„Ein Gestalter seiner Heimat“ titelte unsere Zeitung einmal über das Lebenswerk von Elmar Pfandzelter. Im Juni feierte er seinen 100. Geburtstag. Jetzt ist der Schwabmünchner Ehrenbürger und Altbürgermeister gestorben. Er gehört zu den Persönlichkeiten der Stadt.
Elmar Pfandzelter, Jahrgang 1924, wollte eigentlich Bankfachmann werden und pendelte dafür jahrelang nach Augsburg in die Handelsschule. Kaum hatte er die Schule beendet, unterschrieb er einen Ausbildungsvertrag bei der Sparkasse in Schwabmünchen. Doch zur gleichen Zeit erreichte ihn sein Einberufungsbescheid. Er musste in den Krieg. Seinen 18. Geburtstag, sagte Pfandzelter einmal trocken, habe er mit 50 anderen Soldaten im Güterwaggon auf dem Weg in die Ukraine „zur Kenntnis genommen“. Er hatte Glück und überlebte die Schrecken und Grauen des Krieges. Doch nach Hause durfte er erst drei Jahre nach Kriegsende. Die Gefangenschaft hatte er zeitlebens nie vergessen. Über den ständigen Hunger, die Hoffnungslosigkeit und den Hass, dem er sich ausgesetzt fühlte, berichtete er vor Jahren in einem großen Zeitzeugenprojekt. Auch vor Schülern erinnerte er an die traumatischen Erlebnisse.
Als Bürgermeister hat er viel erreicht
Aufzugeben kam für Pfandzelter nie infrage. Zurück in Schwabmünchen arbeitete er sich zum Prokuristen beim Kalenderwerk Zettler hoch. 1980 wurde er Bürgermeister von Schwabmünchen. Insgesamt 32 Jahre saß er im Stadtrat, 30 Jahre im Kreistag. Hinzu kam das Amt des Stellvertreters des damaligen Landrats Karl Vogele, der ihm zum Wegbegleiter wurde. Vogele, der Pfandzelter in den vergangenen Monaten immer wieder besuchte, beschreibt ihn als kreativen, aktiven, durchsetzungsstarken und herzlichen Menschen. Die Freien Wähler ernannten Pfandzelter zum Ehrenmitglied, doch Respekt genoss er stets über alle Parteigrenzen hinweg. Die Stadt Schwabmünchen ernannte ihn 1992 zum Ehrenbürger.
In unzähligen Vereinen Mitglied
Pfandzelter war Mitglied in unzähligen Vereinen. Der Krankenhausförderverein wurde einst gar in seinem Wohnzimmer gegründet. Die Liedertafel leitete er mehr als 25 Jahre lang als Vorsitzender. Bemerkenswert war auch sein großer Einsatz für die Heimatvertriebenen in der Nachkriegszeit. Der rührige Schwabmünchner hatte unzählige Ehrenämter. Ob als ehrenamtlicher Verwaltungsrichter in Augsburg, im Vorstand des Roten-Kreuz-Kreisverbands oder der Volkshochschule. Immer wieder betonte er, dass er sich „nicht rausstellen wolle". Viel wichtiger seien ihm seine Mitmenschen. Für sie hat er Einiges vor allem als Bürgermeister geschaffen.
Er sorgte für Bauland. In seine Amtszeit fielen der Bau einer neuen Kläranlage, die Friedhofserweiterung, die Umsiedlung des Museums und Verbesserungen für die Feuerwehren. Der Bau der Stadthalle war mit 16,5 Millionen Mark sein zweitgrößtes Bauvorhaben. Vier Tage vor seiner Pensionierung wurde sie eingeweiht. "Das war der Stress am Schluss", sagte er einmal und lachte. Doch "Schluss" hieß nicht, dass sich der Altbürgermeister im Ruhestand auf die faule Haut legte.
Seine Erinnerungen hat er in Büchern festgehalten
Für die Schwabmünchner Allgemeine schrieb er über Menschen und Begebenheiten aus seiner Heimat. Mehr als 400 "Schwabmünchner Geschichten" wurden daraus. Pfandzelters sechs Bände mit mehr als 400 Geschichten über seine Kindheit und Jugend in Schwabmünchen haben Generationen gelesen. Ebenso ein Buch über den Bombenangriff auf Schwabmünchen im März 1945. Immer wieder betonte Pfandzelter, dass nicht vergessen werden dürfe, was damals passiert ist. Sein Wunsch ist jetzt ein Auftrag für die Nachwelt. (mit Carmen Janzen)
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