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Tierisch: Tierarzt bringt Waschbären zur Strecke

Tierisch

Tierarzt bringt Waschbären zur Strecke

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    Wie ein sprichwörtlicher „Saubär“ hatte sich ein Waschbär zuletzt in Stadtbergen aufgeführt: Dort wurden Gärten verschmutzt und Teiche leer gefressen. Nun hat ein Experte den mutmaßlichen Übeltäter gefangen.
    Wie ein sprichwörtlicher „Saubär“ hatte sich ein Waschbär zuletzt in Stadtbergen aufgeführt: Dort wurden Gärten verschmutzt und Teiche leer gefressen. Nun hat ein Experte den mutmaßlichen Übeltäter gefangen.

    Sie haben Gärten verschmutzt, Teiche leer gefressen, Müll verteilt und sogar einen Vorratskeller geplündert und anschließend auf das Sofa gepinkelt. Ob in Stadtbergen ein oder mehrere Waschbären ihr Unwesen treiben, ist immer noch unklar. Feststeht: Ein Tier wurde jetzt gefangen.

    Vergangene Woche ging bei der Feuerwehr Stadtbergen ein Anruf ein, dass eine Dame im Ulmenweg in Stadtbergen einen Waschbär in ihrem Garten habe.

    Das Tier sei zuvor in mehreren Gärten zu Besuch gewesen, erzählen Anwohner unserer Zeitung. Eine Familie berichtete, dass sie kürzlich den Waschbären in ihrem Katzenhaus gefunden habe. Der Sohn habe das Tier entdeckt und es seiner Mutter gezeigt. Daraufhin sei der Waschbär in einem Grundstück des Ulmenwegs auf den Balkon geklettert. Die dort wohnhafte Dame sei erschrocken und das Tier ebenfalls. Deshalb flüchtete es auf einen Baum in der Nähe. Von diesem wollte die Feuerwehr es herunterholen. Deshalb klingelte sie noch ein Haus weiter bei Gerda Häusler.

    „Sie haben mich gefragt, ob bei mir der Waschbär sei“, sagt die Dame, in deren Garten sich der Eindringling geflüchtet hatte. „Ich wusste von gar nichts, ich habe davon nichts mitbekommen.“ Bei ihr habe das Tier nie etwas angerichtet. „Meinetwegen hätten sie den Waschbären laufen lassen können, den armen Kerl“, sagt Häusler.

    Bei Eintreffen der Feuerwehr sei das Tier auf einer Kiefer gesessen, berichtet Ordnungsamtsleiter Markus Voh. Der Jäger, der ebenfalls durch den Notruf verständigt worden war, habe sich geweigert, in einem bewohnten Gebiet das Tier vom Baum zu schießen. Außerdem habe laut Voh die Stadt Stadtbergen keinerlei Interesse daran gehabt, das Tier zu töten.

    Daraufhin sei die Tierklinik in Gessertshausen verständigt worden. Deren Arzt, Markus Krause, betäubte den Waschbären mithilfe eines Blasrohrs. Er sagt, für ihn sei das nicht unüblich, da er sich auch um einige Tiere im Augsburger Zoo kümmere. Die weniger zutraulichen würde er immer mit dem Blasrohr betäuben.

    Gerda Häusler beobachtete den Tierarzt auf der Pirsch: „Mit einem kleinen Blasrohr hat er zwei Mal gepustet, aber der Waschbär hat sich immer weggedreht. Dann hat er ein Größeres geholt, ist auf die Leiter gestiegen und hat ihn getroffen.“

    Markus Krause berichtet weiter: „Nach dem ich ihn getroffen hatte, hat sich die Feuerwehr mit einem kleinen Auffangnetz unter den Baum gestellt. Irgendwann ist der Waschbär dann eingeschlafen und in das Netz geplumpst“. Danach habe das Tier ein Gegenmittel bekommen, um es wieder aufzuwecken.

    Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Weibchen handle. Es sei sechs Kilogramm schwer, gesund und nicht säugend. Außerdem sei es ungechipt und nicht tätowiert.

    „Mit einem wilden Waschbären hatte ich das erste Mal zu tun“, sagt Krause. „Sonst kommen nur privat gehaltene zu uns in die Klinik.“

    Der Tierarzt sagt auch, dass er das Tier einfach dort gelassen hätte, hätte es den Anwohnern keinen Ärger gemacht. Er vermutet, dass es mehrere Waschbären in der Region gebe. „An sich gibt es in Bayern zwar eher wenige Waschbären“, sagt Krause. „Aber dieser ist ja nicht einfach vom Himmel gefallen, sondern stammt irgendwo ab.“ Er schätzt, dass dieses Exemplar auffiel, weil es zutraulicher war und beispielsweise den Kompost als Mahlzeit ansah.

    Nach dem Fang brachte die Feuerwehr die Waschbärendame in eine Auffangstation für Reptilien in München, die auch Waschbären aufnimmt. „Das Tier dort unterzubringen kostet uns natürlich, aber das ist uns das Leben des Tieres wert“, sagt Markus Voh. „Einen Park oder Ähnliches für den Bären zu finden ist doch die sympathischste Lösung“.

    Tierarzt Krause glaubt allerdings, dass es nicht einfach werde, ein neues Heim für den Kleinbären zu finden. „Als invasive Tierart darf man ihn nicht irgendwo aussetzen“, erklärt er. „Nur ein Park könnte ihn aufnehmen, aber die wollen lieber zahme Tiere.“

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