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Rückblick: Ziemlich ausgefallen

Rückblick

Ziemlich ausgefallen

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    Die Tischtennis-Herren der SpVgg Westheim profitierten vom Saisonabbruch. Die Nummer eins im Augsburger Raum schaffte dadurch den sofortigen Wiederaufstieg in die bayerische Verbandsoberliga.
    Die Tischtennis-Herren der SpVgg Westheim profitierten vom Saisonabbruch. Die Nummer eins im Augsburger Raum schaffte dadurch den sofortigen Wiederaufstieg in die bayerische Verbandsoberliga. Foto: SpVgg Westheim

    Eigentlich wäre es gar keine Frage, wo Kerstin Hirscher und Brian Weisheit den Vormittag des Silvestertages verbringen würden. Die beiden Lokalmatadore aus Neusäß und Stadtbergen haben im vergangenen Jahr den Gersthofer Silvesterlauf gewonnen und würden mit Sicherheit ihren Titel verteidigen wollen. Doch das geht nicht: Diese Traditionsveranstaltung wurde längst abgesagt. Zum ersten Mal seit 54 Jahren. Ein kleines Virus namens Covid-19 hat dies geschafft. Und der Gersthofer Silvesterlauf war nicht das einzige sportliche Event, das im vergangenen Jahr der Pandemie zum Opfer fiel. Corona hat für ein wahrlich ausgefallenes Sportjahr gesorgt.

    Es gab nicht einmal einen Landkreismeister im Hallenfußball. Der wurde durch einen neuen Modus nämlich bereits im Dezember 2019 gekürt. Dafür gab es erstmals eine Kreismeisterschaft. Nach einem nicht immer nachzuvollziehenden Modus waren Titelverteidiger automatisch qualifiziert, rückten auch Zweit- und Drittplatzierte nach. Bei der schwäbischen Endrunde waren der TSV Meitingen als letztjähriger Vizemeister sowie die Frauenteams des SSV Anhausen und des SC Biberbach dabei. Fabian Wolf war dabei gleich doppelt im Einsatz: Als Spieler des TSV Meitingen und als Trainer der Biberbacher Damen.

    Für Diskussionen sorgte die „Rückkehr der Blutgrätsche“. Heimlich, still und leise hatte der Bayerische Fußball-Verband beim Futsal wieder das Grätschen zugelassen. Dem SSV Anhausen war’s zuviel. Er stieg aus dem Futsal-Geschehen aus. Da im Landkreis Augsburg auch viele anderen Vereine dem Hallenfußball mit richtigen Fußball, großen Toren und Bande nachtrauern, wollte man zu einem Landkreis-Hallenmasters zurückkehren. Auch dieser Plan hat sich durch Corona erledigt. Es gab 2020 nämlich überhaupt keine Hallen-Wettbewerbe.

    Die Landkreismeisterschaft im alpinen Skilauf und der Cool-Swimming-Cup des TSV Gersthofen waren die letzten Massenveranstaltungen, die noch durchgezogen werden konnten. Gerade als es bei den Amateurkickern nach der Winterpause wieder losgehen sollte, schlug das Coronavirus zu. Am 16. März wurde der erste Lockdown verhängt. So konnte bis zum September nur ein einziges Punktspiel im Kreis Augsburg stattfinden. Dabei trennten sich bereits eine Woche vorher der TSV Lützelburg II und der SSV Anhausen III in einem Nachholspiel der B-Klasse Nordwest mit einem 1:1-Unentschieden. Danach waren alle Plätze gesperrt.

    Die Winterpause ging also nahtlos in die Sommerpause über. Erst nach langem Hin und Her durfte Ende September wieder der Ball rollen. Zunächst mussten die Testspiele völlig ohne Zuschauer stattfinden, dann mit einer Besucher-Beschränkung auf 200. Die mussten während des Spiels allesamt einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Nach fünf Spieltagen war der Spaß wieder vorbei. Am 1. November wurde der zweite Lockdown verhängt.

