Alle zwei Jahre ist "der Landkreis Augsburg zu Gast in der Schwäbischen Galerie". Dieses Format ermöglicht etablierten Kunstschaffenden aus dem Augsburger Land eine Ausstellung in Oberschönenfeld. Für 2024 wurde Peter Junghanß aus Stadtbergen ausgewählt, bis zum 23. Juni sein zeichnerisches und druckgrafisches Schaffen der letzten 40 Jahre zu präsentieren. Aus dem umfangreichen Gesamtwerk des Künstlers wurden Zeichnungen, Radierungen und Skizzenbücher ausgewählt.
Zwei Techniken haben es dem Architekten und Künstler besonders angetan, so Ausstellungs-Kuratorin Gudrun Szczepanek: Die Rohrfederzeichnung und die Kaltnadelradierung. "Beide setzen Spontaneität und die Akzeptanz von Zufällen voraus." Während Junghanß bei der Kaltnadel-Radierung mit einer Stahlnadel direkt in die Metallplatte ritzt, zeichnet er mit der Rohrfeder meist im Freien auf Karton oder Papier. Die oftmals großformatigen Radierungen erfordern dabei viel körperliche Kraft vom Künstler.
Menschenbilder und Landschaften in Oberschönenfeld
Thematisch gegliedert stehen sich in der Oberschönenfelder Ausstellung Menschenbilder und Figuren sowie Landschafts- und Architekturzeichnungen gegenüber. "Viele davon entstanden im privaten Umfeld oder auf Exkursionen mit Studierenden der Hochschule Augsburg", erklärt Gudrun Szczepanek. Dort lehrte Junghanß von 1992 bis 2007 als Professor für freies Gestalten.
![Diese Giganten im "Tal der Tempel" auf Sizilien regten Peter Junghanß zu Zeichnungen zum Thema "Karyatiden" an. Er zeigte sich vor Ort bestürzt, mit welcher Missachtung diese Relikte mehrtausendjähriger Geschichte von den Menschen behandelt werden. Diese Giganten im "Tal der Tempel" auf Sizilien regten Peter Junghanß zu Zeichnungen zum Thema "Karyatiden" an. Er zeigte sich vor Ort bestürzt, mit welcher Missachtung diese Relikte mehrtausendjähriger Geschichte von den Menschen behandelt werden.](https://images.mgpd.de/img/102637054/crop/c1_1-w100/1946078271/720392218/442435466.jpg)
Beim Zeichnen geht es dem Künstler nicht um das genaue Abbild, sondern um die spontane Wiedergabe von Eindrücken. Stets wirkt die Strich- und Linienführung in seinen Arbeiten wie spontan hingeworfen. Die Eigenwilligkeit von Tusche und Rohrfeder - beispielsweise gelegentliche Kleckse und Flecken - ermöglichen ihm eine unbewusste Aufnahme tiefer liegender Wahrnehmungen und Emotionen, die den Zeichnungen Ausdruckskraft verleihen. Junghanß verwendet als Untergrund am liebsten getöntes Papier oder Pappe, um einen harten Schwarz-Weiß-Kontrast zu vermeiden. Die verhaltene Farbigkeit, die so in die Bilder kommt, lässt eine atmosphärische Tiefe entstehen.
Jedes Bild in Oberschönenfeld erzählt eine Geschichte
Zu den frühesten Arbeiten der Ausstellung zählen ausdrucksstarke Porträts - beispielsweise von seiner Mutter - die er direkt vor dem Modell zeichnete. Diese Porträts werden abstrahiert, sodass die Betrachtenden einen Einblick in das verborgene Innere im Bildnis erhalten. Hinter jeder Zeichnung steckt dabei eine Geschichte, eine Erinnerung, ein persönlicher Bezug. Aus vielen Motiven spricht dabei eine dunkle Ernsthaftigkeit. Diese geht zurück auf Peter Junghanß' Erlebnisse in der DDR. Bis heute setzt der Künstler sich mit sozialen, gesellschaftlichen und politischen Realitäten auseinander. "Landschaft I/II" zeigt zum Beispiel oberflächlich betrachtet eine Aufreihung von Golfschlägern, Skistöcken und Nordic-Walking-Stöcken. Diese Stöcke, die oft den Boden verletzten, stehen allerdings für die Gewalt, welche die Menschen der Natur antun.
Immer wieder zeigt Peter Junghanß in seinen Arbeiten auch Szenen aus Italien. Sind die Themen meist ernst, spitzt doch hin und wieder durch, dass der Künstler auch Humor hat: Sein Rohrfeder-/Pinsel-Bild "Ganesha" zeigt den indischen Gott als freundlich, in sich ruhend lächelnd. Eine Stimmung, die sich auch auf den Betrachter überträgt.
Die Ausstellung "Peter Junghanß - Zeichnungen 1984-2024" in der Reihe "Der Landkreis Augsburg zu Gast in der Schwäbischen Galerie" ist noch bis zum Sonntag, 23. Juni, jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr in der Schwäbischen Galerie des Museums Oberschönenfeld zu sehen.