Nur ein einziger Punkt fehlte den Basketballern der BG Hessing Leitershofen/Stadtbergen in der abgelaufenen Saison zum Erreichen der Play-Offs in der 2. Bundesliga Pro B. Das soll in der neuen Runde nicht mehr passieren. „Die Play-Offs sind das Minimalziel“, sagt Trainer Emanuel Richter. Um nichts dem Zufall zu überlassen hat sich zusammen mit dem sportlichen Leiter Stefan Goscherhofer viele Nächte um die Ohren geschlagen und Videos von geeigneten Kandidaten für das Kangaroos-Team 2024/25 zu sichten. „Ich weiß nicht, wie viele es waren. Aber wenn du eine gute Mannschaft willst, musst du das ganz einfach machen“, lacht Richter. Nachdem Jermane Carter, Bernat Vanaclocha, Nico Lagerman, Chris Würmseher und Jakob Hanzalek den Verein verlassen haben, musste entsprechender Ersatz gefunden werden.
Doch die Neuzugänge sind mehr als nur Ersatz. Viel verspricht man sich man sich vom US-Amerikaner Asa Williams, der von der Montana University kommt und seine erste Profi-Station antritt. Der 24-Jährige hat auch die Nachfolge von Jermane Carter in der Wohngemeinschaft angetreten und ist bereits seit dem 7. August in Stadtbergen. „Das ist ungewöhnlich und zeigt, wie heiß der Junge ist“, so Chefcoach Emanuel Richter.
Routinier und Youngster als Königstransfers
Als weitere „Königstransfers“ gelten ein Youngster und ein Routinier. Von IBAM München wechselt der gerade erst 19 Jahre alt gewordene kroatische U18-Nationalspieler Tin Udovicic nach Stadtbergen. „Dass solch ein Nachwuchstalent zu den Kangaroos kommt, zeigt, was wir in den letzten Jahren erreicht haben“, freut sich Richter. Dasselbe gilt für Ferenc Gille. Der 26-Jährige ist der Älteste in der Truppe mit einem Durchschnittsalter von 21,8 Jahren und bringt jede Menge Pro A-Erfahrung mit. Zuletzt feierte der 2,05-Meter-Mann mit den Rhöndorf Dragons die Meisterschaft in der PRO B.
Von den Iserlohn Kangaroos zu den Hessing Kangaroos wechselt Elias Marei. Der 22-jährige, 2,02 Meter große Powerforward, war ein Wunschspieler von Emanuel Richter: „Er ist ein großer Energizer und wird mit seiner Spielweise viele Fans in Leitershofen gewinnen.“ Ebenfalls ganz oben auf dem Zettel des 37-jähren Chefcoaches, der als einer der wenigen Trainer der Liga noch einen Beruf ausübt („Mein Arbeitgeber kommt mir da sehr entgegen.“), stand Christian Hinckson (24), der den EU-Spot besetzen wird. „Er ist variabel einsetzbar und besetzt dank seines Passes nicht das Kontingent eines Importspielers“, so Richter über den zwei Meter großen US-Amerikaner, der zuletzt beim maltesischen Meister Starlites Naxxar Basketball Club spielte.
„Wir haben Spieler eingekauft, die dafür geeignet sein sollten, das Team auf das nächste Level zu heben“, sagt Wayne Chicco Pittman. Der Geschäftsführer der Kangaroos-GmbH, in die der Spielbetriebe der ersten Mannschaft, für den ein Etat im mittleren sechsstelligen Bereich veranschlagt ist, ausgegliedert ist, macht kein Hehl daraus, dass man in Stadtbergen mittelfristig den Aufstieg in die Pro A anstrebt. „Mit unserem Team können wir diesen Weg gehen. Aber die Mannschaft muss sich natürlich erst finden. Es wäre deshalb vermessen, gleich im dritten Jahr Pro B vom Aufstieg zu sprechen.“ Außerdem ist die Liga individuell nochmals stärker geworden. „Alle haben sich verstärkt“, weiß Emanuel Richter: „Um in die Pro A aufzusteigen, muss alles klappen, alles passen.“
Sponsoren, die als Gesellschafter Verantwortung übernehmen
Auch im Umfeld hat man sich bei der BG Leitershofen/Stadtbergen neu aufgestellt. Neben Pittman konnte man den ehemaligen Nationalspieler Jan-Niklas Wimberg (28), der als Spieler beim FC Bayern München aktiv ist, als geschäftsführenden Gesellschafter der Kangaroos Basketball GmbH gewinnen. Dritter Gesellschafter im neuen Konstrukt ist die Siegmund Gruppe aus Oberottmarshausen, bisher bekannt als Hauptsponsor des amtierenden Deutschen Double-Gewinners FC Bayern München Basketball und Ärmelsponsor des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg. „Ich habe Bernd und Daniel Siegmund wegen eines Sponsorings angesprochen. Dass sie sich nun als Gesellschafter einbringen, ist natürlich überragend“, freut sich Pittman über den gelungenen Coup: „Es ist beruhigend, zu wissen, dass der Sponsor auch Verantwortung übernimmt.“
Selbstverständlich weiterhin in Stadtbergen
Auch wenn man sportlich eine höhere Klasse anpeilt, ein klares Bekenntnis gibt es zum Standort Stadtbergen. „Selbstverständlich wollen wir hier bleiben. Dieses Signal haben wir auch gegenüber der Stadt gegeben“, ist für Wayne Pittman ein Umzug nach Augsburg überhaupt kein Thema. „Wo sollten wir denn hin? In Augsburg gibt es keine Halle, die wir für die Pro A nutzen könnten.“ Um in Stadtbergen spielen zu können, sind gewisse Standards erforderlich. Unter anderem muss zu jedem Spiel ein Holzparkettboden verlegt werden, dessen Kauf mit 30 bis 50.000 Euro veranschlagt wird. „Das ist alles absolut erfüllbar“, sagt Pittman.
Auch der Auf- und Abbau, der jeweils drei Stunden dauert. Um dessen Umsetzung wird sich der bisher ehrenamtlich tätige Geschäftsführer Andreas Moser kümmern, der auch das komplette Spieltags-Management wahrnimmt. „Damit bin ich wieder näher am Spielfeld“, freut sich Moser, dessen Vater einst die Basketball-Abteilung des TSV Leitershofen gegründet hat. Ein erster Schritt in Richtung Pro A soll bereits in der kommenden Saison mit der Einrichtung eines VIP-Bereichs gemacht werden, in die Gäste und VIP-Dauerkarten-Besitzer mit Getränken, warmen Essen und Snacks verpflegt werden.
Verpflegung aus der Kangaroos Familie
Neuzugang Tin Udovicic indes wird von Barbara Göbel verpflegt. Die agile Rentnerin, die ansonsten für den Getränkenachschub bei den Heimspielen in der Stadtberger Halle zuständig ist, bekocht künftig den 19-Jährigen. „Seine Eltern haben Wert darauf gelegt, dass ihr Sohn jeden Tag eine warme Mahlzeit bekommt. Ich mache das gerne. Wir sind doch alle eine Familie“, lacht sie. Ein typisches Beispiel für die „Kangaroos Family“, wie es auch auf den T-Shirts und Hoodies zu lesen ist. Als einer der wenigen echten Vereine will man sich im Haifischbecken der Profi-Bundesliga-Farmteams weiter durchboxen.
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