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Boccia: Das Ticket zur Weltmeisterschaft gelöst

Boccia

Das Ticket zur Weltmeisterschaft gelöst

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    Jakob Kraus, der amtierende deutsche Bocciameister vom TSV Gersthofen, sicherte sich bei den Europameisterschaften in Italien das Ticket zur Weltmeisterschaft in der Türkei Foto: Federazione Italiana Bocce Umbria
    Jakob Kraus, der amtierende deutsche Bocciameister vom TSV Gersthofen, sicherte sich bei den Europameisterschaften in Italien das Ticket zur Weltmeisterschaft in der Türkei Foto: Federazione Italiana Bocce Umbria Foto: x

    Es gibt noch ein sportliches Leben neben dem Fußball. Und es gab zuletzt auch noch eine weitere Europameisterschaft. Parallel zu den Kickern in Deutschland kämpften die Boccia-Spieler im italienischen Terni um die Europameisterschaft. Dort löste Jakob Kraus vom TSV Gersthofen in den Disziplinen Herren Einzel und Präzisionsschuss die Tickets für Weltmeisterschaft Ende Oktober in der Türkei.

    Für Jakob Kraus war es eine ganz besondere Europameisterschaft. Der Präsident des Boccia Bundes Deutschland durfte nämlich bei der Eröffnungsfeier den Eid sprechen. „Das war eine große Ehre“, so der 34-Jährige, der als angestellter im öffentlichen Dienst arbeitet und im Gersthofer Stadtrat sitzt.

    Im Einzel schien nach schwachem Beginn für Kraus der Traum von der Qualifikation für die Weltmeisterschaft fast schon ausgeträumt. Der amtierende deutsche Bocciameister verlor sein erstes Gruppenspiel in Gruppe B gegen Polen, sodass im zweiten Gruppenspiel gegen Boccia-Newcomer Estland nur ein Sieg die Chance auf das Viertelfinale wahrte. Hier zeigte er aber seine gewohnte Stärke und beendete die Partie ohne Punktverlust mit 11:0.

    Polen hingegen verlor sein zweites Spiel gegen den späteren Europameister Aramis Gianinazzi aus der Schweiz deutlich, wodurch es, bedingt durch das Spielsystem zum erneuten Duell zwischen Deutschland und Polen kam. Im zweiten Aufeinandertreffen zeigte sich Jakob Kraus deutlich verbessert und löste mit einem 9:5 als Gruppenzweiter das Ticket für das Viertelfinale.

    Präzisionsschuss ist eine neue Disziplin

    Auch im Präzisionsschuss, der im Rahmen einer Europameisterschaft erstmalig ausgetragen wurde, sicherte sich Kraus einen Platz im Viertelfinale. In dieser Disziplin geht es darum, eine Zielkugel in insgesamt zwölf vorgegebenen Situationen zu treffen. Je nach Schwierigkeit werden dabei unterschiedliche Punktewerte vergeben - maximal können 40 Punkte erreicht werden. Nach Addition der Punkte aus zwei Durchgängen qualifizieren sich die besten Acht für das Viertelfinale welches dann, wie auch im Einzel im K.o.-System gespielt wird. Mit gesamt 27 Punkten konnte Jakob Kraus gerade noch in die K.o.-Runde erreichen in der er dann auf den San Marinesen Enrico Dall’Olmo traf. Dort zeigte er sich gegenüber den ersten beiden Durchgängen weiterhin konstant und führte bis zum letzten Schuss mit 14:12. In der letzten Situation, die aufgrund der extrem hohen Schwierigkeit mit sechs Punkten belohnt wird verschoss der Deutsche - San Marino traf im Anschluss sensationell zum 14:18-Endstand. Deutschland wurde am Ende mit Platz fünf und damit der WM-Qualifikation belohnt.

    Nach dieser knappen Niederlage blieb direkt im Anschluss die Möglichkeit zum Halbfinaleinzug in der Einzelkonkurrenz. Nach einem nervösen Beginn von beiden Spielern stand es gegen die Slowakei schnell 6:6, in der Folge konnte sich Peter Domok eine 9:7-Führung erspielen. Vor der letzten Kugel riskierte Kraus daraufhin einen Schuss auf die gegnerische Kugel, um sich mit zwei Punkten entweder in die Entscheidungskehre zu retten oder mit drei Punkten sogar das Spiel zu gewinnen. Er verfehlte den anspruchsvollen Schuss denkbar knapp, sodass der Slowake mit 9:8 ins Halbfinale einzog.

    Wegen der WM-Qualifikation mussten die Unterlegenen der Viertelfinals in die Platzierungsspiele – hier setzte sich Jakob Kraus im Spiel um Platz sieben souverän gegen San Marino durch und löste damit das Ticket für die Weltmeisterschaft.

    Während der Wettbewerbe lief Fußball

    Selbstverständlich hat Jakob Kraus bei der Boccia-Europameisterschaft auch die Fußball-Europameisterschaft verfolgt. „Ich habe das meiste im Hotel gesehen. Auch an den Spielstätten ist der Fernseher gelaufen. Da sind dann immer andere Gruppen davor gestanden. Aber jeder hat sich mit dem anderen gefreut, weil die Bocciaspieler eine große Familie sind“, erzählt der Gersthofer, der kurz vor dem Rückflug am Flughafen noch ein 1:0 für Deutschland auf dem Ticker hatte: „Da habe ich mich gefreut, aber als ich später erneut drauf geschaut habe, stand es wieder 0:0.“ Bekanntlich wurde der Treffer von Robert Andrich per Videobeweis aberkannt.

    Vom bisherigen Auftritt der Nagelsmann-Truppe ist der Boccia-Nationalspieler durchaus angetan: „Das Spiel läuft sehr flüssig und mit hoher Geschwindigkeit. Das ist sehr attraktiv.“ Kraus hofft, dass die deutsche Mannschaft bei der Fußball-EM weiter kommt, als er bei der Boccia-EM: „Dass ich zweimal im Viertelfinale gescheitert bin, wird hoffentlich kein schlechtes Omen sein.“ (AZ)

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