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Fußball: Nach so viel Corona-Pause kann die Sommerpause ausfallen

Fußball

Nach so viel Corona-Pause kann die Sommerpause ausfallen

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    Gersthofens Trainer Florian Fischer vermisst den Fußball, seine Spieler und selbst die Schiedsrichter/-innen, hier Paulina Koch.
    Gersthofens Trainer Florian Fischer vermisst den Fußball, seine Spieler und selbst die Schiedsrichter/-innen, hier Paulina Koch. Foto: Karin Tautz

    Marco Löring steht mit dem SV Cosmos Aystetten an der Tabellenspitze der Bezirksliga Süd, Florian Fischer ist zusammen mit seinem Trainerpartner Mario Schmidt mit dem TSV Gersthofen auf dem Weg in die Landesliga. Doch seit über 100 Tagen befinden sie sich mit ihren Teams im Lockdown, können Fußball nur im Fernsehen erleben. Im Interview geben sie Einblick in ihre Gefühlswelt, blicken voraus und auf die aktuellen Ereignisse in der Bundesliga.

    Wie geht es Ihnen derzeit als Trainer einer Amateurmannschaft?

    Der Fußball fehlt mir sehr. Das ist schon eine harte Nummer. Fußball im Fernsehen ist kein Ersatz. Ich schaue es mir gar nicht mehr an. Dieses ganze Gepopel mit dem Videobeweis macht doch wirklich keinen Spaß mehr. Aber ich hatte ohne den Fußball auch viel Zeit für meine kleine Tochter. Die wird jetzt gleich ein Jahr alt. Da ist immer was los in der Bude. Florian Fischer: Es ist einfach schrecklich! Ich bin total aus dem Rhythmus. Ich weiß gar nicht mehr, wann Freitag ist, wenn die Zeitung nicht anruft. (lacht)

    Wie haltet ihr mannschaftsintern untereinander Kontakt? Gibt es Trainingspläne?

    Wir haben natürlich eine WhatsApp-Gruppe. Aber was soll man momentan schreiben? Alle sind auf sich selbst gestellt, sich fit zuhalten. Natürlich habe ich ihnen Aufgaben mitgegeben. Aber einen Trainingsplan hält eh keiner ein (lacht). Wenn jetzt das Wetter besser wird, können sie sich zu zweit auf der grünen Wiese treffen und mit Abstand ein paar Bälle spielen. Fischer: Die Jungs sind nach wie vor hoch motiviert und zeigen brutales Engagement. Wir haben jeden Sonntagabend eine Videokonferenz auf Teams. Das sind meist 25 Mann dabei. Wir haben die Truppe in drei Mannschaften aufgeteilt zu einer Lauf-Challenge. Da sind 27 Kilometer in der Woche zu absolvieren. Jeder versucht dabei den anderen zu toppen. Außerdem gibt es weiter coole Battles, wie zum Beispiel aus 15 Metern den Ball in eine Mülltonne reinchippen. Es macht uns echt stolz, wie gut das angenommen wird.

    Wann könnte es Ihrer Meinung nach mit dem Kicken wieder losgehen?

    Ich denke mal so Mitte, Ende März. Wenn da die Vorbereitung beginnt, könnte es sich ausgehen. Wir haben noch sieben Spiele, daraus brauchen wir drei Siege, dann sind wir durch. Ich bin dafür, länger zu spielen und dann die Sommerpause ausfallen zu lassen. Maximal zwei Wochen zum Erstellen der Spielpläne. Wir haben jetzt lange genug Pause gehabt. Fischer: Ich habe keine Ahnung. Ich mache mir auch keine Gedanken mehr darüber, weil das eh nichts bringt. Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Ich hoffe, dass wir unsere sechs Spiele noch irgendwie durchbringen.

    Wie viel Vorbereitungszeit ist notwendig, um wieder Punktspiele bestreiten zu können?

    Mehr als drei Wochen. Ein Kaltstart wäre für die Gesundheit der Spieler nicht das Richtige. Es hat ja effektiv ein ganzes Jahr lang keiner Fußball gespielt. Das bisschen Laufen ist ja gar nichts. Vor allem muss die Motivation kommen.

