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Nordendorf: Spektakulären Fund: Der Reiter von Nordendorf gibt weiter Rätsel auf

Nordendorf

Spektakulären Fund: Der Reiter von Nordendorf gibt weiter Rätsel auf

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    Diese drei Goldblattkreuze zählten zu den spektakulärsten Funden im Nordendorfer Reitergrab.
    Diese drei Goldblattkreuze zählten zu den spektakulärsten Funden im Nordendorfer Reitergrab. Foto: Marcus Merk

    Was weiß die Wissenschaft inzwischen über das Nordendorfer Reitergrab? Darüber berichtete Dr. Hubert Fehr vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege" jetzt bei einer Veranstaltung des Kulturkreises in Nordendorf

    Der Archäologe erzählte über die Tätigkeiten und Arbeiten der Experten in Thierhaupten an den Nordendorfer Fundstücken. "Dies alles ist langwierig und erfordert äußerste Perfektion, aber wir kommen voran." 

    Die schwäbische Gemeinde Nordendorf ist schon lange kein unbekanntes Terrain mehr für die Archäologen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden dort bereits mehrere Hundert Gräber aus dem Frühmittelalter freigelegt. Der Fund vom Sommer 2019 ist aber eine Sensation. Denn da stießen Archäologen zwischen Bahnlinie und Bundesstraße 2 auf zwei Gräber, die aller Wahrscheinlichkeit nach in der Mitte des 7. Jahrhunderts nach Christus angelegt wurden. 

    In der ersten Grabstätte entdeckte man die Überreste eines 30 bis 50 Jahre alten Mannes und ein Pferdezaumzeug. Weitere Beigaben wurden mit großer Wahrscheinlichkeit bei einer nachträglichen Öffnung des Grabes entnommen. Das zweite Grab blieb unversehrt. Wie Dr. Hubert Fehr erläuterte, barg es das Skelett eines 20 bis 40 Jahre alten Mannes, etwa 1,80 Meter groß. "Er war als Reiter ausgestattet, man fand auch Schwerter, Schild, Lanze und ein Zaumzeug. Wenige Meter von seinem Reiter wurde das Pferd beigesetzt", so der Wissenschaftler.

    Am Schädel des Skeletts fand man drei kleine Goldblattkreuze

    Am Schädel des Skeletts fand man drei kleine Goldblattkreuze – angenäht an einem Textil, das dem Beigesetzten über das Gesicht gelegt wurde. Die Kreuze belegen wohl, dass der Tote ein Christ war. Rätsel gab und gibt den Mittelalterforschern ein "koptisches Geschirr" auf, das aus einer Bronze-Kanne und einer Griffschale besteht und vermutlich in Ägypten hergestellt wurde. Die Fachleute vermuten, dass es durch persönliche Beziehungen oder auch durch Handel in den Besitz des Nordendorfer Reiters kam. Dabei handelt es sich um Prestigeobjekte eines Adeligen. 

    Woran allerdings der in seiner Hierarchie hochstehende Alemanne starb, ist nicht klar. Die Beigaben in seinem Grab bedeuten keinen Widerspruch zu seinem christlichen Glauben, denn bis ins neunte Jahrhundert war es üblich, die Verstorbenen mit Beigaben zu bestatten. Das geplünderte erste Grab war mit Schutt aus Gebäuden der Römerzeit aufgefüllt. Die Fachleute des Denkmalamtes deuten auf eine römische Bebauung in der Nähe. In der Nähe verlief auch die berühmte Handelsstraße "Via Claudia". Die Fundstücke, die in der Dienststelle Thierhaupten akribisch behandelt und untersucht werden, liefern hoffentlich bald noch mehr Details und Informationen für eine Zeit, aus der uns nur wenige Überlieferungen bekannt sind. 

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