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Fußball: Triumphe, die nicht gefeiert werden konnten

Fußball

Triumphe, die nicht gefeiert werden konnten

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    Erfolgs-Duo. Florian Kempter und Manfred Müller (von links) führten den FC Emersacker erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Kreisliga.
    Erfolgs-Duo. Florian Kempter und Manfred Müller (von links) führten den FC Emersacker erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Kreisliga. Foto: Oliver Reiser

    Meisterschaften und Aufstiege werden oft noch Jahrzehnte später durch Mannschaftsfotos an den Wänden der Sportheime dokumentiert. In diesem Jahr war das Erstellen eines Fotos wegen Corona und der daraus resultierenden Kontaktbeschränkungen sehr schwierig. Wie überhaupt die gesamte Saison. TSV Wertingen gegen TSV Meitingen war am 25. Oktober das letzte Fußballspiel im Jahr 2020, dann beendete ein neuerlicher Lockdown alle sportlichen Aktivitäten. Der erste Lockdown in der Corona-Pandemie hatte bereits von März bis September 2020 ein Rollen des Balles verhindert. Nachdem im Frühjahr 2021 nicht mehr angepfiffen werden konnte, wurde die zweimal unterbrochene Saison im Mai 2021 endgültig abgebrochen.

    Zuvor hatten sich die bayerischen Vereine mit einem eindeutigen Votum von 71,14 Prozent dafür ausgesprochen, die mehrmals unterbrochene Saison 2019/21 unter der Maßgabe abzubrechen, dass es durch Anwendung der in § 93 der Spielordnung verankerten Quotienten-Regelung direkte Auf- und Absteiger gibt und die Relegation ersatzlos entfällt. Das Alternativmodell, wonach alle Vereine, die auf einem Aufstiegs- und Relegationsplatz stehen, aufsteigen und der Abstieg nicht zum Tragen gekommen wäre, kam auf 28,86 Prozent.

    Florian Fischer und Mario Schmid konnten mit dem TSV Gersthofen den Aufstieg in die Landesliga erreichen. Gefeiert werden konnte auch hier nur im kleinen Rahmen.
    Florian Fischer und Mario Schmid konnten mit dem TSV Gersthofen den Aufstieg in die Landesliga erreichen. Gefeiert werden konnte auch hier nur im kleinen Rahmen. Foto: Oliver Reiser

    Eine komische Situation

    Und so standen quasi über Nacht die Meister fest. Feiern konnte man die Erfolge indes nicht. „Klar freut man sich, wenn das Ziel endlich erreicht ist, aber das war schon eine komische Situation“, erinnert sich Florian Fischer, der zusammen mit seinem Trainer-Partner Mario Schmid den TSV Gersthofen in die Landesliga geführt hatte. „Mir hat es vor allem um die jungen Spieler Leid getan, weil es für viele das erste Mal war, dass sie eine Meisterschaft hätten feiern können“, sagt der Ex-Profi. Vor Beginn der Saison 2021/22 hat man sich im Biergarten in der Gersthofer Stadionwirtschaft getroffen. „Danach waren wir noch im Rahmen der Möglichkeiten unterwegs“, verrät Florian Fischer mit einem Augenzwinkern.

    Marco Löring muss lange nachdenken, ob es denn beim SV Cosmos Aystetten überhaupt eine Feier gegeben hat. „Wir haben es auf jeden Fall nicht so krachen lassen, wie wir es hätten krachen lassen sollen“, erinnert sich der Ex-Coach noch an den letzten Landesliga-Aufstieg in der Saison 2016/17, als man mit 20 Mann nach Mallorca geflogen ist. Derzeit erholt sich Löring von einer Operation am Sprunggelenk.

    Marco Löring und Co-Trainer Aleksandar Canovic (von rechts) führten den SV Cosmos Aystetten zurück in die Landesliga. Nach sieben Jahren erfolgte dann die Trennung der Wege.
    Marco Löring und Co-Trainer Aleksandar Canovic (von rechts) führten den SV Cosmos Aystetten zurück in die Landesliga. Nach sieben Jahren erfolgte dann die Trennung der Wege. Foto: Oliver Reiser

    In Aystetten endet eine Ära

    Während der TSV Gersthofen unter seinem neuen Trainer Gerhard Hildmann in der Landesliga zum Jahreswechsel einen respektablen sechsten Platz belegt, kam der andere Aufsteiger SV Comos Ay-stetten nicht recht in die Gänge, bildete über Wochen das Schlusslicht der Liga. Die Konsequenz: Nach sieben Jahren trennten sich die Wege des Vereins und Trainer Marco Löring. Der bisherige Co-Trainer Aleksandar Canovic wurde zum Chef ernannt, musste aber schon nach zwei Spielen seinen Platz für Ivan Konjevic räumen. Der startete das „Unternehmen Klassenerhalt“ mit zwei Siegen. „Wir konnten uns gegenseitig etwas in die WhatsApp-Gruppe schreiben, aber nicht mal ein Bier zusammen trinken“, konnte sich auch Franz Stroh, der Spielertrainer des FC Horgau, nicht so wirklich über die Meisterschaft in der Kreisliga Augsburg und den Aufstieg am grünen Tisch freuen. Beim ersten Aufstieg im Jahr 2017 über die Relegation war der ganze Ort über Tage hinweg im Ausnahmezustand. Als die Feier im Sommer endlich nachgeholt werden sollte, schlug das Schicksal erneut zu. Wenige Tage zuvor verstarb das FCH-Vorstandsmitglied Julia Motzet. Zum Feiern war da niemand mehr zu Mute.

