Westendorf „Gute Freunde kann niemand trennen.“ – Das hat schon „Kaiser“ Franz Beckenbauer geträllert. Manchmal stimmt es sogar. Karl Bühler und Helmut Gumpp haben zusammen die Schulbank gedrückt. Gemeinsam sind sie in der Saison 1987/88 mit dem TSV Wertingen in die Fußball-Bezirksoberliga aufgestiegen. Seite an Seite haben sie ihre Trainerlehrgänge absolviert, weil Gumpp seinen Spezl Bühler immer mit angemeldet hat, um nicht allein fahren zu müssen. Einmal ist Helmut Gumpp sogar schon für seinen Freund Karl Bühler als „Feuerwehrmann“ ein Vierteljahr in die Bresche gesprungen. 2002 war das. Beim TSV Herbertshofen. Denn Bühler stand zu dieser Zeit noch beim TSV Meitingen im Wort.
Karl Bühler und Helmut Gumpp gehören einer Trainergeneration an, die auf dem Fragebogen für die Zeitung noch eine Privat- und eine Geschäftsnummer angeben. Ein Handy zählt nicht zu ihren täglichen Gebrauchsgegenständen. Entschuldigungen der Spieler vom Training per SMS – wie heutzutage üblich – sind deshalb nicht möglich. Trotzdem telefonieren sie regelmäßig. Auch am Sonntag könnten die beiden 54-Jährigen gemeinsam mit dem Auto zum Spiel fahren. Denn Bühler wohnt in Binswangen, Gumpp in Wertingen – und im Spiel der Fußball-Kreisklasse Nordwest treffen sie mit ihren Mannschaften VfL Westendorf und TSV Herbertshofen aufeinander.
Zu jedem Spiel mit dem
Doch da macht Helmut Gumpp nicht mit. „Ich fahre mit dem Fahrrad“, kündigt der Übungsleiter des TSV Herbertshofen er an. Das hat nichts damit zu tun, dass sich die treuen Weggefährten erstmals im Verlauf ihrer langjährigen Freundschaft als Trainer gegenüberstehen. Gumpp fährt zu allen Spielen seiner Mannschaften mit dem Rad. Selbst die zweistündige Fahrt zum Auswärtsspiel in Margertshausen hat er kürzlich mit dem Drahtesel angetreten. Gumpp: „Da kann ich mich wunderbar abreagieren und nachdenken, was wir in den nächsten Spielen besser machen können.“
Und da gab es bisher doch das eine oder andere. Die Vorbereitung verlief mit Packungen gegen den TSV Wertingen (0:6) oder die SSV Glött (3:9) durchwachsen. „Wir haben fünf Leute abgegeben, drei waren verletzt und einige im Urlaub“, so Gumpp. Erst als sich die Reihen der Abwesenden wieder gelichtet hatten, gab es am letzten Sonntag den ersten Sieg. 5:2 gewann der Kreisliga-Absteiger gegen den TSV Lützelburg.
Noch schlechter ist Karl Bühler mit dem VfL Westendorf dran. Nach drei Spielen steht erst ein Pünktchen zu Buche. Mit Torjäger Christian Pfeilmeier (TSG Augsburg), Abwehrrecke Arthur Fichtner (TSV Meitingen) sowie den drei Routiniers Michael Böhm, Rainer Spingler und Markus Roth, die ihre Karriere beendet haben, müssen die Grün-Weißen fünf Korsettstangen ersetzen. Beim VfL vertraut man auf die Jungen. Auch wenn es dauert, bis sich die Erfolge einstellen.
Übrigens: Diese Woche haben Bühler und Gumpp nicht miteinander telefoniert. Bis Sonntag nach Spielschluss hat die Freundschaft Pause. (oli)