Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Thierhaupten: Druckmaschinen beeindrucken bei neuer Ausstellung in Thierhaupten

Thierhaupten

Druckmaschinen beeindrucken bei neuer Ausstellung in Thierhaupten

    • |
    Ludwig Sattich (rechts) ist der Hauptakteur der Saison im Klostermühlenmusem Thierhaupten. Hier steht der gelernte Drucker an einer Original Heidelberger Druckmaschine aus dem Jahr 1953, die er noch aus seiner Ausbildung kennt. Barbara Seidenschwann, Claudia Drachsler-Praßler und Christina Eiden (von links nach rechts) begutachten das Druckerzeugnis.
    Ludwig Sattich (rechts) ist der Hauptakteur der Saison im Klostermühlenmusem Thierhaupten. Hier steht der gelernte Drucker an einer Original Heidelberger Druckmaschine aus dem Jahr 1953, die er noch aus seiner Ausbildung kennt. Barbara Seidenschwann, Claudia Drachsler-Praßler und Christina Eiden (von links nach rechts) begutachten das Druckerzeugnis. Foto: Steffi Brand

    Ludwig Sattich ist der „Hauptakteur“ der Saison im Klostermühlenmuseum in Thierhaupten. Mit diesen Worten lüftet Barbara Seidenschwann, die einst die Klostermühle in der Franzengasse vor dem Zerfall bewahrte und so ein Stück Mühlengeschichte erhielt, das Rätsel darum, was in diesem Jahr das Thema im Museum sein wird: der Hochdruck. Doch Ludwig Sattich möchte gar nicht im Mittelpunkt stehen, stattdessen will der gelernte Buch- und Offsetdrucker, der seine Ausbildung im Jahr 1977 bei der Augsburger Allgemeinen begonnen hat und bis ins Jahr 2020 dort als Drucker gearbeitet hat, den Besucherinnen und Besuchern des Klostermühlenmuseums sein Handwerk zeigen.

    Im ehemaligen Kuhstall in Klein-Bonn, dem Häuser-Ensemble, das seit dem vergangenen Jahr mehr Platz für mehr Themen rund um die Mühle bietet, steht eine Reihe von Druckmaschinen. Einige stammen aus der Landsberger Verlagsanstalt, andere von der Augsburger Allgemeinen. Die Boston-Handtiegeldruckpresse, die aus dem Jahr um 1850 stammt, stand bis dato in der Mühle. Der Grund dafür und damit auch die Verbindung zwischen dem Klostermühlenmuseum und dem Thema Hochdruck lässt sich in den Aufzeichnungen finden, aus denen hervorgeht, dass bereits im Jahr 1609 eine Papiermühle als klostereigene Mühle in Thierhaupten erbaut wurde. Der rasche Anstieg an Papiermühlen legte den Grundstein für den Buchdruck und auch für das Handwerk, das Ludwig Sattich jahrzehntelang beruflich ausgeübt hat.

    Mit dem Inhalt aus diesem Schriftensetzkasten aus dem Jahr um 1958 wurde einst die Augsburger Allgemeine zusammengesetzt.
    Mit dem Inhalt aus diesem Schriftensetzkasten aus dem Jahr um 1958 wurde einst die Augsburger Allgemeine zusammengesetzt. Foto: Steffi Brand

    Ein neues Ausstellungsstück ist die Kniehebeldruckpresse aus dem Jahr 1858, die eine Weiterentwicklung der Gutenbergpressen darstellt und ursprünglich zum Prägen von Münzen entwickelt wurde. An die Gally-Tiegelpresse, einer Hohner Rapid II aus dem Jahr 1955, hat Ludwig Sattich eine besondere Erinnerung, denn an dieser Presse hat er während seiner Ausbildung gearbeitet. Zwischen 1955 und 1978 wurden an dieser Presse beispielsweise Hochzeits- und Visitenkarten, Sterbebilder oder Einladungen in Kleinauflagen zwischen 50 und 1.000 Bögen gedruckt. Damals befand sich die Druckerei in der Ludwigsstraße, erinnert sich Ludwig Sattich und zeigt auf einem alten Bild, das an der Wand hängt, wo er sich dazu entschieden hat, Drucker zu werden: Im Verlagshaus, das zum Zeitpunkt der Aufnahme noch den Namen „Schwäbische Landeszeitung“ trug. Ende 1959 wurde daraus die Augsburger Allgemeine.

