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Fußball-Ehrenamt: Doppelte Liebe im Ehrenamt

Fußball-Ehrenamt

Doppelte Liebe im Ehrenamt

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    Jürgen Kamissek war beim CSC Batzenhofen-Hirblingen auch an der Seitenlinie aktiv.
    Jürgen Kamissek war beim CSC Batzenhofen-Hirblingen auch an der Seitenlinie aktiv. Foto: Oliver Reiser

    Um einen Sportverein am Laufen zu halten, müssen viele Rädchen ineinandergreifen. Dieses wurde beim diesjährigen Bezirksehrenamtstag des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) von alles Festrednern immer wieder betont. Ob Jugendbetreuer, Theken- und Reinigungsdienste, Handwerker, Platzwarte, Trainerinnen, Trainer, Stadionsprecher, Pressewarte, Kassierer, Trikotwäscherin, Vorsitzende oder Abteilungsleiter – die Auflistung der ehrenamtlichen Tätigkeiten der insgesamt 51 Personen aus den drei schwäbischen Fußball-Kreisen Allgäu, Augsburg und Donau wollte beim Festakt im Forum der Firma ROMA in Burgau fast kein Ende nehmen. Mit einer jeweiligen persönlichen Laudatio wurden die geladenen Vereinsvertreterrinnen - und Vertreter entsprechend geehrt und erhielten als Dank für ihr unentgeltliches Wirken bei der DFB-Sonderehrung eine Uhr mit Urkunde.

    Wie zum Beispiel Jürgen Kamissek. Als ehemaliger Börsenmakler hatte der heute 57-Jährige Glück, schon Mitte 30 vorzeitig in den Ruhestand gehen zu können. Die Geschäfte damals liefen gut, finanzielle Probleme gab es nicht für den in Gersthofen aufgewachsenen und seit Jahren in Gablingen wohnenden Vater von zwei Kindern. Etwas „Probleme“ hatte Kamissek freilich mit seiner hinzugewonnen Freizeit. Auch deshalb habe er den Job als Fußball-Abteilungsleiter beim CSC Batzenhofen-Hirblingen angenommen. „Meine Zeit für den Verein stelle ich gerne zur Verfügung“, möchte Kamissek all die Jahre seit 2002 in verantwortlicher Position nicht missen. Einst selbst aktiver Spieler beim Gersthofer Stadtteilklub, engagierte er sich auch als Trainer, vor allem bei den Mädchen und später bei den Frauen. Sogar seine Ehefrau Gabi hat Jürgen Kamissek über den Fußball beim CSC kennengelernt. Plötzlich war für ihn eine „doppelte Liebe“ entstanden. „Ja, so kann man es sehen“, lacht Kamissek über die Kombination Verein und privates Glück.

    Jürgen Kamissek war Aufstiegstrainer des Frauenteams

    Während seiner Zeit als Abteilungsleiter wurde in Batzenhofen ein Kunstrasenplatz gebaut, Jürgen Kamissek hat dieses Projekt mit angeschoben und wird auch im kommenden Jahr, wenn der Platz saniert werden muss, vermutlich wieder einer der treibenden Kräfte bei dieser Baumaßnahme sein. Dass er nun schon mehr als zwei Jahrzehnte als Funktionär im Amt ist, habe in erster Linie damit zu tun, sich immer wieder mit jungen Leuten austauschen zu können. Sei es nach einem Fußballspiel oder bei anderen Anlässen im Verein. Sportlich gab es für Jürgen Kamissek zwei Höhepunkte im bisherigen Vereinsleben beim CSC: der lang ersehnte Aufstieg der Herrenmannschaft aus der untersten Fußball-Liga in die A-Klasse vor drei Jahren und der Sprung der Damenmannschaft in die Bezirksoberliga nach der Saison 2022/23. Kamissek selbst war Trainer der Meistermannschaft und Tochter Johanna eine wichtige Spielerin im Team. Auch Sohnemann Florian schnürt regelmäßig die Kickstiefel, allerdings beim Batzenhofener Ligarivalen SG Lützelburg/Achsheim. Dort ist er als Sportleiter sogar schon in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Worauf Jürgen Kamissek schon ein wenig stolz ist. Wenn es allerdings zum direkten Duell beider Teams kommt, drückt Papa Kamissek ganz klar dem CSC Batzenhofen die Daumen. Noch hat der ehemalige Börsenmakler nicht vor, als Fußball-Funktionär vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Wenngleich er freilich weiß, dass für ihn längst die zweite Halbzeit angebrochen ist. 22 Jahre habe er als Verantwortlicher im Verein bereits auf dem Buckel. „Irgendwann müssen aber jüngere Leute ran“, weiß Kamissek, dass ein Generationenwechsel kommen muss und wird.

