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Sportskanonen: Ein Diedorfer unterschreibt in Seattle

Sportskanonen

Ein Diedorfer unterschreibt in Seattle

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    Im Garten seines Elternhauses in Diedorf unterschreibt Ron Bullnheimer den Vertrag mit dem Eishockeyclub Seattle Totems, der in Mountlake Terrace seine Spiele austrägt. 	„Eishockey würde ich nicht als Aufwand bezeichnen, sonder eher als das, was ich machen will.“
    Im Garten seines Elternhauses in Diedorf unterschreibt Ron Bullnheimer den Vertrag mit dem Eishockeyclub Seattle Totems, der in Mountlake Terrace seine Spiele austrägt. „Eishockey würde ich nicht als Aufwand bezeichnen, sonder eher als das, was ich machen will.“ Foto: Familie Bullnheimer

    Man sagt, ohne Träume führt man kein erfülltes Leben. Aus dieser Warte betrachtet, führt der 17-jährige Ron Bullnheimer bisher das perfekte Leben und fing damit schon früh an. Als er noch nicht mal selbstständig auf festem Untergrund laufen konnte, lernte er schon, wie man es in Schlittschuhen auf rutschigem Geläuf macht. Das gefiel dem kleinen Ron so gut, dass er mehr auf der Eisplatte machen wollte. Also ging es für ihn nach der Laufschule in die jüngste Juniorenmannschaft des Augsburger Eislaufvereins (AEV) zum Eishockey. Hier blieb er schließlich bis zuletzt, bis zum zweitgrößten Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn.

    Im März dieses Jahres standen der Abwehrspieler und seine Mannschaft in den Play-Offs der Deutschen Nachwuchsliga, kurz DNL. Dort war aber schon früh Schluss. Unter der Leitung des ehemaligen deutschen Meisters Michael Bakos verlor man gegen die Nachwuchsmannschaft der Eisbären Berlin.

    Um sich mit den besten deutschen Juniorenspielern messen zu können, musste Bullnheimer aber viel leisten. Speziell die Doppelbelastung in Form von Schulalltag und Trainingspensum war herausfordernd, wie er erzählt. „Ich bin heimgekommen, habe die wenigen Minuten zu Hause gelernt, bin ins Training gefahren, abends dann noch gelernt und ein bisschen Hausaufgaben gemacht. Auf langen Auswärtsfahrten habe ich auch mal im Bus gelernt.“ Die Plackerei hat sich gelohnt. Im Juni hat er am Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, wo er auch einmal Schülersprecher war, sein Abitur abgelegt. Am Ende ist es doch „aufgegangen“, wie er sagt.

    Doch woher rührt diese Faszination für den Sport, „seinen“ Sport? Entscheidend war der Vater. Der meldete ihn und seinen Bruder Tim bei der Laufschule an und hat den beiden seine Begeisterung für Eishockey in die Wiege gelegt. Selbst hat der Papa nie gespielt, doch besuchte er treu die Heimspiele des AEV. Das ist lange her, damals hießen diese noch nicht Augsburger Panther.

    Sein Sohn tat es ihm gleich. Er besitzt ebenfalls seit Kindertagen eine Dauerkarte für die Spiele des Eislaufvereins, viele Jahre sogar im Fanblock. Sein älterer Bruder Tim, 20, teilt die Leidenschaft, spielte ebenfalls beim AEV und ist nun beim ECDC Memmingen unter Vertrag.

    Ab dem 3. September muss Bullnheimer aber erst einmal auf weitere Stadionbesuche verzichten, denn von da an heißt seine neue Heimat Seattle. Der Berater eines ehemaligen Teamkollegen, der bereits in den USA spielt, suchte nach neuen Exporten und wurde in dem Diedorfer fündig. Bei einem Try-Out in Köln durfte er schließlich vorspielen, wurde ausgewählt und nun heißt es Koffer packen. Der Vertrag mit den Seattle Totems im Bundesstaat Washington läuft vorerst über ein Jahr, alles darüber hinaus wird am Ende der Saison entschieden.

    Deshalb geht damit auch nicht – wie sonst üblich – ein Collegebesuch einher. Der junge Diedorfer will lediglich Eishockey spielen und sein Englisch verbessern. Darüber hinaus weiß er ohnehin nicht, was er studieren möchte. „So weit bin ich noch nicht“, sagt er mit einem Lächeln. Der sportlich gebaute junge Mann wird in den USA bei einer Gastfamilie wohnen.

    Zwischen Diedorf und dem Spielort in Mountlake Terrace liegen über 8000 Kilometer. Was sagt das direkte Umfeld zu einer derartigen Entfernung? „Manche Freunde oder meine Familie finden es schon blöd, dass ich jetzt so weit weg bin“, erzählt er, während seine Mutter während des Interviews in dem Diedorfer Einfamilienhaus im Hintergrund zustimmend nickt, „aber die meisten sehen, dass es für mich eine Chance ist und unterstützen mich voll.“

    Andererseits ist er realistisch genug, um davon auszugehen, „dass es bei mir langfristig gesehen nicht reicht, um Geld mit Eishockey zu verdienen.“ Trotzdem stellte er das meist in den Hintergrund, um für seinen Verein auf dem Eis zu stehen. Dafür brauchte es auch nie finanzielle Anreize, um die Lust auf das Spiel trotz der Strapazen aufrecht zu erhalten. „Eishockey spielen würde ich nicht als Aufwand bezeichnen, sondern eher als das, was ich machen will.“

    Ron Bullnheimers Traum war es immer, für den Augsburger Eislaufverein zu spielen. Deshalb kann man den größten Erfolg seiner Karriere bis dato nicht am sportlichen Abschneiden messen, vielmehr sei das „Highlight der AEV, weil ich nie woanders war.“ Bis jetzt.

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