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Stadtbergen: Erfolgsautorin Ulla Kling: "Meine Jugend ist ausgefallen"

Stadtbergen

Erfolgsautorin Ulla Kling: "Meine Jugend ist ausgefallen"

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    Ulla Kling plaudert gerne mit ihrer Enkelin Ricarda Schmidbauer.
    Ulla Kling plaudert gerne mit ihrer Enkelin Ricarda Schmidbauer. Foto: Diana Zapf-Deniz

    „Wenn mein Mann heute zu mir sagen würde, wir fahren die Route 66, wäre ich sofort dabei“, lacht die bekannte Theaterautorin Ulla Kling. „Aber leider würde das meine Gesundheit nicht mitmachen.“ Die Stadtbergerin wurde am 26. März 1940 im Josefinum in Augsburg geboren. 80 Jahre wird sie heute. Über ihre zahlreichen Erfolge möchte sie gar nicht sprechen: „Das hat man doch schon alles geschrieben und ich will den Lesern gar nicht zumuten, immer das Gleiche von mir zu lesen.“ Es gäbe nichts Neues von ihr. Dabei hat die erfolgreiche Autorin unendlich viel aus ihrem Leben zu erzählen.

    Kling ist eine echte Dame. Aufrechte Haltung, gewählte Ausdrucksweise und ein warmherziges Lächeln. Gemeinsam mit ihrer Enkelin Ricarda Schmidbauer sitzt sie im Garten, denn die Familien wohnen zusammen. „Ich werde Uroma“, bricht es voller Stolz aus ihr heraus und sie zeigt auf Ricarda. Über beide Gesichter legt sich die Freude wie Sonnenstrahlen. Sie schauen sich gegenseitig in ihre wasserblauen Augen. Die tiefe Verbundenheit ist spürbar.

    Ulla Kling hat drei Töchter aus zwei Ehen, drei Enkelkinder und wird nun zum ersten Mal Urgroßmutter von Zwillingen. „Ich bin sehr dankbar und zufrieden. Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann noch ein paar geschenkte Jahre, in denen ich die Urenkel noch ein bisschen aufwachsen sehe und dass das Virus nicht zuschlägt“, gibt sie zu. Die geplante Geburtstagsfeier ist auf unbestimmte Zeit verschoben.

    Kriegsnächte im Keller durchlebt

    Aufgewachsen ist die berühmte „Zum Stanglwirt“-Autorin in der Singerstraße in Augsburg. „Im Krieg war alles ausgebombt, unser Haus hatte kein Dach mehr, überall lag Geröll in der Wohnung“, erinnert sich Kling, die damals Olga Heintze hieß. „Vom Gefühl her habe ich in meiner Kindheit immer im Schutt gewohnt. Wir hatten in der Wohnung einen Hasenstall.“ So etwas könne man sich heute nicht mehr vorstellen. Nur das Zimmer, worin ihre Mutter und sie geschlafen haben, hatte noch eine Zimmerdecke. „Meinen Vater kannte ich kaum. Er war im Krieg und lebte danach nicht mehr lange. Meine große Bezugsperson war die in Oberhausen lebende Oma. Sie war eine sehr liebevolle Person.“ Mit ihr durchlebte sie Kriegsnächte im Keller. Die Rosenkranzgebete der alten Frauen damals hat sie heute noch vor Augen und im Ohr.

    Schon in der Pestalozzischule in Augsburg begeisterte sie sich für das Theaterspielen. Da es zwei Olgas in der Klasse gab, wurde sie mit ihrem Spitznamen Ulla gerufen. Dieser Name ist ihr geblieben. „Olga mochte ich nie sonderlich gerne.“ An das Internat Sankt Ursula hat sie keine schönen Erinnerungen. „Ich bekam Klavierunterricht und die Lehrerin war sehr böse. Nicht nur deshalb merkte ich, wie weltlich es hier zuging und gab meinen Wunsch, ins Kloster zu gehen, auf“, schildert sie. Während ihrer Ausbildung bei der Regierung von Schwaben durchlief Kling alle Abteilungen. „Zuerst war ich in der Telefonzentrale und musste mit den vielen Stöpseln an den Schalttafeln die Anrufer verbinden.“ Kling war somit das „Fräulein vom Amt“, wie man früher dazu sagte. Sie lernte Stenografie und arbeitete beim damaligen Regierungspräsidenten Michael Fellner. „Heintze zum Diktat! Das war jedes Mal mein Albtraum.“

    Mit den Töchtern in die Disco

    Über ihre erste Ehe sagt sie: „Ich bin mit 19 Jahren geheiratet worden und sollte einfach aufgeräumt sein. Von meinem damaligen Leben habe ich mich erst viel später befreit.“ Mit ihrem jetzigen Ehemann Werner Kling, einem ehemaligen Polizisten, ist sie seit 53 Jahren glücklich verheiratet.

    Mit ihren Töchtern ist sie vor rund 40 Jahren mit in die Disco „Tropicana“ in Friedberg gegangen. „Meine Jugend ist ausgefallen, ich durfte so gut wie nie weg.“ Mein Mann schüttelte damals den Kopf: „Kannst du nicht in Würde alt werden.“ Ricarda und Kling lachen herzhaft. Die schönste Jugenderinnerung hat sie an ein kurzes Stelldichein, als sie 18 Jahre alt war: „Im Königsbau war Sonntagnachmittag Tanztee mit Livemusik. Mein Freund und ich fuhren auf der Vespa immer um den Pilz am Königsplatz und ich hatte einen ganz weiten Petticoat an.“ Es sei eine unbeschwerte Romantik gewesen. Leider verstarb dieser Freund früh.

    Glücklich mit der Familie

    Nach vielen Jahrzehnten des Theaterspielens und Schreibens ist sie glücklich mit ihrer Familie. Ricarda schwärmt: „Oma ist sehr aktiv. Nichts kann sie zu Boden bringen. Sie ist liebevoll, familienbezogen und betüddelt uns gerne.“ Die Münchner Schauspielerin Erni Singerl, eine sehr gute Freundin Klings, sagte einst zu ihr: „Du bist ja vielleicht a zähes Luader.“

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