Kurz vor der Sommerpause hatte die Gemeinde Ellgau ein teures Projekt auf der Agenda. Amelie Steinbauer vom Ingenieurbüro Steinbauer Consult stellte vor, was zur Ertüchtigung der Kläranlage nötig ist.
Der Gemeinderat genehmigte die Entwurfsplanung, hinter der sich – Stand heute – ein Investitionsvolumen von 3,5 Millionen Euro verbirgt. Der weitere Fahrplan sieht vor, dass das Wasserrechtsverfahren eingeläutet und die Ausführungsplanung erarbeitet wird. Im besten Fall können die notwendigen Leistungen über die Wintermonate ausgeschrieben werden, dann könnte es im Frühjahr oder Sommer mit der Baustelle losgehen. Aktuell wird von einer Bauzeit von zwei Jahren ausgegangen. Gebaut wird parallel zum laufenden Betrieb.
Wenn Ellgau wächst, ist das für die neue Kläranlage kein Problem
Amelie Steinbauer erläuterte das Gesamtkonzept der neuen Kläranlage, die technisch ertüchtigt und vergrößert wird. Der Einwohnerwert (EW) der Bestandsanlage liegt bei 1135 EW; künftig soll dieser Wert 2200 EW betragen. Dieser Wert umfasst Schmutzwasser aus Privathaushalten und aus Betrieben – und zwar sowohl aktuelle Zahlen als auch Prognosen und Sicherheitspuffer für die Zukunft. Wenn Ellgau wächst oder sich neue Gewerbebetriebe ansiedeln möchten, sollte das abwassertechnisch in den nächsten 20 Jahren kein Problem darstellen. Zudem ist die Anlage so konzipiert, dass sie aufgestockt bzw. erweitert werden könnte. Technisch betrachtet wird die Ellgauer Kläranlage auf eine einstraßige SBR-Anlage umgerüstet.
Der Prozess der Abwasserklärung beginnt im Rechengebäude. Anschließend landet das Abwasser im Vorspeicher mit kleinem Rührwerk. Aus diesem Becken gelangt das Abwasser schrittweise in das SBR-Becken, das einen Durchmesser von 17 Metern haben wird. Eine Treppe nach oben und ein Weg rundum das Becken herum sorgen künftig dafür, dass das Personal rasch an die Technik herankommt. Im nächsten Bauwerk, im Ablaufdrosselbauwerk, soll das Wasser aus dem SBR-Becken schwallweise gedrosselt werden, damit der Bach das Wasser leichter aufnahmen kann.
Steht statt einem Klärteich bald eine Photovoltaikanlage in Ellgau?
Auch ein Probentopf – zur Dokumentation der Wasserwerte, die das Wasserwirtschaftsamt fordert – gehört zu diesem Teil der Anlage. Die Fläche, an der sich heute der zweite Klärteich befindet, wird verfüllt und könnte später mit einer Photovoltaik-Anlage bebaut werden. Ebenfalls zur Anlage gehört ein Betriebsgebäude, das Platz für Labor, Schaltanlage, Elektroraum, Sanitärräume und Büro bietet. Auch der Schlammstapelbehälter wird erneuert. Der Unterbau des Plastikbehälters bleibt erhalten. Ein neuer Behälter aus Edelstahl oder Emaille wird aufgesetzt.
Auch die Ellgauer Schmutzwasserkanäle werden saniert
Nach der Präsentation der Planung beantwortete Amelie Steinbauer die Rückfragen aus dem Gemeinderat: Dass das Abwasser in der Mitte des Areals eingeleitet wird und anschließend wird in den Süden zum Rechengebäude geschickt wird, sei kostengünstiger, als den Grundwasserstand abzusenken, um den Kanal zu verlegen. Auch seien die Eingriffe in den Bannwald so geringer. Ellgaus Bürgermeisterin Christine Gumpp ergänzte, dass die Kanäle untersucht wurden. Im nächsten Schritt werden die Schächte geprüft. Bereits in der Sitzung im Juni war die Sanierung der Schmutzwasserkanäle Thema im Rat: Kosten in Höhe von 452.000 Euro für Sanierungs- und Reparaturarbeiten sowie für notwendige Erneuerungen standen damals im Raum. Mit Blick auf den Wald berichtete die Rathauschefin von einem Gespräch mit dem zuständigen Förster. Einzelne Bäume zu entnehmen, sei möglich. Müsse einer größere Fläche gerodet werden, braucht es einen Rodungsantrag. Anschließend müsse wieder aufgeforstet werden.
Die Kosten für die Kläranlage treiben den Ellgauer Gemeinderat um
Die Sorge um die Kosten trieb das Gremium gleich zweimal um. Noch vor der Abstimmung zur Entwurfsplanung wurde gefragt, ob die veranschlagten 3,5 Millionen Euro wirklich haltbar sind. Das wisse man jedoch erst, wenn die Ausschreibungsergebnisse eintreffen. Die Aufträge nicht zu vergeben, sei dann eine theoretische Lösung, die aber in der Praxis daran scheitern könnte, dass die Anlage im Jahr 2027 ans Netz gehen muss. Abermals auf den Tisch kamen die Kosten der Kläranlage zum Ende der Sitzung, als die Frage aufkam, wann die Abwassergebühren erhöht werden können. Dies könne jedoch nicht pauschal passieren.
Um zu ermitteln, wie die Kosten auf die Haushalte im Ort umgelegt werden können, müsse zunächst ein externer Dienstleister beauftragt werden, der die Geschossflächen im Ort ermitteln. Daraus ließe sich dann ein Quadratmeterpreis berechnen, erklärte Peter Matzky vom Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Nordendorf. In welchen Chargen die Verbesserungsbeiträge dann erhoben werden – beispielsweise nur in zwei größeren Raten oder in zwei kleineren Raten und über Gebühren – müsse anschließend entschieden werden. Verbesserungsbeiträge zu erheben, bedeute, dass die Auslagen der Gemeinde schneller wieder zurückkommen, argumentierte Matzky. Bürgerfreundlicher könnte hingegen sein, die Gebühren anzuheben, wurde aus dem Gremium entgegnet.
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