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Immer wieder Stau auf A8, B2 & B17: Woher kommt die Überlastung?

Landkreis Augsburg

Immer wieder Stau auf A8, B2 und B17: Das tägliche Kreuz mit dem Westkreuz

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    Das Westkreuz - das ist die Verbindung von A8, B2 und B17 - ist überlastet. Woran liegt das?
    Das Westkreuz - das ist die Verbindung von A8, B2 und B17 - ist überlastet. Woran liegt das? Foto: Marcus Merk

    Seit Wochen brauchen Autofahrer auf der B2 viel Geduld: Am Morgen und am Nachmittag staut es sich bei Gersthofen. Das Westkreuz - das ist die Verbindung von A8,

    Baustelle zwischen Gersthofen und Flughafen Augsburg

    Seit Mitte September wird die Staatsstraße 2381 zwischen Gersthofen und Flughafen Augsburg saniert. Die Strecke wird auf einer Länge von 2,3 Kilometern ebenso wie der begleitende Rad- und Gehweg und in der Fortsetzung entlang der Staatsstraße 2035 zwischen der Flughafenkreuzung und der Autobahn erneuert. Während der gesamten Bauzeit ist die Staatsstraße 2381 voll gesperrt. Die Umleitung reicht weit: Der Durchgangsverkehr wird in beide Fahrtrichtungen über Gersthofen, Langweid, Rehling und Mühlhausen über die B2, die Kreisstraße AIC 9 sowie die Staatsstraße 2381 umgeleitet. "Man merkt es am Westkreuz massiv", sagt Gerhard Miehle von der Polizeiinspektion Gersthofen. Ob der Umleitungsverkehr auch für die täglichen Staus verantwortlich ist? Christof Geiger vom Staatlichen Bauamt in Augsburg drückt es nach Rücksprache mit Kollegen so aus: "Die Baustelle könnte die aktuelle Situation verschärfen." Der Experte sieht den Knackpunkt an einer anderen Stelle.

    A8 und B17 - Zwei Verkehrsströme treffen aufeinander

    Es staut sich, wo zwei Verkehrsströme aufeinandertreffen: nämlich im Südwesten des großen Kleeblatts. Autofahrer, die aus Richtung München kommen, wollen von der Autobahn abfahren und auf die Bundesstraße in Richtung Augsburg. Gleichzeitig wechseln Autofahrer von der Bundesstraße auf die A8 in Richtung

    Fünf Tipps für Autofahrer im Stau

    Im Radio kommt eine Staumeldung – umfahren oder nicht?

    Ist der Autofahrer bereits nah dran am Stau, ist eine Umfahrung wenig sinnvoll. Denn viele andere kommen auch auf die Idee, den Stau zu umfahren. Ausweichrouten sind schnell überlastet – schlimmstenfalls dauert es dort länger. Wenn es sich nicht gerade um eine Vollsperrung handelt, ist Ausharren oft mit weniger Wartezeit verbunden als Ausweichen. Eine großräumige Umfahrung kann sich dagegen schon eher lohnen.

    Kann ich Staus mit richtiger Planung vermeiden?

    In manchen Fällen ist das möglich. Freitagnachmittags oder bei Beginn und Ende der Ferien sind etwa viele Menschen unterwegs, dann ist das Staurisiko hoch. Wer kann, sollte lieber antizyklisch fahren, also nicht zu Stoßzeiten. Auch eine gute Streckenplanung hilft. So gibt es etwa im Winter gerade an Samstagen überlastete Autobahnabschnitte aus und in Richtung Süden. Wer Zeit mitbringt, kann alternativ planen und zum Beispiel mit Zwischenübernachtung Strecken über Landstraßen fahren.

    Was kann ich machen, wenn ich täglich zur Arbeit pendeln muss?

    Pendler können Alternativrouten prüfen oder Fahrgemeinschaften bilden. So tragen sie dazu bei, dass die Zahl der Autos auf den Straßen sinkt. Eine weitere Option: Mit dem Chef sprechen, ob sich die Arbeitszeiten verändern lassen, sodass man die Rushhour vermeidet. Ansonsten bleibt der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder auf E-Bike beziehungsweise Fahrrad – wenn die Strecke nicht zu lang ist.

