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Landkreis: „Profifußballerinnen sollten von ihrem Sport leben können“

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„Profifußballerinnen sollten von ihrem Sport leben können“

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    Annika Bücherl (links) fordert ein höheres Gehalt für Frauen in der Bundesliga.
    Annika Bücherl (links) fordert ein höheres Gehalt für Frauen in der Bundesliga. Foto: Andreas Lode

    Ein Blümchen-Kaffeeservice gab es 1989 für die deutschen Damen beim Sieg in der Europameisterschaft, 1991 war der Preis pro Frau ein Münzen-Set. Würden die Fußballfrauen die aktuelle Europameisterschaft gewinnen, dann springen jeweils 60.000 Euro heraus. Bei den Männern ist es deutlich mehr: Hätten sie im vergangenen Jahr den EM-Titel nach Hause geholt, hätten 400.000 Euro gewunken – pro Spieler.

    In einer Stellungnahme begründete kürzlich DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff, selbst Europameister von 1996, dieses Ungleichgewicht mit der großen Differenz bei den Einnahmen durch Zuschauerzahlen und Einschaltquoten sowie bei den Sponsorengeldern. „Ich kann die Gründe, die der DFB nennt, nachvollziehen“, sagt Annika Bücherl, Abteilungsleitung und Spielerin in der ersten Mannschaft beim CSC Batzenhofen-Hirblingen. „Damit den Frauen das gleiche Preisgeld bezahlt werden kann wie den Männern, bräuchte es einfach eine entsprechende Zuschauerquote.“ Edith Sommerfeld trainiert die erste Damenmannschaft beim FSV Wehringen und ist ebenfalls Abteilungsleiterin. Sie ist der Meinung, dass es im Frauenfußball grundsätzlich an Sponsoren und Werbepartnern fehlt. Sie sagt: „Irgendwoher muss das Geld ja kommen.“

    Der Hype flacht schnell wieder ab

    Derzeit präsentieren sich die Fußballfrauen stark. Könnte ein Europameisterschaftstitel 2022 die Diskussion um gleiche Preisgelder erneut auf den Plan rufen? „Sollten wir gewinnen, gibt es vielleicht wieder einen kleinen Ruck und man spricht noch mal über das Thema. Nach kurzer Zeit verschwindet es aber wieder in seiner Schublade. Das war schon öfter so“, sagt Bücherl. „Der Hype ist bisher noch jedes Mal abgeflacht“, sagt Sommerfeld. „Und weiß eigentlich irgendjemand, wie oft die deutschen Frauen schon Europameister wurden?“

    Die Fußballnationalmannschaft ist achtmaliger Europameister, zweimaliger Weltmeister und gewann 2016 die olympische Goldmedaille. Damit hat Deutschland neben den USA die weltweit erfolgreichsten Fußballfrauen. In den Vereinigten Staaten garantiert ein Tarifvertrag allen Spielerinnen und Spielern das gleiche Gehalt inklusive Boni. Warum nicht auch in Deutschland? Sommerfeld meint die Gründe zu kennen: „In den USA ist die Lage eine ganz andere als bei uns. Da wird auch der Männerfußball bei Weitem nicht so hoch angesehen.“

    Die Unterschiede im deutschen Bundesliga-Geschäft sind deutlich: 44.000 Euro verdienen Profispielerinnen im Durchschnitt pro Jahr, 821.000 Euro sind es bei den Männern. „Da ist noch viel Luft nach oben. Spätestens ab der Bundesliga sollten Frauen von ihrem Beruf als Profifußballerinnen leben können. Sie geben vieles dafür auf und sollen nicht nebenbei noch jobben müssen, um über die Runden zu kommen“, sagt Annika Bücherl.

    Sommerfeld sieht auch hier Unterschiede: „Soweit ich weiß, können zum Beispiel die Spielerinnen vom FC Bayern oder VfL Wolfsburg vom Fußball leben. Andere haben nebenbei Jobs. Da ist schon ein ziemliches Ungleichgewicht bei den verschiedenen Vereinen zu erkennen.“

    Ob Frauen bald bei den Männern mitspielen?

    Bücherl und Sommerfeld sind froh, dass sie innerhalb des Vereins mit den Männern absolut gleichgestellt sind. Jüngst hat der Bayerische Fußball-Verband eine Änderung seiner Spielordnung beschlossen, in der Frauen bis zur Kreisklasse bei den Männern mitspielen dürfen. „Das müsste im Umkehrschluss heißen, dass auch ein Mann bei den Frauen mitspielen darf. Das findet nicht jeder oder besser gesagt jede gut. Die Geschlechter bringen einfach unterschiedliche Voraussetzungen mit. In der Jugend ist es ja noch okay“, findet Bücherl.

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