    Große Heidelberger Druckmaschine aus dem Jahr 1953

    Neben der Gally-Tiegelpresse steht eine 1,3 Tonnen schwere Original Heidelberger Druckmaschine aus dem Jahr 1953, an der Großauflagen ab 1.000 Bögen gedruckt wurden. An der Heidelberger Druckmaschine sind damals pro Stunde gerade mal 4.500 Blatt Papier gedruckt worden. Zum Vergleich: 2020 – im Jahr als Ludwig Sattich in Rente ging – waren es 40.000 Stück Blatt Papier pro Stunde, die im Rollendruck produziert wurden. Das nächste Ausstellungsstück ist die Abzieh- und Andruckpresse „Korrex“ aus dem Jahr 1971, die eine Leihgabe der Berufsschule 2 in Augsburg darstellt und einst noch für den ersten Andruck einer Seite genutzt wurde, die dann dem Korrektor vorgelegt wurde. Mittlerweile wird sie von Künstler gerne verwendet, die Linol- und Holzschnitte anfertigen. Auch was passieren musste, dass es zu einem Druckerzeugnis kommt, wird in der Ausstellung thematisiert. Zuerst musste der Schriftsetzer seine Arbeit verrichten. Die Werkzeuge – unter anderem Pinzette, Ahle und Winkelhaken – sowie den Inhalt eines Schriftensetzkastens lassen sich nebst Schlagschere und Spindelbuchpresse ebenfalls bewundern.

    Mit dem Inhalt aus diesem Schriftensetzkasten aus dem Jahr um 1958 wurde einst die Augsburger Allgemeine zusammengesetzt.
    Mit dem Inhalt aus diesem Schriftensetzkasten aus dem Jahr um 1958 wurde einst die Augsburger Allgemeine zusammengesetzt. Foto: Steffi Brand

    Stolz darauf, was er mit 20 weiteren Unterstützern – darunter unter anderem auch Stephan Mertel und Hans Kaiser – geleistet hat, freut sich Sattich auf die Saisoneröffnung, bei der sein Handwerk und auch einige „seiner“ Maschinen in den Mittelpunkt rücken dürfen. Nachdem die Maschinen in Klein-Bonn eingezogen sind, hieß es für Ludwig Sattich und die anderen fleißigen Helfer zunächst einmal: reinigen, reparieren und wieder zum Leben erwecken. Dass dies geklappt hat, hat der passionierte Drucker mit Probedrucken getestet. Nun freut er sich darauf, über die Maschinen und sein Handwerk an den Öffnungstagen der Druckwerkstatt zu berichten. Auch bei Christina Eiden, der wissenschaftlichen Mitarbeiterin im Museum, bei Barbara Seidenschwann und bei Museumsleiterin Claudia Drachsler-Praßler steigt die Vorfreude auf die Eröffnung, bei der auch die Sonderausstellung „Du sollst dich aufregen – aber bitte im Rahmen“ mit typografischen Einblattdrucken von Marc Berger passend zum Thema Druck eröffnet wird.

    Info: Für Besucherinnen und Besucher geöffnet hat das Klostermühlenmuseum ab dem 1. Mai. An diesem Eröffnungstag sowie am 9. Juni, am 7. Juli, am 4. August, am 8. September und am 6. Oktober wird Ludwig Sattich gemeinsam mit ehemaligen Kollegen aus der Druckerei die Druckwerkstatt öffnen und über sein Handwerk berichten. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden