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Landkreis Augsburg: Meister ohne Feier: So feiern Fußballer im Landkreis nach Saisonabbruch

Landkreis Augsburg

Meister ohne Feier: So feiern Fußballer im Landkreis nach Saisonabbruch

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    Erfolg ohne Feier? Nach dem Saisonabbruch im Amateurfußball sind manche Vereine im Kreis Augsburg kreativ bei ihrer Meister-Feier.
    Erfolg ohne Feier? Nach dem Saisonabbruch im Amateurfußball sind manche Vereine im Kreis Augsburg kreativ bei ihrer Meister-Feier. Foto: Sebastian Richly (Symbolbild)

    Jetzt ist es amtlich. Mit einem eindeutigen Votum von 71,14 Prozent haben sich die bayerischen Vereine dafür ausgesprochen, die zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie mehrmals unterbrochene Saison 2019/21 unter der Maßgabe abzubrechen, dass es durch Anwendung der in §93 der Spielordnung verankerten Quotienten-Regelung direkte Auf- und Absteiger in den einzelnen Spielklassen gibt und die Relegation ersatzlos entfällt. Das Alternativmodell, wonach alle Vereine, die in der Tabelle auf einem Aufstiegs- und Relegationsplatz stehen, aufsteigen können und der Abstieg nicht zum Tragen gekommen wäre, kam auf 28,86 Prozent.

    Somit sind aus dem Augsburger Land die beiden Bezirksligisten SV Cosmos Aystetten (Süd) und TSV Gersthofen (Nord) sowie der FC Horgau (Kreisliga Augsburg), FC Emersacker (Kreisklasse Nordwest), SV Wörleschwang (A-Klasse Nordwest) CSC Batzenhofen (B-Klasse Nordwest) und TSV Gersthofen II (B-Klasse West) als Meister aufgestiegen. Feiern können sie ihre Erfolge nicht. Corona lässt es nicht zu.

    SV Wörleschwang: Corona-konformer Autokorso in Wörleschwang

    Beim SV Wörleschwang hat man sich nach dem zweiten Aufstieg in Folge das Feiern nicht verkneifen können. Unmittelbar nach Eintreffen der frohen Kunde haben sich die Spieler zu einem Autokorso getroffen. "Absolut Corona-konform. Immer zwei in einem Auto", lacht Abteilungsleiter Kevin Weindl. "Das gehört doch dazu. Auch in dieser beschissenen Situation." Die Kontaktbeschränkungen würden gerade einem Team wie dem des SVW hart ankommen, für das die Kameradschaft das Wichtigste ist. "Online-Training ersetzt kein Zusammenhocken im Sportheim", sagt Weinl.

    Vor Beginn der Saison war der Klassenerhalt das erklärte Ziel des Aufsteigers. "Als die Zeitung das erste Mal geschrieben hat, dass ein Durchmarsch drin sein könnte, haben wir das selber noch nicht geglaubt", sagt der Abteilungsleiter, der in der stabilen Abwehr vor Torhüter Florian Späth den Schlüssel zum Erfolg sieht. "Wir haben enge Spiele immer knapp gewonnen." Für die kommende Saison hat bereits Angelo Palotta vom TSV Zusmarshausen zugesagt. Außerdem soll noch ein weiterer Torhüter kommen. Dann kann das Abenteuer beginnen.

    FC Horgau: Nicht mal zusammen ein Bier trinken

    "Ich wäre lieber unter anderen Umständen aufgestiegen und nicht am grünen Tisch", kann sich auch Franz Stroh, der Spielertrainer des FC Horgau, nicht so wirklich freuen: "Wir können und gegenseitig etwas in die WhatsApp-Gruppe schreiben, aber nicht mal ein Bier zusammen trinken." Von einer Feier, wie sie 2017 nach dem ersten Aufstieg in die Bezirksliga über die Relegation über Tage durch den Ort geschwappt ist, ganz zu schweigen. Trotzdem nimmt Stroh natürlich gerne die Glückwünsche entgegen. An den Beginn dieser Saison kann er sich kaum mehr erinnern. In den ersten beiden Spielen stand mit Maximilian Vogele ein Feldspieler zwischen den Pfosten, da sich Torhüter Marco Fischer schwer verletzt hatte. Durch einen glücklichen Zufall konnte man dann Felix Häberl verpflichten, dem beim TSV Zusmarshausen Raif Husic vor die Nase gesetzt wurde. "Welch ein Glücksfall", sagt Stroh über den Keeper, der zum großen Rückhalt der Grün-Weißen geworden ist.

    Als der FC Horgau 2017 über die Relegation erstmals den Sprung in die Bezirksliga geschafft hatte, feierte die Mannschaft mit den Fans. Dieses Jahr müssen die Meister wegen Corona ohne Feier auskommen.
    Als der FC Horgau 2017 über die Relegation erstmals den Sprung in die Bezirksliga geschafft hatte, feierte die Mannschaft mit den Fans. Dieses Jahr müssen die Meister wegen Corona ohne Feier auskommen. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Seit Wochen haben sich die Horgauer Kicker zuletzt lediglich am Dienstag beim Online-Fitness gesehen, zuletzt gab es in Kleingruppen Arbeitseinsätze am Sportgelände. Mit dabei waren auch die Neuzugänge Marlkus Petzold (vom Landesligisten SV Bad Heilbrunn), Fabian Koislmeyer (TSG Stadtbergen) und Valentin Blochum (SpVgg Auerbach-Streitheim). Auch in der Bezirksliga wollen die Kleeblätter ihrer Philosophie treu bleiben und auf eigene Leute setzen. "Ein ganzer Schwung Jugendspieler kommt raus", freut sich Stroh. Und ein Saisonziel hat der 39-Jährige, der sich nach einem weiteren, seinem 15. Jahr beim FC Horgau, langsam ins zweite Glied zurückziehen will, auch schon ausgegeben: "Wir wollen unsere 14 Punkte aus der Bezirksliga-Saison 2017/18 toppen und die Klasse halten."

    FC Emersacker: Historischer Aufstieg unter historischen Bedingungen

    Als historischen Aufstieg unter historischen Bedingungen bezeichnet Rainer Förg den erstmaligen Einzug des FC Emersacker in die Kreisliga. Der Sportliche Leiter des Kreisklassenmeisters hätte die hauchdünne Entscheidung gegenüber dem TSV Leitershofen auch lieber auf sportlichem Wege geklärt. "Besondere Situation, besondere Entscheidung", tut ihm der Konkurrent fast ein wenig leid.

    Der Aufstieg des FC Emersacker hat sich abgezeichnet, als vor Saisonbeginn mit Florian Bauer (TSV Meitingen) und Moritz Förg (SV Donaualtheim) zwei gestandene Bezirksligaspieler zu ihrem Heimatverein zurückgekehrt waren. "Wir wollten schon vorne mitspielen", räumt Förg ein. Dass es zum Aufstieg reicht, war dann nicht mehr zu erwarten, als Leitershofen bereits mit sieben Punkte vorne war. "Nach einer tollen Saison war es aber nicht ganz unverdient", schreibt er dem Trainerduo Manfred Müller/Florian Kempter einen großen Teil des Erfolges zu. Bereits im Winter haben beide für die nächste Saison verlängert. "Das freut mich persönlich sehr, da sie wirklich klasse Arbeit abliefern", sagt Förg. Müller und Kempter haben in den Corona-Pausen freiwillig auf ihr Trainergehalt verzichtet. "Das wird es sicher nicht oft geben und zeigt auch die tolle Bindung zum FCE", freut sich Förg.

    Das Abenteuer Kreisliga will man in Emersacker sehr demütig angehen: "Noch vor drei, vier Jahren haben wir gegen die zweiten Mannschaften von Dinkelscherben, Zusmarshausen oder Westheim gespielt." Mit einer Truppe, die zusammenbleibt, und durch Eigengewächs Philipp Schuster, der vom TSV Welden kommt, ergänzt wird, will man sich erst einmal akklimatisieren und dann die Klasse halten. Einziges Problem: Der langjährige Vorsitzende des FCE, Manfred Grosser Gerblinger, kann nun nicht mehr an der Seitenlinie winken, weil in der Kreisliga ein Gespann mit Schiedsrichter und zwei Linienrichtern kommt.

    Abbruch Fußballsaison: Wucht der Corona-Pandemie hat keine Wahl gelassen

    "Unabhängig vom Ausgang des Meinungsbildes dürfte die Erleichterung überall um sich greifen, dass diese Saison jetzt Geschichte ist. Wir wissen um die zutage tretenden Härtefälle. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese Härtefälle mit keiner Lösung zu vermeiden gewesen wären. Es ging letztlich darum, die beste unter allen schlechten Lösungen zu finden", sagte BFV-Vizepräsident Robert Schraudner, der die Arbeitsgruppe zum unvermeidbaren Saisonabbruchs geleitet hatte: "Wir alle wollten uns eine Entscheidung am grünen Tisch ersparen. Dass die Saison zu keinem sportlichen Ende findet, war in dieser Form nicht absehbar. Aber die Wucht der Pandemie hat uns letztlich keine andere Wahl gelassen."

    Wann geht die Fußballsaison wieder los?

    Jetzt wollen alle wissen, wann es wieder losgeht. Inzwischen sind ja Sportveranstaltungen mit 250 Zuschauern erlaubt. "Aber wir dürfen nicht mal trainieren", schüttelt Rainer Förg den Kopf. Der Bayerische Fußball-Verband hat sich mit einem offenen Brief an die Staatsregierung gewandt. Tenor: Eine Rückkehr des Amateurfußballs ist überfällig!

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