Cornelia Benesch ist überzeugt: Sie war schon immer Künstlerin. Auch wenn die Alltäglichkeit des Lebens zunächst eine Berufstätigkeit bei der Stadt Augsburg und das Familienleben mit zwei Kindern mit sich brachte, brach doch die Kunst in vielfältigen Formen trotzdem immer wieder bei ihr durch, erzählt Cornelia Benesch, die derzeit die Rathausausstellung in Stadtbergen bestreitet. „Die Schöpfung der Kunst ist in uns angelegt und sucht sich in jedem Bahn, man muss sich nur trauen“, ist sie sicher. Sie selbst traut sich jetzt mit ihrer Ausstellung „Komm ins Unmögliche“, ihre durchaus ungewöhnlichen Werke mit Kunstfreunden zu teilen.
Der Zufall und die Improvisation spielen in ihren Werken immer eine Rolle. „Plötzlich sind Geschichten da, die bei mir das Kopfkino anmachen“, erklärt Benesch. Ein wichtiges Thema ist für sie die Frau im Spannungsfeld zwischen eigenem Anspruch und Multitasking für Job und Familie. Hart ins Gericht geht sie mit dem neuen Trend der Rückkehr der Frauen zu einem traditionellen Lebensstil als Hausfrau, die durchaus Fragen nach Geschlechterrollen, Feminismus und der Gleichberechtigung der Frau aufwirft. „Wir scheinen ins Jahr 1954 zurück zu driften und wieder zu verspielen, was wir uns hart erarbeitet haben“, zeigt sie sich über eine momentane Wandlung des Frauenbilds schockiert und traurig.
Wie war das im Kaiserreich mit den Frauenrechten?
Dem möchte sie entgegenwirken mit 22 verschiedenen Werken wie einer Installation mit Sammeltellern aus vergangener Zeit, auf welchen Sprüche aus den 50-ern stehen und das damalige Lebensgefühl verdeutlichen. „Trautes Heim, Glück allein“ oder „Auf ewig Dein“ ist dort zu lesen. Cornelia Benesch wünscht sich, dass die Ausstellungsbesucher einen direkten Bezug dazu finden, die Teller in die Hand zu nehmen oder gerne auch anders zu sortieren, um das Kunstwerk damit selbst zu gestalten und so zu einem neuen Verständnis von Kunst und Wahrnehmung zu gelangen. Ihre Kunst soll erlebt, nicht nur betrachtet werden.

„Mein Vater, mein Mann, mein Sohn“, den Stand der Frauenrechte hat sie äußerst plastisch mit dieser Installation dargestellt. Auf weißen Herrenhemden, auf welchen sie jeweils auf der rechten Seite den Stand der Frauenrechte zu Zeiten ihrer Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und ihr als Tochter festgehalten und dazu parallel auf der linken Seite die jeweils herrschende Politik vom Kaiserreich bis heute dokumentiert hat. Die Künstlerin erinnert sich an eine spannende Zeit während der Entstehung der Installation. „Trotz intensiver Recherchen hinsichtlich Schulleben oder der Lebensmöglichkeiten meiner Vorfahrinnen konnte ich nur wenig herausfinden, die männliche Linie hingegen war gut dokumentiert“.
Die Besucher dürfen sich als Künstler selbst ausprobieren
Die Künstlerin fokussiert sich auf Lücken und Brüche im traditionellen Kunstverständnis, lädt ein zu neuen Perspektiven, legt den Finger in Wunden und lässt über die Grenzen zwischen Kunst und Nichtkunst nachdenken. Wichtig ist ihr, dass diejenigen, die ihre Werke betrachten, ihre Wahrnehmung schärfen, nicht nur passiv konsumieren, sondern gerne auch aktiv gestalten. Durch die gewünschte Interaktion mit ihren Werken macht die Bildhauerin und Performerin die Besucherinnen und Besucher zu Co-Schöpfern. In Gemeinschaftsausstellungen war Cornelia Benesch bereits vielfach vertreten. Ihre erste Einzelausstellung in ihrem Heimat-Rathaus ist noch bis zum 8. März zu dessen Öffnungszeiten zu sehen.
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