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Stadtbergen: Freundschaft unter Basketballern: In der "Kangaroo-Familie" stimmt die Chemie

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Freundschaft unter Basketballern: In der "Kangaroo-Familie" stimmt die Chemie

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    Nicht mit deutschem Bier, sondern mit hausgemachter Limonade: Die Basketballer Pal Teathloach (links) und Lewis Londene stoßen an.
    Nicht mit deutschem Bier, sondern mit hausgemachter Limonade: Die Basketballer Pal Teathloach (links) und Lewis Londene stoßen an. Foto: Marcus Merk

    Auf den Sweatshirts der BG Leitershofen/Stadtbergen, die ein Känguru-Kopf ziert, ist von der Kangaroo-Family die Rede. In der Tat sind Kängurus Herdentiere. Und seit den Känguru-Chroniken weiß man auch, dass diese Tiere nicht nur über Sprungkraft sondern auch einen feinen Sinn für Humor verfügen. All dies scheint auch auf die aktuelle Truppe der Regionalliga-Basketballer der Kangaroos aus Leitershofen zuzutreffen. Der Star der Mannschaft, Teathloach Pal, ein 24-jähriger US-Amerikaner, und das gleichaltrige Eigengewächs Lewis Londene, wirken beim gemeinsamen Interviewtermin in einem Lokal in der Augsburger Maximilianstraße absolut vertraut. Dabei kennen sie sich erst seit wenigen Wochen.

    Denn Lewis Londene ist erst kurz vor Weihnachten nach einem USA-Aufenthalt wieder zum Team der Kangaroos gestoßen. "Wir treffen uns eigentlich jede Woche", sagt Londene. Dann spielen sie zum Beispiel "Halli Galli", ein Kartenspiel, bei dem es darauf ankommt, möglichst schnell eine Glocke zu drücken. Teathloach ist darin schwer zu schlagen. Liegt es an der Spannweite des über zwei Meter großen Basketballers? Londene meint: ja. Teathloach schüttelt den Kopf, er habe einfach eine schnelle Reaktionszeit.

    Das Team und seine Mannschaftskameraden habe er während der Zeit in den USA vermisst, erzählt Lewis Londene. In Amerika gibt es keine Vereinskultur wie in Deutschland. Sport wird dort hauptsächlich an den Schulen oder Universitäten betrieben. "Aber die Basketball-Kultur ist riesig", berichtet Londene von Spielen auf den Freiplätzen am Strand oder Hallen, die dort den Fitnesscentern angeschlossen sind. "Da waren Leute am Start, die von der individuellen Klasse in der Regionalliga hätten mithalten können. Aber nicht von der Taktik und der mannschaftsinternen Koordination." Um seine Basketball-Skills nicht zu verlieren, hat er sich oft morgens um sechs Uhr mit Spielern aus aller Herren Ländern getroffen, um Basketball zu zocken. "Das war mega cool", schwärmt Londene, der in Augsburg BWL studiert und im Juli seinen Bachelor gemacht hat.

    Corona-Regeln in den USA: von Ort zu Ort unterschiedlich

    Von August bis Dezember hat er nun in der Nähe von Los Angeles ein Praktikum absolviert. Genauer gesagt: in Huntington Beach. Direkt an der kalifornischen Pazifikküste. "Da kann man sich nicht beschweren", grinst der 24-Jährige, der sich dabei auch in San Francisco und San Diego umgesehen hat.

    Im Gespräch: Der Basketballer der BG Leitershofen/Stadtbergen Lewis Londene (von links), Sportpsychologe Wayne Pittman, der Autor unserer Redaktion, Basketballer Pal Teathloach.
    Im Gespräch: Der Basketballer der BG Leitershofen/Stadtbergen Lewis Londene (von links), Sportpsychologe Wayne Pittman, der Autor unserer Redaktion, Basketballer Pal Teathloach. Foto: Marcus Merk

    Mit den Corona-Regeln in Bayern musste sich Teathloach Pal anfreunden. Der 24-jährige aus dem kalten Minnesota im Norden der USA ist im September nach Deutschland gekommen, um für die Kangaroos zu spielen. Was vermisst er bisher aus seiner amerikanischen Heimat? "Burger", sagt er und lacht. Hier könnten die deutschen Läden, bis auf wenige Ausnahmen, einfach nicht mit den amerikanischen mithalten. Begeistert ist er dafür von einem Dönerladen in Augsburg. Auch deutsches Bier habe er schon probiert, obwohl er nicht wirklich ein Biertrinker sei, erzählt Teathloach. Mit seinen Teamkollegen versteht er sich bestens. In der Halle sprechen sie englisch, aber Teathloach lernt bereits mit einem Lehrer deutsch. Seine ersten Wörter? "Prost" und "danke."

