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Serie: Walzer am kleinen Wollbacher Gletscher

Serie

Walzer am kleinen Wollbacher Gletscher

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    Viele bezeichnen den gespurten Streifen am Waldrand liebevoll als kleinen Wollbacher Gletscher: Im Schatten der Bäume bleibt der Schnee länger liegen. Stefan Krebs (rechts) führt Redakteur Maximilian Czysz in die Geheimnisse der Skating-Technik ein. Die erinnert vom Bewegungsablauf her an einen Walzer.
    Viele bezeichnen den gespurten Streifen am Waldrand liebevoll als kleinen Wollbacher Gletscher: Im Schatten der Bäume bleibt der Schnee länger liegen. Stefan Krebs (rechts) führt Redakteur Maximilian Czysz in die Geheimnisse der Skating-Technik ein. Die erinnert vom Bewegungsablauf her an einen Walzer.

    Bis zum Beginn der Fastenzeit ist es noch fast vier Wochen hin, der Frühling soll zumindest temperaturmäßig in den nächsten Tagen vorbeischauen – und wir sind unserer Zeit voraus. Aus gegebenem Anlass, sprich den jüngsten Schneefällen, starten wir unsere Serie „Fit wie ein Turnschuh“. Im Selbstversuch werden wir in den kommenden Wochen wieder verschiedene Möglichkeiten testen, wie man sich fit halten kann. Anhand unserer gesammelten Erfahrungen geben wir Tipps für eine aktive Freizeitgestaltung. Anregungen zu sportlichen Kostproben nehmen wir gerne entgegen unter der E-Mail-Adresse sportredaktion.landbote @augsburger-allgemeine.de

    Es sieht fast schwerelos aus, wenn Stefan Krebs mehrere Meter auf einem Ski dahingleitet. „Die Gewichtsverlagerung ist das A und O“, sagt er und schwingt hin und her. Wie ein Walzer wirkt die Bewegung. Nur mit dem Unterschied, dass Krebs nicht auf der Stelle tritt. Mit jedem Abstoßen kommt er mehr in Fahrt. Um im Dreivierteltakt auf dem kleinen Wollbacher Gletscher am Rand des Zusmarshauser Ortsteils zu tanzen, ist anfangs nur ein Stock nötig. Das ist die erste Übung, die Stefan Krebs auf der griffigen Skatingpiste erklärt.

    Die 165 Zentimeter lange Alustange wird vor dem Körper wie ein Tablett mit ausgestreckten Armen getragen. Ganz betont schwenkt die Stange von der Brust nach links vorne auf das gleitende Bein. Und dann wieder nach rechts. Das Gefühl für die leichten Ski, die eine glatte Unterseite haben, wächst mit jedem Meter. Generell gilt: Durch eine saubere Gleitphase steigt die Geschwindigkeit. Gleichzeitig sinkt der Kraftaufwand. Technik ist alles.

    Mit der nächsten Übung geht es ans Eingemachte: Stefan Krebs erklärt die sogenannte Führarmtechnik. Im Stand wird zunächst die richtige Abfolge der Bewegung geübt. Der Körper pendelt quer zur Richtung. Eine asymmetrische Bewegung, weil der Stock der Führhand nahe dem Schuh eher tief schräg gesetzt wird. Die Stöcke werden zeitgleich bei jedem zweiten Beinabstoß eingesetzt.

    Bei Stefan Krebs sieht die Technik spielerisch fließend aus. Das hat einen einfachen Grund: Er trainiert schon seit vielen Jahren. Früher lief er sogar Rennen. Irgendwann kam er auf die Idee, dass es doch einfacher wäre, direkt vor der eigenen Haustüre zu trainieren, statt immer mehrere Stunden ins Alpenvorland zu fahren. Das war die Geburtsstunde der Loipe bei Wollbach. Zehn Jahre ist das her. Krebs besorgte ein gebrauchtes Skidoo, tüftelte an einer Walze, und mit viel Idealismus wuchs ein besonderes Angebot. Immer mehr Wintersportfreunde nahmen es an. Mittlerweile gibt es eine zweite Walzengeneration – acht Autoreifen und ein sogenanntes Finisherbrett, dazu ein eigenes Spurgerät für die klassische Loipe. Außerdem gibt es eine große Fangemeinde.

    Bei entsprechender Schneelage sind täglich Dutzende Läufer unterwegs, die auf der Skatingpiste oder ganz klassisch in der Loipe üben. Auf eigene Gefahr geht es mehrere Kilometer am Wollbach entlang. Ein idyllisches Stück Natur mit Blick auf eine der Windkraftanlagen im Scheppacher Forst.

    Wie groß das Interesse am Sport ist, beweist auch der jüngste Kurs, den Krebs und der TSV Zusmarshausen anboten: Mit 15 Teilnehmern und drei Übungsleitern ging es zum Skating nach Pfronten-Steinach. Das Resümee der Schüler: Skating lernt sich am besten unter fachmännischer Anleitung. Krebs bestätigt nach der Privateinheit für die Fitness-Serie: „Es gibt zwar Naturtalente, die die Bewegung schnell lernen. Aber ein Kurs macht immer Sinn.“ Sonst passiert das, was für Frust sorgt: Interessierte würden sich eine neue Ausrüstung anschaffen und seien dann enttäuscht, wenn das Skating beim ersten Schneekontakt nicht funktioniert. Dann würden die Ski wieder verkauft. Dabei kann der Walzer auf dem Wollbacher Gletscher so schön sein. Auch schön anstrengend. Denn der große Unterschied zum klassischen Langlauf kostet viel Puste. Sportler Hans, der seine Mittagspause für eine Runde nutzt, erklärt: „Der Motor muss immer in Bewegung bleiben.“

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