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Sport: Nach Coronapause: Die Amateurfußballer trainieren wieder

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Nach Coronapause: Die Amateurfußballer trainieren wieder

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    Abstand halten lautet das Gebot vor Trainingsbeginn beim Bezirksligisten TSV Neusäß. Zunächst erläutert Günther Hausmann die neuen Regeln des „Corona-Maßnahmenplans“.
    Abstand halten lautet das Gebot vor Trainingsbeginn beim Bezirksligisten TSV Neusäß. Zunächst erläutert Günther Hausmann die neuen Regeln des „Corona-Maßnahmenplans“.

    Günther Hausmann versucht, die Sache positiv zu sehen. „Es kommt alles darauf an, wie man diese Sache angeht. Wenn man sie negativ angeht, wird sie negative Folgen haben“, erklärt der Sportliche Leiter des TSV Neusäß seinen Fußballern. Diese durften am vergangenen Montag zum ersten Mal seit Corona-Ausbruch wieder gemeinsam trainieren. Mit einem gelegentlichen Blick auf seine Notizen führt er die erste Mannschaft des Bezirksligisten in die neuen Regeln ein. Die Spieler sitzen mit jeweils drei leeren Plätzen zwischen sich auf der Tribüne. So soll ein Abstand von zwei Metern bewahrt werden.

    TSV Neusäß: Jeder Spieler trainiert mit seinem persönlichen Ball

    Trainer Charly Pecher fühlt sich durch die Maßnahmen eingeschränkt.
    Trainer Charly Pecher fühlt sich durch die Maßnahmen eingeschränkt. Foto: Marcus Merk

    Drei eng bedruckte Seiten umfasst der „Corona-Maßnahmenplan“, der das Fußballtraining des TSV Neusäß nun reglementiert. Neben offensichtlichen Maßnahmen wie dem Ausschluss von fiebrigen Mitspielern gibt es auch weniger erwartete Regeln. Jeder Spieler hat einen persönlichen Ball, der nur von ihm berührt werden darf. Kopfbälle und Zweikämpfe sind strengstens untersagt. „Schmierinfektion heißt das“, schnarrt Hausmann über den Platz, als ein Spieler den Ball in die Hand nimmt. Der Spieler geht zur Trainerbank und desinfiziert sich die Hände. Hausmann hat sich die Regeln auch nicht ausgedacht, erklärt er. „Natürlich ist das nicht der Fußball, den wir wollen“, sagt der Sportliche Leiter.

    Die Mannschaft trainiert in zwei Gruppen

    Trainer Charly Pecher fühlt sich eingeschränkt durch die Maßnahmen: „ Es ist ein sehr enges Korsett. Trotzdem wollen wir die Gelegenheit nutzen und im Rahmen des Möglichen trainieren“, beschreibt er den Plan für das erste Training seit Monaten. Man müsse die Regeln nun mal akzeptieren, egal, was man von ihnen hält. Er teilt seine Mannschaft in zwei Gruppen auf. Das sei laut Innenministerium eigentlich nicht mehr nötig. Bis zu 20 Leute dürften gemeinsam trainieren. Allerdings sei so die Einhaltung der Abstände am Anfang leichter zu überwachen. Die Gruppen werden jeweils für zwei Wochen gemeinsam trainieren. Einer der Spieler wird zum Coach bestimmt und ist für die Einhaltung der Coronaregeln verantwortlich. Es stehen zwei Übungen auf dem Programm: Passspiel und Torschuss.„Wir wollen erst mal dafür sorgen, dass wir wieder mit dem Ball klarkommen“, sagt der Trainer.

    Pecher steht auf der Tribüne, damit er beide Gruppen beobachten kann. Normalerweise sei er mitten im Geschehen erklärt er. Das halte ihn jung und fit. Zwischendurch wendet er sich immer wieder an Hausmann, um sich zu vergewissern, dass er die Regeln richtig auslegt.

    "Das hat nichts mit Fußball zu tun"

    Es gibt viele ungewohnte Regeln zu beachten, dennoch ist die Freude groß, wieder gemeinsam am Ball zu sein.
    Es gibt viele ungewohnte Regeln zu beachten, dennoch ist die Freude groß, wieder gemeinsam am Ball zu sein. Foto: Marcus Merk

    Von den 27 Spielern im Kader sind zehn anwesend. Aber nicht alle trainieren mit. Akif Dogan schaut erst mal nur zu: „Ich halte nichts von diesen Maßnahmen. Das hat nichts mit Fußball zu tun“, findet der Mittelfeldspieler. Er boykottiere das Training unter diesen Bedingungen. Das ist nicht leicht für ihn: „Es fehlt mir auf jeden Fall, mit dem Ball zu spielen“, sagt er. Man sollte möglichst bald ohne Einschränkungen wieder loslegen.

    Karl Lenz ist Zeugwart und Betreuer der Mannschaft. Wie genau er bezeichnet wird, ist ihm egal: „Das sind beides Titel ohne Mittel“, sagt er. Für ihn bedeuten die Corona-Maßnahmen vor allem mehr Freizeit. „Ich muss die Trikots nicht mehr waschen“, sagt er. Das habe ihn sonst immer viel Zeit gekostet. In Coronazeiten muss jeder Spieler seine Sachen selbst waschen. So soll verhindert werden, dass der Zeugwart sich an der Kleidung ansteckt. Er habe die Zeit ohne Training genutzt, um den Kabinentrakt zu renovieren.

    Bei den Spielern überwiegt trotz aller Einschränkungen die Freude, wieder loslegen zu können: Offensivspieler Nicolas Koch ist froh: „Endlich kann man sich wieder auspowern und hat einen geregelten Tagesablauf“, sagt er. Er ist Jurastudent im zweiten Semester und lernt den Stoff gerade in Heimarbeit. „Es ist schön, die Leute zu sehen und sich wieder fit halten zu können“, findet Torwart Axel Rehm. WhatsApp und Laufen gehen seien kein gleichwertiger Ersatz gewesen.

    Dem TSV Neusäß fehlen in dieser Saison noch elf Spiele

    Als das Training vorbei ist, bleibt den Spielern aber nicht viel Zeit für Gespräche. „Nach dem Training verlassen die Spieler umgehend das Stadion auf dem kürzesten Weg über die Tribünenrückseite“, heißt es im Maßnahmenkatalog. Oder wie Sportchef Günter Hausmann es ausdrückt: „Schuhe an und los.“

    Dem TSV Neusäß fehlen in dieser Saison noch elf Spiele. Wenn es zum geplanten Beginn des Spielbetriebs im September kommt, wird es noch mindestens bis Januar dauern, diese zu absolvieren. „Es wäre besser gewesen, die Saison 19/20 ganz abzublasen“, findet Hausmann.

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