    Nur im Fußball wurde die Saison nicht abgebrochen

    Während die Fußballer in Bayern die Saison nur unterbrochen hatten, gab es in den meisten anderen Sportarten einen Abbruch. Davon profitierten die meisten. Zum Beispiel die Tischtennis-Frauen des TTC Langweid, die zu diesem Zeitpunkt das Tabellenende der 2. Bundesliga zierten. Mit großen Ambitionen startete man in die neue Saison. Vor dem ersten Heimspiel gegen Berlin unterzogen sich alle einem Corona-Test, um gemeinsam in die Wohnung einziehen zu können. Nach einem Auftaktsieg gegen Berlin kam es knüppeldick. Weil Loan Le positiv getestet wurde, musste sich die komplette Mannschaft in Quarantäne begeben. In Quarantäne musste sich auch die komplette Kicker-Truppe des SV Cosmos Aystetten begeben.

    Profitiert vom Abbruch haben auch die Herren der SpVgg Westheim, die den sofortigen Wiederaufstieg in die Verbandsoberliga schaffen und damit nun dem Post SV Augsburg endgültig den Rang als Nummer eins der Region abgelaufen haben.

    Das Aushängeschild im Großraum Augsburg ist in Sachen Basketball der Regionalligist BG Leitershofen/Stadtbergen. Wenige Wochen, nachdem der ehemalige Spieler Emanuel Richter das Traineramt übernommen hatte, wurde auch hier abgebrochen. Der Start in die neue Saison hätte am 30. Oktober erfolgen sollen. Just, als der zweite Lockdown verkündet wurde.

    Abgebrochen wurden auch alle anderen Hallensportarten wie Badminton, Volleyball oder Handball. Dadurch konnte die SG 1871 Gersthofen in der Bezirksoberliga verbleiben und der TSV Meitingen den Aufstieg in die höchste schwäbische Liga antreten. Gespielt haben die Lechtaler in der bereits begonnen Saison da allerdings noch nicht, weil einige Spieler in systemrelevanten Berufen arbeiten und sich deshalb nicht der Gefahr einer Infektion aussetzen wollen oder dürfen.

    Im Tennis war den Vereinen die Teilnahme an der Sommerrunde freigestellt. Am Start waren die Herren des TC Rot-Weiß Gersthofen. Da mit Eigengewächs Maximilian Heinzel einer der Stützen des Teams coronabedingt nicht zurück zum Studium in die USA fliegen konnte, andere Topspieler wie Patrick Nyström vom TTC Bad Wörishofen, aufgrund des Rückzugs ihrer Vereine andere Betätigungsfelder suchten, wurden die Ballonstädter Meister der Landesliga und dürfen nun im kommenden Sommer in der Bayernliga spielen.

    Es gab in diesem wahrlich ausgefallenen Sportjahr aber auch Gewinner. Während die Fußball-Bundesliga vor leeren Rängen spielte und der Amateursport brach lag, erlebten 2,5 Millionen Zuschauer an den Fernsehbildschirmen und 2000 Besucher in der Magdeburger Halle, wie der Profi-Boxer Robin Krasniqi am 10. Oktober den Weltmeistertitel im Halbschwergewicht nach Gersthofen holte. Mit einer krachenden Rechten schickte der 33-jährige Deutsch-Albaner den favorisierten Titelverteidiger Dominic Bösel in der dritten Runde auf die Bretter. Damit entriss er ihm den Interimstitel des Weltverbandes WBA und den Gürtel des kleineren Verbandes IBO. „Ich bin der glücklichste Mensch“, sagte er zwei Monate später, nachdem sich für den Besitzer eines Box-Gyms im Gersthofer Industriegebiet ein 15 Jahre währender Traum erfüllt hatte.

    Eine positive Bilanz des Jahres 2020 kann auch Angela Stockert ziehen. Die Leichtathletin der SpVgg Auerbach-Streitheim katapultierte sich nach zweijähriger Verletzungspause wieder an die Spitze der Ergebnislisten zurück. Zwei Bayerische Vize-Titel und ein dritter Platz bei den deutschen Meisterschaften standen für die 20-jährige Mehrkämpferin zu Buche. Nicht nur sie ist gespannt, wie es mit dem Sport im Jahr 2021 weitergeht.

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