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Tischtennis: Langweids Nummer eins ist die Nummer eins in Europa

Tischtennis

Langweids Nummer eins ist die Nummer eins in Europa

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    Stolz hält Veronika Matiunina den Pokal in den Händen. Zur Siegerehrung hatte sich die 17-Jährige vom TC Langweid die ukrainische Flagge umgehängt.
    Stolz hält Veronika Matiunina den Pokal in den Händen. Zur Siegerehrung hatte sich die 17-Jährige vom TC Langweid die ukrainische Flagge umgehängt. Foto: x

    Eigentlich hatte der Spielplan der 2. Damen-Bundesliga für den TTC Langweid am vergangenen Samstag das Gastspiel beim TuS Fürstenfeldbruck vorgesehen, doch das Bayernderby wurde auf Langweider Bitte um eine Woche verschoben. Der Grund: Die erst 17-jährige TTCL-Nummer eins, Veronika Matiunina wurde ins ukrainische Aufgebot bei den zeitgleich im mazedonischen Skopje ausgetragenen U21-Europameisterschaften berufen.

    Schon die Nominierung war eine Überraschung

    Schon ihre Nominierung war eine kleine Überraschung, ihr Auftritt in Skopje aber eine echte Sensation: Der TTC Langweid reist jetzt am Samstag mit einer frischgebackenen Europameisterin nach „Bruck“. Als ungesetzte Spielerin drang Matiunina von der Qualifikation bis ins Finale vor und gewann auch das: Nach einem 4:3 über Elena Zaharia aus Rumänien, eine der Favoritinnen, ließ die Ukrainerin ihrer Freude freien Lauf. 

    „Das war und ist ein sehr emotionaler Moment für mich. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, damit hätte ich nie gerechnet“, gibt Matiunina im besten Deutsch zu Protokoll. „Ich bin hier mit dem Ziel angetreten, die Qualifikationsgruppe zu überstehen. Nachdem ich das geschafft hatte, habe ich im Hauptfeld ein bisschen Glück mit der Auslosung gehabt, wäre aber in der ersten Runde beinahe rausgeflogen, da lag ich gegen die Tschechin Helena Sommerova schon 2:3 nach Sätzen und 3:6 im sechsten Satz zurück.“ 

    Im Februar 2022 aus der Ukraine geflüchtet

    Veronika Matiunina stammt aus dem ostukrainische Sjewjerodonezk im sogenannten Donbass, einem der Hauptkriegsschauplätze. Als russische Truppen im Februar 2022 in die inzwischen besetzte Region einmarschierten, besuchte sie erst seit wenigen Monaten ein Sportinternat in Kiew. Zusammen mit weiteren jungen Internatssportlern, aber ohne ihre Eltern, die aus dem zerstörten Sjewjerodonezk inzwischen nach Kiew übergesiedelt sind, flüchtete der Teenager nach Deutschland, wo sie am Leistungszentrum des Bayerischen Tischtennis-Verbands in München und – nach einer Saison in Schwabhausen – auch im Langweider Zweitliga-Team eine neue, sportliche Wahlheimat gefunden hat. „Für diese Unterstützung bin ich unendlich dankbar. Ganz besonders möchte ich mich bei Krisztina Toth bedanken, meiner Trainerin am BTTV-Leistungszentrum, denn sie hat einen einen sehr großen Anteil an meiner aktuellen sportlichen Entwicklung und diesem EM-Titel.“

    Toth, Bayerns aus Ungarn stammende Landestrainerin, siebenmalige Europameisterin und ehemalige Langweiderin, die mit dem TTCL unter anderem 2007 die letzte Deutsche Meisterschaft holte, unterstütze Matiunina auch in Skopje: „Da der ukrainische Verband aus finanziellen Gründen nur einen Coach für vier, mitunter gleichzeitig spielende Vertreter mitschicken konnte, bin ich auf eigene Kosten für ein paar Tage mitgekommen und habe Veronika bis zum Halbfinale betreut. Alles weitere hat mir am Livestream vor lauter Aufregung viele graue Haare mehr eingebracht.“ Umso mehr freut sie sich nun mit ihrem Schützling: „Das war ein sehr reifer Auftritt von Veronika. Voll fokussiert, technisch beidseitig, das heißt mit Vorhand wie Rückhand stark und anpassungsfähig an die jeweilige Spielweise und das „Material“ der jeweiligen Gegnerin.“ 

    Der Umgang mit ihrer größten Schwäche bleibt ihr erspart

    Auf diese Weise blieb der trainingsfleißigen Matiunina die Konfrontation mit ihrer ehemals größten Schwäche erspart: Dem Umgang mit Niederlagen. „Zu lernen, die eigene Leistung nicht nur nach dem reinen Spielausgang, das heißt Sieg oder Niederlage, zu bewerten, sich von Niederlagen nicht runterziehen zu lassen und allzu hart mit sich ins Gericht zu gehen, gehört zu den Dingen, an denen wir seit zwei Jahren intensiv arbeiten.“ Gelegenheiten den dabei gemachten Fortschritt unter Beweis zu stellen, bietet Matiunina derzeit allerdings nur selten: In der 2. Bundesliga hat die neue U21-Europameisterin in der laufenden Saison noch keine einzige Einzel-Niederlage verdauen müssen: 14 Spiele, 14 Siege. Und sie will mehr: „Ich werde weiter hart arbeiten für weitere Siege und Titel.“ 

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