    Fischer: Drei Wochen müssten genügen. Im Endeffekt müssen wir schauen, dass wir die konditionellen Grundlagen halten und dann sofort mit dem Ball loslegen können. Wir wollen die Jungs so lange wie möglich bei Laune halten.

    Was halten Sie von der Idee des Sportbiologen Dr. Hennig Wackerhage von der TU München, der im Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes eine Chance für die schnellere Rückkehr auf den Platz sieht?

    Eine Superidee. (lacht) Weil sich auf dem Fußballplatz ja so viele angesteckt haben. Vielleicht sollten die Masken dann auch noch den Trikotfarben angepasst werden. Das ist doch eine Lachnummer, oder? Fischer: Das ist für meilenweit von der Praxis entfernt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit Maske Sport treiben kann.

    Ihre Mannschaft steht an der Tabellenspitze. Inzwischen steht sogar das Szenario eines kompletten Abbruchs der Saison im Raum. Würde man sich in diesem Fall genauso über den Aufstieg in die Landesliga freuen?

    Freuen ja, weil wir den Aufstieg nach drei Vierteln der Saison ja sportlich erreicht hätten. Aber es wäre schon sehr schade, wenn man das nicht gebührend feiern könnte. Besonders für die Spieler, die uns verlassen werden. Und auch ein entsprechender Vereinsausflug wäre nicht möglich. Es ist alles ganz besonders in diesem Jahr. Aber wir müssen das akzeptieren aufgrund der Situation und dem, was daraus gemacht wird. Fischer: Natürlich freut man sich, wenn man aufsteigt. Aber jeder will doch auf dem Fußballplatz feiern. Deshalb hoffen alle, dass wir unsere sechs Spiele noch bestreiten können. Wenn es im Mai losgeht, sollte es zumindest beim TSV Gersthofen klappen. Wir haben Flutlicht und könnten auch unter der Woche spielen.

    Zum aktuellen Geschehen in der Bundesliga. Wie ist Ihre Meinung zum Disput zwischen Bayern-Trainer Hansi Flick und dem Bundestagsabgeordneten und Epidemie-Experten Karl Lauterbach von der SPD?

    Ich finde es schön, dass sich mal einer öffentlich hinstellt und kontra gibt zu dem, was die Politik verzapft. Langsam geht in unserem Land die Meinungsfreiheit verloren. Wenn man gegen irgendetwas redet, wird man sofort in eine Ecke abgestempelt. Die Politik sollte sich wirklich hinterfragen. Vieles hätte man innerhalb eines Jahres anders lösen können. Fischer: Auf diese schwierige Frage möchte ich lieber nicht antworten. Sonst werde ich vielleicht auch so an den Pranger gestellt, wie Hansi Flick. Auch ich kann die Nachrichten nicht mehr hören und lesen. Als Fußballer sollte man sich wohl am besten aus der Politik raushalten. Es ist schade, dass bald keiner mehr ehrliche und authentische Interviews gibt, wenn er Angst haben muss, anschließend in den Medien zerfetzt zu werden.

    Wie beurteilen Sie den bereits jetzt bekannt gegebenen Wechsel zu nächsten Saison von Marco Rose von Borussia Mönchengladbach zu Borussia Dortmund?

    Das ist doch schon lange durch die Medien gegeistert, die diesen Wechsel wohl eingefädelt haben. Aber ich glaube, die Weise, wie Rose spielen lässt, passt zum BVB, der übrigens für mich vor dieser Saison kein Favorit war. Wenn in Gladbach jetzt die Ergebnisse nicht passen, fliegt er vielleicht noch raus. Aber ob er dann gleich in Dortmund anfängt? Fischer: Ich kann jeden Gladbach-Fan verstehen, dass er sauer ist. Sie verstehen nicht, dass Marco Rose zu einem Verein geht, der momentan hinter ihnen steht. Aber ich verstehe ihn. Er ist ein guter Trainer mit einem klaren Plan und der BVB ist ein Verein, der immer wieder gute Talente an Land zieht.

    Interview:

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