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Tennis: TC Rot-Weiß Gersthofen schafft das Wunder vom Lech

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TC Rot-Weiß Gersthofen schafft das Wunder vom Lech

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    Der TC Rot-Weiß Gersthofen ist Meister der Landesliga und könnte in die Regionalliga aufsteigen. Von links  Maximilian Heinzel, Iannis Miletich, Tomas Zlatohlavek, Mannschaftsführer Tom Bittner, Martin Müller und Jan Klusy.
    Der TC Rot-Weiß Gersthofen ist Meister der Landesliga und könnte in die Regionalliga aufsteigen. Von links Maximilian Heinzel, Iannis Miletich, Tomas Zlatohlavek, Mannschaftsführer Tom Bittner, Martin Müller und Jan Klusy. Foto: Helga Neuss

    Gerstofen hat jetzt einen Regionalligisten. Als Tomas Zlatohlavek den dritten Matchball mit einem Ass zum Sieg des gemeinamen Doppel mit Maximilian Heinzel verwandelte und den fünften Punkt für den TC Rot-Weiß Gersthofen sicherte, verwandelte sich die Tennisanlage im Gersthofer Auwald in ein Tollhaus. Mit einem 5:4-Sieg gegen den Topfavoriten TTC Passau sicherte sich die junge Mannschaft erstmals in der Vereinsgeschichte die südbayerische Meisterschaft und dem deamit verbunden aufstieg in die regionalliga. Das Wunder vom Lech ist wahr geworden.

    Alles war angerichtet am vergangenen Sonntag, zum „Finale dahoam“ für die junge Bayernliga-Truppe des TC Rot-Weiß. Etwa 200 Fans fanden sich bei Kaiserwetter auf der TCG-Anlage ein, um ihre Jungs lautstark zu unterstützen. Auch die Gäste aus Passau brachten stimmgewaltige Fans in den Auwald mit. Schließlich ging es um nicht weniger als den Aufstieg in die Regionalliga. So herrschte am letzten Spieltag teilweise gar Fußballplatz-Stimmung. Eine derart mitreißende Begeisterung kannten die jungen Topspieler (Durchschnittsalter 21 Jahre) in diesem Ausmaß nur von ihren Collegespielen in den USA – da ist die Geräuschkulisse vom Fanblock wichtiger Teil des Matches.

    Die Gersthofer traten gegen die unglaublich stark besetzten, ungeschlagenen Passauern lediglich als Außenseiter an. Für die Gäste schien der Aufstieg somit nahezu sicher. Doch die Jungs um Mannschaftsführer Tom Bittner zeigten sich gierig, zielgerichtet. Bereits am Samstag reisten die beiden Tschechen Zlatohlavek und Kusy sowie der Klagenfurter Martin Müller zum Abschlusstraining an. Und nebenbei verfolgte das TCG-Team mit Spannung einen Livestream des ITF Future Turniers in Kassel, bei dem die Nummer 1 der Passauer, der usbekischen Daviscup-Spielers Khumoyun Sultanov, das Finale erreichte. Welch ein Glück aber auch für die Gersthofer, weil der überragende Passauer damit zum Saisonfinale nicht in Gersthofen, antreten würde. War jetzt die Sensation möglich?

    Die Nummer eins des TC Rot-Weiß Gersthofen, Iannis Miletic, ließ nichts anbrennen.
    Die Nummer eins des TC Rot-Weiß Gersthofen, Iannis Miletic, ließ nichts anbrennen. Foto: Oliver Reiser

