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Silvesterlauf: Dauer(b)renners Abschiedslauf?

Silvesterlauf

Dauer(b)renners Abschiedslauf?

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    Richard Negele (Startnummer 55) war auch beim 49. LEW-Silvesterlauf des TSV Gersthofen wieder vorne mit dabei. Und er wird es auch beim 50. sein. Doch was kommt dann? Wegen fehlender freiwilliger Helfer soll ein Schlussstrich unter die Traditionsveranstaltung gezogen werden.
    Richard Negele (Startnummer 55) war auch beim 49. LEW-Silvesterlauf des TSV Gersthofen wieder vorne mit dabei. Und er wird es auch beim 50. sein. Doch was kommt dann? Wegen fehlender freiwilliger Helfer soll ein Schlussstrich unter die Traditionsveranstaltung gezogen werden.

    Er läuft und läuft und läuft – mit dieser Parole bewarb vor Jahrzehnten ein Automobilbauer aus Wolfsburg sein Kultauto. Dieser Spruch trifft gewiss auch auf Richard Negele zu. Gibt es einen Langstreckler, der öfter am Silvesterlauf des TSV Gersthofen teilgenommen hat? Die Frage wird man nicht eindeutig klären können. Tatsache ist aber, dass der Augsburger zumindest von 1998 bis 2015 stets auf diese Weise das Jahr ausklingen ließ und immer in der Spitzengruppe. Er selber kann nicht verlässlich sagen, wie oft er hier an den Start gegangen ist, eines aber weiß er: „Das erste Mal bin ich so 1976 oder 1977 mitgelaufen.“ Damals war er noch Jugendlicher, denn Negele erblickte 1962 das Licht der Welt. Im vergangenen Jahr wurde er in der Gesamtwertung Zehnter, wobei er für die rund 9,7 Kilometer lange Strecke 34:16 Minuten benötigte.

    Auch am 31. Dezember 2016 wird man diesen Dauer(b)renner noch einmal in Gersthofen in Aktion sehen – dann aber wohl zum letzten Mal, was freilich nicht an ihm liegt. Es ist derzeit beinahe beschlossene Sache, dass diese Traditionsveranstaltung nach dem goldenen Jubiläum keine Fortsetzung finden wird. „Ich habe das aus der Presse mitgekriegt, dass die Organisatoren damit kokettieren“, sagt der 54-Jährige, der in Dinkelscherben als Physiotherapeut tätig ist. „Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Wenn es so kommt, dann habe ich am Silvester-Vormittag ein Problem, was ich machen soll. Dann ist Silvester nicht mehr das, was es mal war.“

    Der Sieger von 1992, damals war er 32:27 Minuten unterwegs, zeigt aber auch Verständnis dafür, dass in Gersthofen nun voraussichtlich ein Schlussstrich gezogen wird, weil es nicht gelingt, in ausreichender Zahl jüngere Helfer ins Team zu holen: „Ich weiß, was eine Veranstaltung Arbeit macht. Diese ehrenamtliche Arbeit kann man nicht bezahlen. Ich weiß, wie schwer das ist. Ich würde das Ende bedauern, absolut, wäre schlimm.“

    Richard Negele könnte viel erzählen, wenn die Rede auf den Silvesterlauf in Gersthofen kommt. Von einem Mann schwärmt er regelrecht: „Der Konrad Dobler überragt alles.“ Dieses Lob lässt sich durch Zahlen untermauern. Der ehemalige Marathonläufer, der beispielsweise an der WM 1993 in Stuttgart teilnahm und dort Vierter wurde, gewann in Gersthofen in einem Zeitraum von 1980 bis 1995 zehnmal – wohl ein Rekord für die Ewigkeit. Negele, der seit Jahren in seiner Altersklasse sämtliche Konkurrenten stehen lässt, erinnert sich auch noch an die tschechische Gruppe, die Anfang der 90er-Jahre mit von der Partie war.

    Bei der Premiere im Jahr 1967 hieß der Sieger Hans Munzinger, der sich 1969 und 1971 noch zweimal feiern ließ. Andreas Weniger, in der hiesigen Läuferszene ebenfalls ein großer Name, setzte sich viermal durch. Und zuletzt gab Tobias Gröbl beim Rennen durch die Lechauen in souveräner Art den Ton an. Sechsmal siegte er in Serie. 1976 gab es erstmals eine eigene Frauenwertung, Barbara Herbst hieß die erste Siegerin.

    Die „Lokomotive aus Prag“ und ein aktueller Europameister

    Wer an glanzvolle Veranstaltungen in Gersthofen erinnern will, der sollte zwei Namen nicht vergessen. Emil Zatopek, die Lokomotive aus Prag, gab sich die Ehre und schickte das Läuferfeld mit der Startpistole auf die Strecke. Und 1982 nahm sogar ein aktueller Europameister teil. Hans-Peter Ferner aus Ingolstadt hatte wenige Monate zuvor bei der EM in Athen seine Sternstunde als 800-m-Läufer erlebt.

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