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Interview: „Auch das Miteinander fehlt mir“

Interview

„Auch das Miteinander fehlt mir“

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    Fabian Tögel (rechts) möchte endlich mal wieder mit seinen Mannschaftskameraden (hier Philipp Mayer) jubeln. Ganz links sein Mitbewohner Michael Vogele, mit dem er bisher wenigstens gemeinsam trainieren konnte.
    Fabian Tögel (rechts) möchte endlich mal wieder mit seinen Mannschaftskameraden (hier Philipp Mayer) jubeln. Ganz links sein Mitbewohner Michael Vogele, mit dem er bisher wenigstens gemeinsam trainieren konnte. Foto: Oliver Reiser

    Mit den Fußballern des FC Horgau steht er als Kapitän vor der Rückkehr in die Bezirksliga, bei der TeG Horgau/Auerbach schwingt er um diese Jahreszeit normalerweise in der Kreisklasse II das Tennis-Rackett. Aufgrund der Corona-Krise kann Fabian Tögel derzeit jedoch beide Sportarten nicht ausüben. Wir befragten den 26-Jährigen, wie er damit klarkommt und was er von den geplanten Geisterspielen in der Fußball-Bundesliga hält.

    Hallo Fabian, wie fühlt sich ein Leben ohne Fußball und Tennis in diesen schwierigen Zeiten an?

    Schon ziemlich leer. Es fehlt ja nicht nur der Sport an sich, sondern auch das Miteinander, das den Amateurfußball prägt. Das gemeinsame Bier nach dem Training zum Beispiel. Nachdem ja auch kein Sport im Fernsehen kommt, muss man halt auf Serien zurückgreifen.

    Halten Sie sich an die Corona-Regeln?

    Ich versuche, den Abstand zu wahren und verzichte auf das Treffen mit Freunden. Unseren traditionellen Donnerstags-Schafkopf mit meinem Vater Jürgen Tögel, Trainer Franz Stroh und den Mitspielern Tobi Kirschner und Michael Vogele spielen wir seit Wochen online im Gruppenchat. Ich glaube schon, dass die Krise psychische Auswirkungen auf die Menschen hat, aber wir sollten das als Gemeinschaft durchziehen.

    Wie halten Sie sich fit?

    Da ich mit meinem Mannschaftskameraden Michael Vogele in einer WG in Horgau wohne, können wir nicht nur zusammen mit einem Online-Fitnessprogramm trainieren, sondern auch gemeinsam zum Joggen gehen. Seit letzter Woche kann ja jetzt noch jeder eine Person aus einem anderen Haushalt dazunehmen (lacht). Ich war aber auch viel mit dem Fahrrad unterwegs. Zuletzt habe ich mir in Göggingen ein Eis geholt.

    Und wie sehr vermissen Sie das Tennis?

    Sehr. Das wäre wenigstens ein bisschen Mannschaftssport. Wenn man die anderen anfeuert, würde dieses lange vermisste Teamgefühl aufkommen. Das ist mehr wert, als wenn man 15 Kilometer im Wald herumrennt.

    Tennis ist ja eine Sportart ohne Körperkontakt. Könnte man da nicht ein Spielverbot sehr bald aufheben?

    Wie gestern bekannt wurde, ist es ab 11. Mai ja jetzt erlaubt. Dann könnte ja wie geplant die Saison im Juni beginnen. Da kann dann jeder selber entscheiden, ob er spielen will. Wahrscheinlich wird es nur Einzel geben, weil die Gefahr im Doppel zu groß ist, dass beide Spieler gleichzeitig zum Ball hinrennen. Den Handshake sollte man freilich lassen. Aber das ist kein Problem.

    Beim Fußball aber wird es schwieriger. Oder?

    Als ich gehört habe, dass bis zum 31. August nichts geht – das ist schon ein langer Zeitraum. Ich sitze ja schon so lange zu Hause, bin ja nach dem Trainingslager direkt in Kurzarbeit gegangen. Aber ohne Zweikämpfe und womöglich mit Maske kann man sich natürlich kein Fußballspiel vorstellen. Und es sollten sich auch alle anderen Beteiligten sowie die Zuschauer sicher fühlen. Vielleicht kann man bei positiver Entwicklung den Wiederbeginn ja doch nach vorne ziehen? Je länger sich das hinzieht, umso größer wird die Vorfreude. Ich werde jedenfalls nicht zu einer Sportart wechseln, die man allein ausüben muss. Ich bin ein Teamsportler. Daran wird auch die Krise nichts ändern – selbst wenn sie noch so lange dauert.

    Der Bayerische Fußballverband hätte die laufende Saison auch abbrechen können. Doch dazu kommt es nicht. Ihre Meinung dazu?

    Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich großen Respekt habe vor den Leuten, die diese Entscheidungen treffen und verkünden müssen. Die Entscheidung, die Saison fortzusetzen finde ich gut. Zwei Drittel der Vereine wollten das so haben.

    Kommen wir zum Profifußball. In der Bundesliga könnte es ab Mitte Mai zu Geisterspielen kommen. Halten Sie diese für gerechtfertigt?

    Natürlich würde ich gerne wieder Bundesligaspiele im TV anschauen wollen. Eine Wiederholung des WM-Finales von 1990 ist ja nicht wirklich prickelnd, wenn das Ergebnis schon vorher bekannt ist (lacht). Nichtsdestotrotz glaube ich, dass eine zu schnelle Wiederaufnahme des Spielbetriebs das falsche Zeichen an die gesamte Gesellschaft sowie an die weiteren Profi-Sportarten und natürlich den Breitensport selbst wäre. Auch widerspricht die Sportart Fußball dann den Regelungen, an die sich die Bevölkerung halten soll. Klar verstehe ich die Aussage, dass den Bundesliga-Klubs die TV-Gelder fehlen. Doch gibt es in Deutschland viele weitere Firmen oder Gastronomiebetriebe, denen aktuell Einnahmen fehlen. Interview:

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