    Aufsteiger FC Horgau hat auch in der Bezirksliga allen Grund zum Jubeln. Hier freuen sich Valentin Blochum und Stephan Donderer.
    Aufsteiger FC Horgau hat auch in der Bezirksliga allen Grund zum Jubeln. Hier freuen sich Valentin Blochum und Stephan Donderer. Foto: Oliver Reiser

    Alle Heimspiele mit Trauerflor

    Nachdem während der Corona-Pandemie einige weitere Mitglieder des FC Horgau – unter anderem auch an Corona – verstorben waren, trat der Aufsteiger das ganze Jahr über mit Trauerflor zu seinen Heimspielen an. Sportlich lief es bei den Kleeblättern ausgezeichnet. Das Saisonziel, die 14 Punkte aus der Bezirksliga-Saison 2017/18 zu toppen, wurde längst erreicht. Mit 30 Punkten ist die Truppe aus dem gallischen Dorf die Überraschungsmannschaft der Liga.

    Einen historischen Aufstieg unter historischen Bedingungen konnte der FC Emersacker verbuchen, der als Meister der Kreisklasse Nordwest erstmals in der Vereinsgeschichte den Einzug in die Kreisliga schaffte. „Besondere Situation, besondere Entscheidung“, tat dem Sportlichen Leiter Rainer Förg der Konkurrent TSV Leitershofen fast ein wenig leid. Die Almkicker lagen schon mit sieben Punkte vorne, wurden dann aber buchstäblich von Corona ausgebremst.

    Frisch getestet stellten sich die Kicker des SV Wörleschwang zum Meisterbild auf.
    Frisch getestet stellten sich die Kicker des SV Wörleschwang zum Meisterbild auf. Foto: Oliver Reiser

    Corona-konformer Autokorso

    Beim SV Wörleschwang konnte man sich das Feiern nicht verkneifen. Unmittelbar nach Eintreffen der Entscheidung des BFV hat man sich zu einem Autocorso getroffen und ein Mannschaftsfoto gemacht. „Alles absolut coronakonform“, wie Abteilungsleiter Kevin Weindl beteuert. Kontaktbeschränkungen seien gerade für ein Team wie das des SVW hart. „Bei uns ist die Kameradschaft das Wichtigste. Onlinetraining ersetzt kein geselliges Beisammensein im Sportheim“, sagt Weindl. Bislang tut sich der SV Wörleschwang nach dem zweiten Aufstieg in Folge in der Kreisklasse Nordwest sehr schwer. Erst ein Sieg ist gelungen. Mit fünf Punkten steht man nur zwei Zähler vor der TSG Stadtbergen, die als einzige Mannschaft noch gänzlich ohne Sieg geblieben ist.

    Aufstieg im Doppelpack. Der CSC Batzenhofen-Hirblingen schaffte sowohl mit seiner ersten Mannschaft als auch mit der zweiten Garnitur den Sprung aus dem Unterhaus.
    Aufstieg im Doppelpack. Der CSC Batzenhofen-Hirblingen schaffte sowohl mit seiner ersten Mannschaft als auch mit der zweiten Garnitur den Sprung aus dem Unterhaus. Foto: Oliver Reiser

    Aufstieg im Doppelpack

    Einen Aufstieg im Doppelpack gab es für den CSC Batzenhofen-Hirblingen. Die erste Mannschaft stieg als Meister der B-Klasse Nordwest in die A-Klasse auf, die zweite Garnitur rückte als Tabellendritter der B-Klasse West nach oben, weil der TSV Herbertshofen II als „Vize“ hinter dem Meister TSV Gersthofen II auf den Aufstieg verzichtet hatte.

    In die Röhre geschaut hat neben dem TSV Leitershofen auch der TSV Meitingen als Tabellenzweiter der Bezirksliga Nord, nachdem die Relegationsspiele ersatzlos gestrichen wurden. „Wir wissen um die zutage tretenden Härtefälle. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese Härtefälle mit keiner Lösung zu vermeiden gewesen wären. Es ging letztlich darum, die beste unter allen schlechten Lösungen zu finden“, sagte BFV-Vizepräsident Robert Schraudner, der die Arbeitsgruppe zum unvermeidbaren Saison-Abbruch geleitet hatte: „Wir alle wollten uns eine Entscheidung am Grünen Tisch ersparen. Dass die Saison zu keinem sportlichen Ende findet, war in dieser Form nicht absehbar. Aber die Wucht der Pandemie hat uns letztlich keine andere Wahl gelassen.“

    Wann und wie geht es weiter?

    Derzeit rollt die Omikron-Variante auf Deutschland zu, der nächste Lockdown droht – und die Fußballer bangen bereits um die Fortsetzung der Saison 2021/22. Wie vor einem Jahr mit dem TSV Gersthofen, der ein Jahr an der Tabellenspitze der Bezirksliga Nord stand, ergeht es Florian Fischer nun mit dem TSV Schwabmünchen. Der 36-Jährige wird nach einer schöpferischen Pause am 1. Januar das Traineramt beim Vorletzten der Bayernliga übernehmen. Das Warten auf den Wiederbeginn könnte angesichts der erwarteten fünften Corona-Welle zur Geduldsprobe werden. „Vor zwei Jahren wäre ich in dieser Situation noch ausgeflippt“, sagt Fischer, „mittlerweile habe ich es mir abgewöhnt, mir darüber Gedanken zu machen, wann und wie es weitergeht. Man muss es nehmen, wie es kommt“, bezeichnet er Fußballtrainer in Zeiten der Pandemie als „Meister des Improvisierens“.

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