Sie sind schon so etwas wie ihr Markenzeichen geworden, die hochschaftigen roten Sneaker. Zu Weihnachten hat Heike Heubach die Schuhe von ihrem Team bekommen. Warum, das hat einen besonderen Hintergrund: Als sie im Oktober im Bundestag in Berlin die erste Rede dort in Gebärdensprache hielt, trug sie ganz ähnliche Turnschuhe - allerdings in Grün. Kein Zustand auf Dauer, fanden ihre Mitarbeiterinnen, ist doch rot die Farbe der SPD, für die Heike Heubach als Direktkandidatin im Wahlkreis 253 Augsburg-Land wieder antritt.
Auch wenn die 45-Jährige bereits 2021 Kandidatin für Augsburg-Land war, ist sie erst seit knapp elf Monaten Mitglied im Bundestag, denn direkt nach der Wahl reichte ihr Listenplatz 24 nicht für den direkten Einzug in den Bundestag. Erst im März 2024 rückte sie für Uli Grötsch nach, der zu diesem Zeitpunkt Polizeibeauftragter des Bundes wurde. Diese Geschichte ist für Heike Heubach symptomatisch für demokratische Politik: Auch wenn eine Idee gut ist, so wie die des Polizeibeauftragten, dauert die Umsetzung zumeist länger, in diesem Fall nämlich zehn Jahre. Absprachen müssen getroffen, Ausschüsse beteiligt und Gesetze oder Regelungen erlassen werden. So sei das bei vielen politischen Themen. Aufgabe von Politik und Medien sei es, das auch ehrlich zu vermitteln, meint sie.
Für Heike Heubach steht das politische Ziel im Mittelpunkt
Das gelte auch für sämtliche Vorschläge rund um das Thema Migration. Auch wenn jetzt Neues beschlossen werde, müsste doch europäisches Recht eingehalten werden. Einfach auf Dauer die Grenzen zu schließen, das sei nach jetzigem Stand gar nicht möglich, spielt sie auf einen Vorschlag der CDU/CSU an. Die Schärfe der Debatte im Bundestag Ende Januar, die habe sie doch überrascht und verwundert. Ihr eigener Stil sei es, aufs gemeinsame Ziel orientiert, kollegial mit allen demokratischen Parteien zu sprechen.
Kommunikation - die ist Heike Heubach auch mit den Bürgerinnen und Bürgern in ihrem Bundestagswahlkreis wichtig. Sooft es geht, ist die Gehörlose mit einer Gebärdendolmetscherin dort von Tür zu Tür unterwegs, um zu erfahren, was die Menschen vor Ort bewegt. Mal ist es die Sorge um die Rente, mal ein Einzelfall von noch nicht gelungener Inklusion von Kindern mit Einschränkungen. Inklusion, ein Thema, das sie selbst stark beschäftigt, schließlich hat sie als erste Person ohne Gehör im Bundestag einige Bekanntheit erlangt. Ihre Botschaft: „Ich möchte den Menschen mitgeben, wenn ihr ein Ziel erreichen wollt und dafür kämpft, schafft ihr es.“
Im Bundestag kümmert sie sich um bezahlbaren Wohnraum
Im Bundestag ist sie Mitglied im Ausschuss für Wohnen und Bauwesen. Mehr bezahlbarer und geförderter Wohnraum, das ist für sie ein wichtiges Thema. „Wir wollten 400.000 neue Wohnungen errichten, geschafft haben wir mehr als 300.000. Wir sind sicher, dass der Rest noch kommen wird.“ Allerdings gilt die Zahl für den Zeitraum ab 2021, nicht, wie von der Ampelregierung angestrebt, als jährlicher Wert. Ein gutes Mittel zum Abbau von Bürokratie im Wohnbausektor könne das Nutzen von Modulbauweisen im Wohnbau sein. „Mir geht es beim Bauen auch um Nachhaltigkeit und klimaneutrales Bauen und Wohnen. Durch das Ampel-Aus sind unsere Vorhaben da aber leider vorerst gestoppt worden“, sagt sie.
Elf Monate im Bundestag - privat habe sich ihr Leben in dieser Zeit um 180 Grad gedreht, sagt die Mutter zweier erwachsener Töchter, die in Stadtbergen lebt und als gelernte Industriekauffrau vor ihrem Einzug in den Bundestag viele Jahre beim Energieversorger Bayernwerk Netz gearbeitet hat. Dankbar sei sie für das Amt und die Herausforderung, die sie annehmen durfte. „Ab dem ersten Tag war mein Terminkalender so voll wie nie zuvor, das war am Anfang ganz ungewohnt.“ Nun hoffe sie auf einen erneuten Einzug in den Bundestag, wenn nicht über das Direktmandat, dann über Listenplatz 14 für die bayerische SPD.
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