    Kangaroos-Star feiert in Deutschland Weihnachten

    Dass die Stimmung in der Kangaroos-Family stimmt, zeigt auch die Tatsache, dass Pal sogar über Weihnachten in Deutschland geblieben ist und die Feiertage bei Mitspieler Mario Hack Vázquez verbracht hat. "Wir haben Raclette gemacht", erzählt er. Londene sagt dazu: "Normal bleibt kein amerikanischer Spieler über Weihnachten hier. Das zeigt, dass wir eine gute Teamchemie haben." Auch reisen konnte Teathloach in Europa schon, mit seiner Freundin war er in Paris und Zürich.

    Wie kam der Basketballer von seiner Universität in South Dakota im Norden der USA ins Augsburger Land? Nach der vergangenen Saison habe ein Agent den Kontakt zu Kangaroos-Trainer Emanuel Richter hergestellt. Eine Stunde haben Teathloach und er sich unterhalten. "Wir haben über Basketball gesprochen, aber auch über das Essen hier." Danach war für den 24-Jährigen klar: Die nächste Station seiner Karriere liegt in Leitershofen.

    Einen Tag vor dem Heiligen Abend ist Lewis Londene wieder in Augsburg angekommen. "Ich hatte schon Angst, dass es mit dem Rückflug nicht klappen könnte", sagt er. Dass er überhaupt in die Staaten reisen konnte, lag daran, dass er sowohl einen deutschen als auch einen amerikanischen Pass besitzt. "Mein Papa, der aus Albuquerque in New Mexico stammt, hat in Deutschland ein Praktikum gemacht und ist der Liebe wegen hier geblieben", erzählt Lewis Londene, der zweisprachig aufgewachsen ist. Sein Vater war ein guter Baseball-Spieler. "Ich wäre beistimmt beim Baseball gelandet, wenn es das hier gegeben hätte", lacht er. Nachdem Vater und Sohn aber im heimischen Garten auf einen kleinen Basketball-Korb gespielt haben, fing der kleine Lewis mit fünf Jahren beim TV Augsburg mit der Korbjagd an.

    Mit den jüngsten Kunstturnern des TSV Friedberg feierte Lewis Londene (links) 2005 Erfolge bei den Gaumeisterschaften.
    Mit den jüngsten Kunstturnern des TSV Friedberg feierte Lewis Londene (links) 2005 Erfolge bei den Gaumeisterschaften.

    Lewis Londene: Vom Turner zum Basketballer

    "Da ich zu dieser Zeit noch recht klein war, habe ich auch geturnt", verrät der inzwischen 1,90 Meter große Schlacks, der damals die Riege des TSV Friedberg verstärkte. "Die Grundausbildung beim Turnen hat mir sehr viel gebracht für die Körperbeherrschung. Aufgrund der Dehnübungen hatte ich bisher nie eine Zerrung." Mit zwölf Jahren hat er dann wieder mit dem Basketball angefangen und schließlich sogar den Sprung in den Nachwuchskader des FC Bayern München geschafft. "Schnell und beweglich war ich schon, dann bin ich in eineinhalb Jahren noch 30 Zentimeter gewachsen. Jetzt bin ich lang und schlaksig", lacht Londene.

    Lang und schlaksig ist auch Teathloach Pal. Stolze 2,06 Meter misst der Amerikaner mit den dünnen Armen und Beinen, in denen jede Menge Sprungkraft steckt. Seit Beginn dieser Saison spielt er bei der BG Leitershofen/Stadtbergen, hat mit seiner Performance wesentlich dazu beigetragen, dass die Kangaroos noch immer ungeschlagen sind. Die vergangenen Wochen waren aber hart für Teathloach und das gesamte Team. Immer wieder wurden Spiele wegen Corona verschoben. "Das war herausfordernd, wir haben ein hungriges Team. Jetzt müssen wir fokussiert bleiben." Denn am Samstag kommt der TSV Unterhaching nach Leitershofen.

    Kann Teathloach Pal sich vorstellen, auch kommende Saison für die BG Leitershofen/Stadtbergen auf Korbjagd zu gehen? "Ja, das ist der Plan. Wir haben vor, aufzusteigen." Sein Ziel für die kommenden Jahre: "Ich möchte einfach so gut wie möglich Basketball spielen." Am liebsten natürlich mit seiner Kangaroos-Family.

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