestellt, die unter anderem auch Anzeichen auflistet, die das Umfeld besonders aufmerksam machen sollten.

    Drogen: Auf welche Anzeichen Angehörige achten sollten

    Signale für eine mögliche Suchtgefährdung, aber auch für andere problematische Entwicklungen, können sein:

    • Passivität und Unselbstständigkeit.
    • Mangelndes Selbstvertrauen.
    • Fehlende Bereitschaft, Konflikte durchzustehen.
    • Geringe Fähigkeit, Probleme zu bewältigen.
    • Überzogene Leistungsanforderungen an sich selbst.
    • Schwierigkeiten, Kontakt zu finden.

    Diesen Anzeichen sollten Angehörige – vor allem, wenn sie gehäuft und über längere Zeit auftreten – auf den Grund gehen. Eltern können sich zunächst mit anderen Bezugspersonen, mit Lehrern, Erziehern oder Freizeitbetreuern beraten.

    Die Info-Broschüre der Polizei finden Sie hier.

    Lesen Sie dazu auch:

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