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Stadtbergen: Mit dem Bürgermeister als Reiseleiter unterwegs durch Stadtbergen

Stadtbergen

Mit dem Bürgermeister als Reiseleiter unterwegs durch Stadtbergen

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    Roland Mair (links) organisierte zusammen mit Peter und Anne Hagspiel eine Stadtrundfahrt mit Bürgermeister Paul Metz (stehend) als Reiseführer.
    Roland Mair (links) organisierte zusammen mit Peter und Anne Hagspiel eine Stadtrundfahrt mit Bürgermeister Paul Metz (stehend) als Reiseführer. Foto: Andreas Lode

    Städtereisen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. So möchte jeder mindestens einmal in seinem Leben Venedig sehen, in Paris auf den Eiffelturm klettern oder in London schauen, wo die Queen wohnt. Doch warum immer in die Ferne schweifen? Dass es auch in Stadtbergen zahlreiche Sehenswürdigkeiten gibt und sogar so manche Beziehungen zu den größten und schönsten Metropolen dieser Welt, bewies Bürgermeister Paul Metz bei einer außergewöhnlichen Stadtrundfahrt. Zwar gibt es

    Organisiert hatte die Rundreise Roland Mair von der Arbeitsgemeinschaft der Vereine (Arge) und zahlreiche Vorsitzende ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, ihren Bürgermeister einmal als Stadtführer zu erleben. Und sie wurden nicht enttäuscht. "Wir haben Sachen erfahren, die wir selbst als geborene Stadtberger noch nicht wussten", sagten einige Teilnehmer nach der knapp dreistündigen Busfahrt. Für so manches Schmunzeln sorgte Metz Erzählung, wie es der früheren Marktgemeinde Stadtbergen überhaupt gelungen ist, das Stadtrecht zu erhalten. "Der damalige Innenminister Günther Beckstein war 2005 zu Besuch und sprach im Bierzelt bei seiner Rede immer von der Stadt Bergen."

    Das Exerzitienhaus hat den Status eines Hotels

    Zwar machte der damalige Bürgermeister Ludwig Fink den Politiker auf seinen Lapsus aufmerksam, fragte aber gleichzeitig, ob man denn da nicht "etwas machen könne", obwohl die Einwohnerzahl eigentlich für das Stadtrecht nicht ausreiche. Beckstein versprach Unterstützung und wies darauf hin, dass dies möglich sei, sollte Stadtbergen über einige überregional bedeutsame Einrichtungen verfügen. "Da unser Exerzitienhaus auch Übernachtungen für private Gäste bietet", konnten wir immerhin schon mal ein Hotel aufweisen", erklärte Metz. Dank der Waldhausklinik in Deuringen gebe es zudem ein Krankenhaus und mit dem Amt für Landwirtschaft sowie dem Geschäftssitz der AWO-Schwaben lag genug überregionales Gewicht in der Waagschale, um schließlich 2007 das Stadtrecht zu erlangen. Doch Stadtbergen hat noch viel mehr zu bieten.

    Stadtbergen, Stadtrundfahrt für Vereinsvorsitzende mit Bürgermeister Paul Metz (links vorne) als Stadtführer, kurzer Halt bei den ehemaligen Offiziershäusern im Elmer-Fryar-Ring.
    Stadtbergen, Stadtrundfahrt für Vereinsvorsitzende mit Bürgermeister Paul Metz (links vorne) als Stadtführer, kurzer Halt bei den ehemaligen Offiziershäusern im Elmer-Fryar-Ring. Foto: Andreas Lode

    So mancher Einwohner von Leitershofen oder Deuringen dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben, als sich am Mittwochabend plötzlich der voll besetzte Storz-Bus durch die engen Gassen schlängelte. Metz verlangte dem Fahrer so einiges ab, um den Teilnehmer die versteckten Sehenswürdigkeiten mit den dazu passenden Anekdoten zu präsentieren. Eng wurde es nicht nur bei den im Volksmund "Palästiner-Häusern" auch im "Heringsviertel" oder am Haldenweg, wo ganz in der Nähe übrigens ein Funktionär des FCA wohnt, hatte der Gegenverkehr keine Chance.

    Mozarts Vorfahren lebten in Leitershofen

    Am Dorfplatz in Leitershofen erfuhren die Teilnehmer schließlich, dass neben der Augusta-Bank vor einigen Jahrhunderten die erste Sölde der Familie Mozart stand. "Dort hat die Stadt ein 250 Quadratmeter großes Grundstück gekauft, um etwas zur Erinnerung an den die Vorfahren des berühmten Musikers zu bauen", sagte Metz. Der älteste nachgewiesene Vorfahre war Hans

    So diente das Untere Schloss in der Schlossstraße 12 nach der Französischen Revolution einigen Emigranten als Unterkunft. Zuflucht fand dort unter anderem auch Abbé Leonor Francois de Tournely, dem späteren Begründer des Ordens "Dames du Sacré Coeur". Doch auch die Römer haben dort ihre Spuren hinterlassen. So wurden in der Kirchhofmauer der St.-Nikolaus-Kirche antike Steine entdeckt und die "Villa Suburbana" existierte im ersten Jahrhundert nach Christus. Vom ehemaligen 60 mal 40 Meter großen Prachtbau ist aber heute keine Spur mehr zu finden. Ebenso fehlen jegliche Zeichen einer Besiedlung auf der Wiese hinter der TSG Stadtbergen. Wären dort jedoch Reste von Behausungen und nicht nur die rund 750 Keltengräber aus dem achten Jahrhundert v. Chr. gefunden worden, hätte Stadtbergen dem großen Bruder Augsburg den Rang als eine der ältesten Städte Deutschlands locker abgelaufen. "So aber können wir nur sagen, wir haben den größten und ältesten Friedhof", seufzte der Bürgermeister.

    Venedig hat die Seufzerbrücke, Stadtbergen einen Seufzertunnel

    Immerhin aber hat Stadtbergen ein ähnliches Bauwerk wie Venedig. Dort lockt die Seufzerbrücke über den Rio di Palazzo jedes Jahr tausende Touristen an. Das Jammern der Gefangenen, die dort vom Gericht ins Gefängnis gebracht wurden, ist allerdings ebenso nicht mehr zu hören, wie das Seufzen der Verurteilen, die einst im Stadtberger durch den "Seufzertunnel" in den Arrest wanderten. "Der verlief direkt unter der Straße beim Schlösschen, da gegenüber das Amtsgericht stand", erzählte Metz.

    Nur allzu gerne hätte der Bürgermeister seine Städteführung noch länger durchgeführt. Doch nun waren die immer lauteren Seufzer von Roland Mair zu hören. Er drängte auf ein baldiges Ende, denn schließlich war für die Teilnehmer ein Imbiss in der Vereinsgaststätte vorbereitet. Und ein gutes Essen darf bei einer guten Stadtführung nicht fehlen. Auch nicht, wenn der Bürgermeister höchstpersönlich als Reiseleiter am Mikrofon sitzt.

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