    Für den Bezirks-Ehrenamtsbeauftragen Günther Brenner aus Jettingen-Scheppach hatte die Veranstaltung in Burgau etwas ganz Besonderes: „Es ist heute das erste Mal, das wir so ein Ereignis in Räumlichkeiten eines schwäbischen Unternehmens durchführen können“, richtete er Dankesworte an den Hauseigentümer Roland Thoma und ROMA-Marketingleiter Tobias Löhner, der das Miteinander der Firma nach dem Hochwasser Anfang Juni in den Vordergrund stellte, als Produktionshallen überschwemmt waren und diese vom gesamten Firmen-Personal vom Wasser befreit werden musste. Auch Burgaus Bürgermeister Martin Brenner ging bei seinem Grußwort auf dieses Ereignis ein, und lobte die zahlreichen Einsatzkräfte und freiwilligen Helfer, die man zum Glück auch bei den Sportvereinen vorfinde. Wer ein Ehrenamt in einem Verein ausführe, für den solle dies „eine Ehre und kein Amt“ sein, appellierte er an die Anwesenden, sich weiter für die Gesellschaft einzusetzen.

    Diese Vertreter aus dem Fußball-Kreis Augsburg wurden beim BFV-Ehrenamtstag in Burgau ausgezeichnet.
    Diese Vertreter aus dem Fußball-Kreis Augsburg wurden beim BFV-Ehrenamtstag in Burgau ausgezeichnet. Foto: Günther Herdin

    Der Fußball lebt von den Menschen an der Basis

    Als Festredner trat Schwabens Bezirkstagspräsident Martin Sailer, gleichzeitig auch Augsburger Landrat, ans Rednerpult und wusste die Zuhörerinnen und Zuhörer mitzunehmen. Er erinnerte an seine eigene Zeit als junger Kicker beim SSV Anhausen und berichtete vom damaligen Platzwart, der nicht nur die Plätze gemäht, sondern auch immer wieder vor jedem Spiel die Linien neu gezogen habe. „Ich hatte den Eindruck, dass dieser Mann Tag und Nacht für uns unterwegs war“. Das Fußballspielen, so Sailer, habe ihm seine Kindheit „so schön gemacht“ und ergänzte: In dieser Zeit habe ich viel fürs Leben gelernt“. Die vielen Ehrenamtlichen in der Gesellschaft seien es, die nach Ansicht des Bezirkstagspräsidenten den Menschen im Alltag eine gewisse Struktur geben, auch in den Sportvereinen. Abschließend wünschte sich Sailer, dass die Anwesenden nicht nach Wilhelm Busch handeln, der in einem Gedicht scherzhaft meint: Willst du froh und glücklich leben, lass keine Ehrenamt dir geben. Willst du nicht zu früh ins Grab, lehne jedes Amt gleich ab.“

    Dass der Fußballsport von Menschen an der Basis lebe und nicht nur von „spektakulären Szenen in den Bundesligastadien“, das stellte die BFV-Bezirksvorsitzende Sabrina Hüttmann fest und gab dabei ihrer Hoffnung Ausdruck, dass all die Dinge, welche die geladenen Gäste in Burgau seit Jahren in den Vereinen verkörpern, auch eine „Inspiration“ für die nächsten Generationen sei. Bezirksehrenamtsbeauftragter Günther Brenner bezeichnete eingangs „das Ehrenamt als keine Arbeit, die nicht bezahlt wird, sondern als Arbeit, die unbezahlbar ist.“

    Ausgezeichnete aus dem Landkreis Augsburg: Jürgen Kamissek (CSC Batzenhofen-Hirblingen/Abteilungsleiter Fußball), Heiko Karlinski (FSV Inningen/Jugendleiter), Nikolaus Linz (SV Untermeitingen (Jugendleiter), Markus Heider (FC Kleinaitingen/Abteilungsleiter und Stadionsprecher), Thomas Enge (FC Langweid/Integrationsbeauftragter), Carolin Krötz (TSV Ustersbach/Abteilungsleiterin Breitensport). 

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