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Toto-Pokal: Teuer erkaufte Lobeshymnen

Toto-Pokal

Teuer erkaufte Lobeshymnen

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    Johannes Hintersberger gehörte zu den Aktivposten im Gersthofer Team. Nach 50 Minuten musste der Kapitän verletzt ausscheiden.
    Johannes Hintersberger gehörte zu den Aktivposten im Gersthofer Team. Nach 50 Minuten musste der Kapitän verletzt ausscheiden. Foto: Fotos: Marcus Merk

    Gersthofen Das Lob kam aus berufenem Munde. „Kompliment. Der TSV Gersthofen hat uns alles abverlangt“, war selbst Klaus Augenthaler nach dem 7:5 (3:3/0:1)-Sieg seiner SpVgg Unterhaching im Viertelfinale des Toto-Pokals auf bayerischer Ebene, der erst im Elfmeterschießen zustande kam, beeindruckt. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein Landesligist 90 Minuten dieses Tempo mitgehen kann“, meinte der Weltmeister von 1990, siebenfache deutsche Meister mit dem FC Bayern München und ehemalige Bundesligatrainer beim 1. FC Nürnberg, Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg.

    Sensationelle zweite Halbzeit

    Vor allem in der zweiten Halbzeit war es ganz großes Pokal-Kino, mit dem beide Mannschaften die 700 Zuschauer im wohl besten Spiel, das bisher in der Abenstein-Arena zu sehen war, begeisterten. Da war kein Klassenunterschied mehr zu erkennen. „Wir haben all unseren Mut zusammengenommen“, beschreibt Co-Trainer Gerhard Hildmann den sensationellen Sturmlauf nach der Pause, der dem TSV Gersthofen innerhalb von fünf Minuten eine 2:1-Führung einbrachte. Zuerst köpfte Paul Fischer einen Eckball von Ronny Roth gegen die hünenhaften Abwehrrecken der SpVgg ein (52.), dann stocherte er eine weite Ecke über die Linie, nachdem Darius Kampa zuvor von Ronny Roth zu einer Glanzparade gezwungen wurde (57.). „Dass man gegen eine Profimannschaft zwei Tore aus Standardsituationen macht, ist sicher nicht alltäglich“, freute sich Robert Walch und wurde von Klaus Augenthaler bestätigt: „Wir haben in der Liga noch kein Eckballtor bekommen“.

    Die Zuschauer auf der Tribüne, darunter auch die komplette Mannschaft des FC Heimberg aus der dritten Liga der Schweiz, die am Wochenende in Gersthofen ein Trainingslager absolvierte, sowie FCA-Star Alex Bellinghausen orakelten, dass diese Führung zu früh gekommen war, weil der drei Klassen höher angesiedelte Gegner, der nach seinem Führungstreffer durch Gardar Gunnlaugsson (20./Elfmeter) nur noch Ergebnisverwaltung betrieb, nun genügend Gelegenheit zum Reagieren hatte. Unterhaching erhöhte prompt wieder die Schlagzahl und drehte die Partie innerhalb von neun Minuten durch Treffer von Leandro (60.) und Gunnlaugsson (69.) zum 2:3. Weitere Gegentreffer verhinderte Gersthofens Torhüter Christian Krieglmeier. Und so kehrte der TSV noch einmal zurück: Nach herrlicher Kombination über Paul Fischer und Maximilian Obermeyer vollendete Tobias Jorsch zum 3:3-Ausgleich (74.).

    Während Unterhaching nun nichts mehr einfiel, hatte Mark Römer sogar den Siegtreffer auf dem Kopf (84.). Doch weder er noch der zweifache Torschütze Paul Fischer gingen als Pokalhelden in die Geschichte des TSV Gersthofen ein. So gab es am Ende zwei tragische Figuren: Im Elfmeterschießen versemmelten Tobias Jorsch, der mit einer „Rückgabe“ an Kampa scheiterte, und Maximilian Obermeyer, der in den Gersthofer Abendhimmel schoss.

    „Mit dieser Leistung könnte Gersthofen locker in der Bayernliga mitspielen“, war Augenthaler in der Pressekonferenz noch immer vom TSV Gersthofen angetan. Eigentlich müssten diese Lobeshymnen runtergehen wie Öl – doch ganz im Gegenteil. „Dass wir heute gut gespielt haben, ist mir völlig egal, wenn ich an meine beiden ,Sechser‘ denke“, war Co-Trainer Gerhard Hildmann förmlich am Boden zerstört.

    Die Mittelfeldstrategen Stefan Mittelbach (9./Muskelfaserriss) und Johannes Hintersberger (50./Knie verdreht) mussten verletzt das Feld verlassen. Hildmann: „Das kostet mich mindestens eine schlaflose Nacht.“ Auch bei Robert Walch war wenig Euphorie zu spüren: „Wir haben letztes Wochenende das Spitzenspiel verloren, wir haben heute das Spiel und zwei Spieler verloren. Ich kann dem Ganzen wenig Positives abgewinnen.“

    Für den TSV Gersthofen war es jedoch Werbung in eigener Sache. Walch: „Vielleicht merken die Zuschauer doch so langsam, was sich hier bewegt.“

    Und kommen bereits am kommenden Mittwoch (19 Uhr) wieder, wenn das Punktspiel gegen den FC Augsburg II ansteht. Die Punktverluste der Konkurrenten Unterföhring und Kottern lassen für den TSV nach wie vor alle Aufstiegstürchen offen.

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