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Fußball-Nachlese: Im Schatten des Wiese-Wahnsinns

Fußball-Nachlese

Im Schatten des Wiese-Wahnsinns

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    Im Schatten des Wiese-Wahnsinns
    Im Schatten des Wiese-Wahnsinns

    In der Region war schon vor dem Plärrerauftakt Wiese(n)-Zeit. Ex-Nationaltorhüter Tim Wiese stand am Samstag im Kasten der SSV Dillingen. 2300 Zuschauer wollten das Kreisliga-Spiel gegen den TSV Haunsheim sehen. Zahlreiche Fernsehsender hatten sich schon Tage vorher eingefunden. Was für ein Spektakel. Die Verleihung des Ulrichspreises, der in Dillingen alle zwei Jahre vergeben wird, nimmt sich da bescheiden aus. Und am Samstagabend schaffte es Wiese bis ins Aktuelle Sportstudio. Sein Comeback hatte sich „The Machine“ allerdings anders vorgestellt. Zweimal musste sich der 35-Jährige von Robin Hördegen bezwingen lassen. Endstand 1:2. Der Matchwinner für die Gastmannschaft freut sich nach dem Schlusspfiff riesig: Es sei für ihn und sein Team ein „geiles Gefühl“, vor so einer Traumkulisse als Sieger dazustehen.

    Dass so ein Ballyhoo um den sechsfachen Nationalspieler, der sich jetzt als Wrestler produziert, gemacht wurde, hat nicht jeder verstanden. Im Schatten des Wiese-Wahnsinns standen am Wochenende wieder einmal die Schiedsrichter im Fokus.

    In Adelzhausen kochte die Volksseele. Markus Gärtner hatte den Ball nach einem Einwurf mitten ins Gesicht von Benjamin Treffler geschossen. Der wälzte sich vor Schmerzen am Boden. Aber anstatt den Ball sportlich ins Seitenaus zu befördern, zogen die Aystetter den nächsten Angriff auf. Der Ball landete bei Patrick Szilagyi, der ihn aus 18 Metern ins lange Eck zum 3:2-Siegtreffer des Tabellenführers SV Cosmos Aystetten schlenzte. Es kam noch bitterer für die Heimelf. Beim nächsten Angriff blieb Torhüter Jürgen Dumbs im Gras hängen und musste mit Verdacht auf einen Kreuzbandriss ins Krankenhaus gebracht werden. Und in der Nachspielzeit handelte sich auch noch Routinier Oliver Vennemann nach einem Wortgefecht mit Cosmos-Coach Marco Löring die Rote Karte ein. „Wir sind von Zuschauern und Spielern provoziert worden ohne Ende“, atmete Abteilungsleiter Thomas Pflüger nach dem Schlusspfiff durch: „Wir hätten hier auch verlieren können.“ Auch Löring sprach von einem sehr glücklichen Erfolg seiner Truppe: „Das war keine gute Vorstellung von uns. Adelzhausen hat es uns sehr schwer gemacht, und wir sind einfach nicht in unsere Laufwege gekommen.“

    Schön anzusehen war allerdings das 2:1, das Raif Kurt per Traumtor erzielte. Damit wollte er wohl seinen Bruder Samet übertrumpfen, dem beim 3:0-Auftaktsieg in Nördlingen ein derart herrlicher Treffer gelang. Gut möglich, dass in der kommenden Saison ein weiterer Kurt in Aystetten spielt: Wie es die Spatzen von der neuen VIP-Tribüne pfeifen, soll man sich beim designierten Landesliga-Aufsteiger mit Emre Kurt, 20, derzeit beim FC Augsburg II in der Regionalliga am Ball, einig sein. Thomas Pflüger will das nicht bestätigen. Ganz im Gegensatz zur Personalie Stefan Lukic. Der 19-Jährige wird von Türkspor Augsburg kommen. „Das steht fest.“