    Wie verhalte ich mich in der Blechlawine?

    Ganz wichtig: eine Rettungsgasse bilden – auf dreispurigen Strecken zwischen der äußeren linken und der mittleren Spur. Ansonsten ist Geduld gefragt. Ständige Spurwechsel bringen keine Vorteile.

    Was sollte im Fahrzeug bereitliegen?

    Einige Snacks und Getränke gegen Hunger und Durst sowie im Winter Decken und warme Kleidung gegen die Kälte.

    Wegen der kurzen Einfädelmöglichkeit kam es zu kritischen und gefährlichen Situationen. Deshalb wurde entschieden, den Verflechtungsstreifen in Richtung Süden zu verlängern. Gleichzeitig wurde vor zwei Jahren ein neuer Einfädelungsstreifen für Fahrzeuge, die von der A8-Rampe aus Stuttgart in Fahrtrichtung Augsburg fahren, an die bestehende westliche Fahrbahn angebaut. Der Straßendamm wurde verbreitert und eine Wand gebaut, um den Hang abzustützen. Trotzdem scheint sich der Knoten nicht zu lösen. Experte Christof Geiger vom Staatlichen Bauamt hofft auf die Autofahrer, an die er gleichzeitig einen Appell richtet.

    Auffahrt auf A8: Mehr Geduld beim Spurwechsel

    Auf den Verflechtungsstreifen braucht es "mehr gegenseitige Rücksichtnahme", meint Geiger. Das heißt: Nicht jeder Verkehrsteilnehmer sollte sofort auf den Spurwechsel drängen. Um zu entzerren, gibt es ohnehin eine durchgezogene Linie. Aber die zeigt nicht immer Wirkung. "Das ist ja auch alles leichter gesagt als getan", erklärt Geiger. Denn die Stelle berge Emotionen: Autofahrer kommen von der Autobahn und werden abgebremst. "Man sollte ruhig in die Situation gehen und nicht sofort herüberziehen", sagt Geiger. Wenn nicht, dann kommt es zu starken Bremsmanövern. Die führen zu "Stauwellen". So bezeichnet Michael Schreckenberg das Phänomen. 

    Schreckenberg ist Professor von der Uni Duisburg-Essen und hat den bundesweit einzigen Lehrstuhl für "Physik von Transport und Verkehr". Diese Wellen würden entstehen, wenn ein Fahrzeug zu langsam fährt oder stark abbremst. Sie breiten sich entgegen der Verkehrsrichtung mit einer Geschwindigkeit von 15 Stundenkilometern aus. Sein Tipp, um Stauwellen zu vermeiden: Beim Spurwechsel die Geschwindigkeit halten, um andere Autofahrer nicht zum Bremsen zu zwingen. Und: Immer eine Lücke zum Vordermann lassen, um Bremsverhalten von anderen Fahrern auszugleichen.

    Immer wieder Stau auf A8, B2 und B17

    Stauforscher Schreckenberg geht auch den Ursachen auf den Grund. Nach seinen Untersuchungen, die er in vielen Interviews weitergibt, entstehen 60 bis 70 Prozent der Staus durch Überlastung. Das heißt: Es sind schlichtweg zu viele Fahrzeuge auf derselben Strecke unterwegs. Ist das auch am Westkreuz der Fall?

    Aktuelle Zahlen gibt es nicht. Die letzten stammen von 2013: Damals wurden 72.600 Fahrzeuge in Richtung Süden gemessen. In der entgegengesetzten Richtung waren es 85.500. Nach zwei Jahren Coronapandemie, die viele Arbeitnehmer ins Homeoffice zwang, habe das Aufkommen gefühlt wieder zugenommen, findet der Leiter der Gersthofer Polizei, Markus Schwarz. Aber eine konkrete Erklärung für den Knoten am Kreuz hat er nicht. Straßenbau-Experte Christof Geiger hofft auf das Ende der Baustelle der Staatsstraße 2381 im Osten von Gersthofen. Ende der Woche soll sie abgeschlossen sein.

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