Die Siegerinnen und Sieger sind längst im Ziel. Die Spitzenathleten haben für die 9,7 Kilometer beim 57. LEW-Silvesterlauf in Gersthofen zwischen 30 und 40 Minuten benötigt. Zeiten, von dem der größte Teil der 1.192 Teilnehmenden am Hauptlauf nur träumen kann. Für die meisten der Läuferinnen und Läufer geht es am letzten Tag es Jahres einfach nur darum, sich noch einmal sportlich zu beweisen, den inneren Schweinehund zu überwinden und gegen die zusätzlichen Feiertagspfunde anzukämpfen, Andere wollen einfach nur gemeinsam mit Freundinnen und Freunden laufen – angefeuert von Hunderten von Zuschauenden am Rande der Strecke und beim Zieleinlauf. Immer wieder brandet unter dem Zeltdach der Gersthofer Sportarena Applaus auf - auch für die Allerletzten, Jessica und Jonas Hindl von der Freiwilligen Feuerwehr Mühlhausen, die nach einer Stunde und 20 Minuten ins Ziel einliefen. Sie brauchten fast dreimal so lang, wie der Sieger Brain Weisheit, der sogar unter 30 Minuten geblieben ist.
Wer beim Zieleinlauf in die mit der Sonne um die Wette strahlenden Gesichter blickte, erkannte sofort, dass die Zeit nicht das Wichtigste ist. „Das Ziel ist das Ziel“, sagt auch Annette Blösch aus dem Gersthofer Ortsteil Batzenhofen, die Hand in Hand mit ihrer Schwester Kathrin Eller aus Friedberg nach einer Stunde und zehn Minuten die Ziellinie überquert hatte. „Wir sind stolz darauf, angekommen zu sein“, so die beiden Frauen, für die der Silvesterlauf seit einigen Jahren Motivation und Abschlussevent darstellt. Im Zielraum warten bereits die Söhne Julius Eller und Johannes Blösch, die ebenfalls am Start waren. Gemeinsam freut man sich über den sportlichen Erfolg und die abendliche Silvesterfeier.
Für Aufsehen sorgte Fritz Edelmann. Mehr als tausend Wettkämpfe hat der 75-Jährige vom TSV Doinkelsbühl in seinem Leben bereits bestritten. Und selbst von Verketzungen lässt er sich nicht ausbremsen. So absolvierte er die 9,7 Kilometer eben auf Krücken.
Als Bürgermeister Michael Wörle den Startschuss der Böllerschützen freigab und die Sonne herauskam, machte sich die gesamte Familie Appel aus Thierhaupten auf den Weg. Während es für Mutter Anne (36) eine Premiere war, zählt Papa Thomas zu den Stammgästen in Gersthofen. „Ich habe einen neuen Rekord aufgestellt“, freute sich der 42-Jährige, der auch schon Marathons absolviert hat, über eine Zeit von 39:52 Minuten. Die Kinder Tim (11) und Jule (10) nahmen heuer erstmals am Schülerlauf teil, bisher waren die Geschwister immer beim Flitzilauf am Start. Hier gingen fast 250 Kinder auf die Stadionrunde - teils mit großem Ehrgeiz, teils mussten sie von ihren Eltern getragen werden. Anschließend ging es dann zur Fotobox, um eine Erinnerungsbild zu schießen.
Der Sieger wird von freilaufenden Hunden verfolgt
Noch lange wird sich Brian Weisheit an den Gersthofer LEW-Silvesterlauf 2024 erinnern - und das nicht nur, weil in einer Klassezeit von 29:56 Minuten gewonnen hat. „Das geht ja wohl gar nicht!“, war er im Ziel völlig außer sich, nachdem er auf der Strecke von zwei freilaufenden Hunden verfolgt worden war. „Gerade als das Führungsfahrzeug abgefahren ist, kamen auf einem Feldweg die beiden Hunde, die ihrer Besitzerin nicht gehorchten, auf mich zu“, berichtete der Stadtberger, der für den mittelfränkischen LSC Höchstadt-Aisch antritt. Was ihn am meisten ärgerte: „Die Frau machte keine Anstalten, ihre Hunde zurückzurufen.“ Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
Brian Weisheit gewann in Gersthofen bereits zum dritten Mal. „Leider kein Hattrick, weil im vergangenen Jahr Tobias Gröbl gewonnen hat“, zollte der 27-Jährige auch seinem wesentlich älteren Dauerrivalen Respekt. Diesmal landete der 41-jährige Dauer(b)renner von der LG Zusam, der erst vor wenigen Wochen noch an Corona erkrankt war, nach 30:04 Minuten auf Platz zwei. Beide Läufer gehörten zu einer sechsköpfigen Spitzengruppe, die bereits nach der Runde durch die Gersthofer Innenstadt bei der Überquerung von Lech und Kanal zwei Brückenlängen Vorsprung hatte. Unter ihnen auch Felix Luckner aus Dinkelscherben (LG Stadtwerke München), der fünf Sekunden später als Dritter ins Ziel kam.
Bei den Frauen konnte sich mit Katka Wetzler von der LG Würm (34:58) erneut eine neue Sportlerin in die Siegerliste eintragen. Die frisch gebackene Siegerin der Augsburger Winterlaufserie verwies die Vorjahressiegerin Katharina Engelhard (TG Viktoria Augsburg) auf Platz zwei. „Ich bin zum ersten Mal in Gersthofen am Start, deshalb freut es mich umso mehr, dass ich bei meiner Premiere gleich gewinnen konnte“, strahlte die 34-Jährige schon wieder mit der Sonne um die Wette, nachdem sie kurz zuvor noch völlig verausgabt im Zielraum am Boden gelegen hatte.
Insgesamt fanden sich am letzten Tag des Jahres 2024 exakt 1.558 Sportlerinnen und Sportler zu dieser Traditionsveranstaltung ein, um das alte Jahr zu verabschieden. „Das ist ein neuer Rekord. Mehr als beim 50. Jubiläumlauf“, freute sich Arne Ziessow, der neue Vorsitzende des TSV Gersthofen. Er bangte bei seiner Silvesterlauf-Premiere sogar, dass die Startnummern ausreichen, während TSV-Geschäftsführerin Susanne Kirner Nachschub an Trinkbechern für die Tee-Ausgabe besorgen musste. Denn schon lange, bevor die Läuferinnen und Läufer des Hauptlaufes an den Start gingen, kamen viele Durstige vom Wandern und Nordic Walking zurück in die Sportarena und die Kleinsten stärkten sich vor dem Flitzlauf, an dem 247 Kinder teilnahmen.
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