    Weniger Freude macht dem Ay-stetter Fußballboss die zweite Mannschaft. Aber nicht, weil das Spitzenspiel beim FC Emersacker mit 0:2 verloren wurde, sondern weil man insgesamt 14 Gelbe Karten kassiert hat, die sich zu vier Gelb-Roten summiert haben. Eine davon sah Trainer Christian Braun, der eine schlaflose Nacht hinter sich hat: „Wir haben zwei reguläre Tore geschossen, und beide wurden nicht anerkannt“, ärgerte er sich über Schiedsrichter Markus Müller. Braun: „Er hat uns schon in der Halle verpfiffen, hat auch diesmal jeden Zweikampf gegen uns entschieden.“ Als Braun, der diesmal selbst das Tor hütete, intervenierte, sah er Gelb. Für die Frage „Sagt Ihnen das Wort Rassismus etwas?“ erhielt er die Ampelkarte. In der zweiten Mannschaft des SV Cosmos spielen überwiegend Kicker, die wie Braun aus Rumänien stammen. „Es tut mir leid, dass ich die Mannschaft im Stich gelassen habe“, sagt der 38-Jährige, dem drei weitere Kollegen folgten: „Selbst mit sieben Mann haben wir das Spiel noch dominiert.“

    Beim FC Emersacker sieht man das natürlich anders: Nach dem nicht gegebenen Treffer sei jede kleinste Aktion vom Schiedsrichter ausgiebig diskutiert worden. Der Spielfluss ging komplett verloren. Ay-stetten habe auch unheimlich viel Härte in die Begegnung gebracht mit teilweise grenzwertigen Fouls. Als ein weiterer Treffer nicht anerkannt wurde, weil sich der Stürmer von Aystetten aufstützte, seien auch die Auswechselspieler auf den Platz gestürmt. Wieder seien wüste Beschimpfungen und abfällige Gesten in Richtung des Referees erfolgt. „Ich hätte das Spiel nicht pfeifen wollen“, sagt FCE-Abteilungsleiter Rainer Förg, selbst Schiedsrichter: „Ich bin froh, dass ein so besonnener Kollege eingeteilt war.“ Förg versteht das Auftreten der Cosmonauten überhaupt nicht: „Die sind doch um Klassen besser als jede andere Mannschaft in der Liga.“

    Der TSV Gersthofen hat die große Chance versemmelt, mit vier Punkten Vorsprung in das Spitzenspiel am kommenden Sonntag beim TSV Meitingen zu gehen. Bei der 1:2-Heimniederlage gegen den TSV Hollenbach trat wieder einmal die Flutlichtallergie zutage. Scherz! Fakt war eher, dass die unerfahrenen Schützlinge von Trainer Eddie Keil im Mittelfeld so ihre Probleme hatten. Bitter, dass Hollenbach aus den wenigen Chancen zwei Tore machte, während die Schwarz-Gelben nicht zu Potte kamen.

    Mit Rückfällen hat auch der SV Thierhaupten zu kämpfen. Nach dem 2:2 beim Spitzenreiter FC Affing gab es eine 0:5-Heimschlappe gegen den neuen Tabellenfüher VfL Ecknach. Abteilungsleiter Richard Mayr beklagte, dass sich seine Mannschaft nicht erholen kann und immer wieder Nackenschläge hinnehmen muss: „In Affing konnten wir unsere Leistung abrufen, aber die beiden frühen Ausfälle und der dadurch nötige Umbau des Teams haben uns auf die Verliererstraße gebracht.“ Und wohl auch endgültig auf den Weg in die Kreisklasse.

    Dorthin driftet auch der SSV Margertshausen, der beim TSV Diedorf in letzter Sekunde mit 2:3 verlor und mit Patrick Mayer (Muskelbündelriss) einen weiteren Verletzten – den zehnten insgesamt – zu beklagen hat. Außerdem sah Torhüter Thomas Wunn die Rote Karte. Auch beim SSV war man mit den Unparteiischen nicht zufrieden. „Schade, dass da jemand etwas gegen drei Punkte für unser Team hatte“, heißt es auf der Facebook-Seite.

    „Ein 0:0 gegen den FC Horgau ist gut, nützt aber nichts.“ Ayhan Korkmaz, der Vorsitzende des VfR Foret, hat nach der zweiten Nullnummer in Folge die Hoffnung, dass die Seinen im Kellerduell beim TSV Leitershofen wieder einmal treffen. „Das ist unser absolutes Endspiel!“

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