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Turnier: Fußball kennt keine intellektuellen Grenzen

Turnier

Fußball kennt keine intellektuellen Grenzen

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    Beschirmter Schiedsrichter: Miran Marstaller vom TSV Leitershofen.
    Beschirmter Schiedsrichter: Miran Marstaller vom TSV Leitershofen.

    Leitershofen Als Thomas Müller einen Freistoß verwandelt, kennt der Jubel keine Grenzen mehr. Mit voller Wucht hat er den Ball getroffen, der zum 2:0 in den Torwinkel saust. Nein, es ist nicht der bekannte deutsche Nationalspieler, der sich über seinen herrlichen Treffer freut, wie ein Schneekönig. Dieser Thomas Müller spielt im Trikot der Augsburger Ulrichswerkstätten und er hat soeben im Spiel gegen die Lebenshilfe Nördlingen getroffen.

    Fünf Mannschaften aus Behinderteneinrichtungen in ganz Bayern kämpften am vergangenen Samstag auf der Leitershofer Alm um zwei Fahrkarten zur bayerischen Meisterschaft. Und selbst der Dauerregen konnte die Begeisterung nicht bremsen.

    Der Kontakt zwischen dem TSV Leitershofen und den Ulrichswerkstätten, wo rund 470 Menschen mit geistiger Behinderung beschäftigt sind, ist durch Domink Bröll entstanden.

    Der TSV-Kicker, ausgebildeter Ergotherapeut, arbeitet in den Ulrichswerkstätten und betreut zusammen mit dem Sporttherapeuten Christian Küster im begleitenden Dienst die rund 60 Fußballspieler dieser karitativen Einrichtung. „Die Begeisterung war in diesem Jahr durch den Aufstieg des FC Augsburg deutlich zu spüren“, berichtet Bröll. Angeregt durch die bevorstehende Frauenfußball-Weltmeisterschaft wurde vor einem halben Jahr sogar eine Frauenmannschaft gegründet. „Fußball kennt keine intellektuellen Grenzen“, sind sich Küster und Bröll sicher.

    Wenn Christian Küster über seine Schützlinge spricht, redet er nicht von geistig Behinderten, sondern von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. „Im Fußball erfahren die jungen Menschen ein Stück Normalität und Integration“, sagt Küster, der über den Zivildienst zu seinem Beruf gekommen ist. „Fußball ist bei vielen ein wesentlicher Lebensinhalt.“ Als Zielerfüllung betrachtet es Küster, wenn einer seiner Fußballer den Sprung in einen Verein schafft. So wie zum Beispiel Jens Kloß. Der ehemalige Torhüter der deutschen Nationalmannschaft, der jetzt im Feld spielt, war schon für die SpVgg Westheim aktiv, trainiert jetzt beim TSV Leitershofen.

    „Vor diesem Turnier haben wir alle gemeinsam mit der Kreisliga-Mannschaft des TSV Leitershofen trainiert“, erzählt Christian Küster, „das war ein tolles Erlebnis für die Jungs.“ Die Fußballer von der Alm haben auch das Turnier ausgerichtet. „Meine Mannschaftskollegen waren sofort begeistert“, sag Dominik Bröll. Trainer Michael Kreutmayr, Kapitän Markus Bröll oder Miran Marstaller waren als Schiedsrichter im Einsatz, Marcel Bertele fungierte als Stadionsprecher. „Die Organisation war sensationell“, freut sich Küster, „gerade die Ansage der Mannschaftsaufstellungen mit den Namen hat das Selbstwertgefühl der Spieler gewaltig gesteigert.“

    Und das gemeinsame Training hat sich ausgezahlt. Als Tabellenzweiter darf die Mannschaft der Ulrichswerkstätten zu den bayerischen Meisterschaften fahren. Vielleicht wären die Kicker von Christian Küster und Dominik Bröll sogar Turniersieger geworden, doch im entscheidenden letzten Spiel gegen die bis dahin punktgleiche Mannschaft der Regens-Wagner-Stiftung Dillingen ließen sie einen ihrer besten Spieler aus disziplinarischen Gründen nicht mitspielen. Zu den bayerischen Titelkämpfen wollen sie ihn jedoch mitnehmen. „Er bekommt wieder eine Chance.“

    Endstand: 1. Regens-Wagner-Stiftung Dillingen 10 Punkte; 2. Ulrichswerkstätten Augsburg 7 Punkte, 3. Lebenshilfe Ingolstadt 6 Punkte, 4. Lebenshilfe Nördlingen 4 Punkte, 5. Lebenshilfe Memmingen 0 Punkte.

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