    Aber auch ohne Sultanov hatten die Gäste eine bärenstarke Truppe am Start. Zwar waren sie an Position 1 und 2 gegen Gersthofens Spitzenspieler Iannis Miletich und Tomas Zlatohlavek chancenlos. Aber an Position 4 und 6 gingen die beiden Matches ebenso eindeutig an die Gäste. Jan Kusy und Martin Müller waren gegen den ukrainischen Profi Denys Molchanov und den Kroaten Marino Jakic ohne Chance. So stand es relativ schnell 2:2. Duelle auf höchstem Niveau lieferten sich die Gersthofer Lokalmatadoren auf Position 3 und 5, Tom Bittner und Max Heinzel. Nachdem Heinzel gegen den russischen Exprofi Matvey Khomentovskiy schnell mit 0:4 im ersten Satz hinten, biss sich zurück ins Match und erreichte den Tiebreak. Schnell lag der Gersthofer mit 3:0 in Führung, das 4:0 sollte nicht sein: ein Fehler, der ihn teuer zu stehen kam und schließlich zum Satzverlust führte. Auch Satz zwei ging mit 4:6 an den Passauer. Nun war es an Tom Bittner, sein Team gegen die aktuelle Nr. 15 in Österreich, Dominik Wirlend, im Match zu halten. Zeitgleich mit der Niederlage von Heinzel gewann Tom seinen zweiten Satz im Tiebreak, nachdem er den ersten Satz abgegeben hatte. Jetzt musste der Match-Tiebreak entscheiden. Konzentriert, fokussiert, gepusht von den lautstarken TCG-Fans, besiegte Tom seinen Gegner mit 10:4, Alles war wieder offen und die Doppel mussten nun die Entscheidung bringen.

    Mit einer Energieleistung siegte Mannschaftsführer Tom Bittner vom TC Rot-Weiß Gersthofen.
    Mit einer Energieleistung siegte Mannschaftsführer Tom Bittner vom TC Rot-Weiß Gersthofen. Foto: Oliver Reiser

    Und da hatte Teammanager Herbert Heinzel wieder mal ein glückliches Händchen bei der Aufstellung. Wie erwartet, steckten die Gäste aus Passau ihre ganze Power in die Doppel Nr. 2 und 3. Das Einser-Doppel Miletich/Müller gegen Ritzer/Deliano ging fast mühelos an die Gersthofer. Nun galt es, mit allen spielerischen Finessen auch das Zweier-Doppel zu bezwingen: Zlatohlavek/Heinzel hatten es mit der ukrainisch/russischen Top-Paarung Molchanov/Khomentovskiy zu tun. Molchanov, der aktuell an Position 70 der Doppelweltrangliste geführt wird und bis in Runde drei bei den Australian Open kam, verzweifelte ein ums andere Mal an der Gersthofer Wand am Netz. Ein Nervenkrimi, mit dem die Passauer sicher nicht gerechnet hatten – und die Gersthofer auch nicht. Das TCG-Doppel holte alles aus sich raus, wuchs über sich hinaus, sah die einmalige Chance zum Matchgewinn ganz nah. Und schließlich verwandelte Tomas Zlatohlavek den dritten Matchball mit einem Ass. Das dritte Doppel war damit bedeutungslos, Tom Bittner und Jan Kusy gaben das Spiel auf und rannten auf den Nebenplatz, um sich zusammen mit den anderen vier Helden gebührend feiern zu lassen.

    Mit ihren Fans feierten die Spieler den großen Triumph
    Mit ihren Fans feierten die Spieler den großen Triumph Foto: TC Rot-Weiß Gersthofen

    Den offiziellen Teil, die Siegerehrung für den neuen südbayerischen Mannschaftsmeister der Herren, den TC Gersthofen, übernahm der Sportvorstand Südbayern, Jürgen Peschanel vom bayerischen Tennisverband. Er gratulierte dem TC Gersthofen im Namen des BTV zur Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstiegsrecht in die Regionalliga. Sollte sich der TC Gersthofen zum Aufstieg entscheiden, hätte man erstmalig in der Vereinsgeschichte eine Herrenmannschaft in der dritthöchsten Liga in Deutschland am Start. In der Regionalliga würde man in der kommenden Saison auf starke Konkurrenz wie den Lokalrivalen TC Schießgraben Augsburg, Amberg, Straubing oder Iphitos München treffen. Doch für diese Entscheidung hat der Verein noch einige Monate Bedenkzeit. Am Sonntag, nach diesem sensationellen Tennistag mit famosen Spielen und sympathischen Passauer Gästen, war nur eine Sache wichtig: Feiern, was das Zeug hält. Beim Grillen mit Eltern, Freunden, Fans und vielen TCGlern wurde der sensationell erkämpfte bayerische Titel bis tief in die Nacht ordentlich begossen. 

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