Es ist kurz nach 19.30 Uhr am vergangenen Donnerstagabend. An der Tankstelle in Dinkelscherben ist nichts los, kein Auto steht an den Zapfsäulen. Die Mitarbeiterin nutzt die Gelegenheit für eine kurze Pause und geht vor die Tür. Als sie nach wenigen Minuten zurückkommt, steht da ein vermummter Mann in der Tankstelle. In seiner Hand trägt er ein Messer. „Das ist ein Überfall“, soll er akzentfrei gesagt haben, erinnert sich die Mitarbeiterin. Es ist ein Moment, den sie wohl nicht vergessen wird.
Ermittlungen nach Raubüberfällen in Dinkelscherben und Gersthofen
Drei Tage später steht sie wieder hinter dem Tresen an der Tankstelle. Es ist die erste Abendschicht. Es geht ihr gut, sagt sie. Doch es bleibe ein ungutes Gefühl. In der Branche müsse man mit Situationen wie der am vergangenen Donnerstagabend leider rechnen, erzählt die Mitarbeiterin. „Aber man will gar nicht daran denken.“ Sie hoffe, dass der Täter schnell geschnappt wird. Doch bislang ist er auf freiem Fuß. Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Das gilt auch für einen zweiten Raubüberfall, der sich kurz nach der Tat in Dinkelscherben und in Gersthofen ereignete. Hilfreich bei den Ermittlungen dürften Aufzeichnungen der Videokameras sein.
Kamera zeichnen Raub in Tankstelle in Dinkelscherben auf
Wie mehrere Mitarbeiterinnen der Tankstelle berichten, zeigen sie, wie ein junger Mann am vergangenen Donnerstag um 19.40 Uhr die Tankstelle betritt. Erst bedroht er die Mitarbeiterin mit einem Messer, dann gehen die beiden zur Kasse. Darin sollen sich nur wenige hundert Euro Bargeld befunden haben. Weil der Täter einen mitgebrachten Müllbeutel nicht auf bekommt, dauert es einen Moment, bis er das Bargeld darin eingepackt hat. Dann läuft er aus der Tankstelle und flüchtet zu Fuß.
Kurz darauf kommt es am vergangenen Donnerstagabend zu einem weiteren Raubüberfall. Diesmal taucht ein vermummter Mann in einem Wettbüro an der Augsburger Straße in Gersthofen auf. Der Tatort liegt etwa eine halbe Autostunde von dem in Dinkelscherben entfernt. Laut Polizei betritt der Vermummte das Wettbüro gegen 22.30 Uhr, also rund drei Stunden nach der ersten Tat. In Gersthofen soll der unbekannte Mann eine Mitarbeiterin laut Polizeibericht „scheinbar“ mit einer Schusswaffe bedrohen und Geld fordern – mit Erfolg. Er verlässt das Wettbüro laut Polizei mit mehreren tausend Euro Beute und flüchtet mit einem Auto.
Täterbeschreibungen weichen leicht voneinander ab
Am Montagvormittag ist das Wettbüro an der Augsburger Straße in Gersthofen praktisch leer. Es riecht nach Tabakrauch, an den Wänden hängen etliche Bildschirme, auf denen Wettkurse angezeigt werden. Augenscheinlich filmt eine Überwachungskamera das Geschehen in dem kleinen Raum. Hinter einem Tresen sitzt eine Mitarbeiterin. Zum Überfall wolle man sich nicht äußern, erklärt sie auf Englisch nach einem kurzen Telefongespräch mit ihrer Chefin.
Raubüberfälle sind im Augsburger Land zum Glück selten. Im gesamten Bereich der Polizei Schwaben Nord kam es laut Polizeistatistik im vergangenen Jahr zu 150 Fällen von Raub, von denen knapp 70 Prozent aufgeklärt wurden. Zu diesem Gebiet zählen neben der Stadt Augsburg die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries. Dass es innerhalb weniger Stunden zu gleich zwei Raubüberfällen kommt, ist also mehr als ungewöhnlich. Gibt es einen Zusammenhang?
Eine Sprecherin der Polizei Schwaben Nord erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion: „Generell überprüft die Polizei stets mögliche Zusammenhänge.“ Sie teilt aber auch mit: „Derzeit liegen keine Erkenntnisse vor, dass zwischen diesen Fällen ein Zusammenhang besteht.“
So beschreibt die Polizei die Täter
Auch die beiden Täterbeschreibungen weichen leicht voneinander ab. Der Täter in Dinkelscherben ist laut Polizei etwa 25 Jahre alt, 1,70 Meter groß und schlank. Er trug demnach einen weißen Kapuzenpullover, eine schwarze Hose und eine schwarze Sturmhaube. Den Täter in Gersthofen beschreibt die Polizei als etwa 1,80 Meter groß und ebenfalls schlank. Er soll einen schwarzen Kapuzenpullover oder eine Jacke, eine schwarze Hose und schwarze Schuhe getragen haben. Statt einer schwarzen Sturmhaube wie in Dinkelscherben soll der Täter in Gersthofen eine weiße Gesichtsmaske getragen haben.
Die Kriminalpolizei Augsburg hat noch in der Nacht die Ermittlungen übernommen und bittet Zeugen, sich unter Tel. 0821/323-3821 zu melden. Dabei sind auch verdächtige Wahrnehmungen vor oder nach der Tat wichtig.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden