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Nordendorf: Nordendorf präsentiert seine bedeutende Geschichte neu

Nordendorf

Nordendorf präsentiert seine bedeutende Geschichte neu

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    Mit neuen Informationstafeln am neuen Denkmalplatz beim Alemannenweg erinnert Nordendorf an seine bedeutende Geschichte.
    Mit neuen Informationstafeln am neuen Denkmalplatz beim Alemannenweg erinnert Nordendorf an seine bedeutende Geschichte. Foto: Marcus Merk
    Eine neue Informationstafel widmet sich auch dem Fuggerschloss in Nordendorf.
    Eine neue Informationstafel widmet sich auch dem Fuggerschloss in Nordendorf. Foto: Marcus Merk

    Nordendorf ist eine Gemeinde mit bedeutender Geschichte, findet nicht nur der örtliche Kulturkreis. Seit fast 180 Jahren finden rund um das Dorf im nördlichen Landkreis archäologische Grabungen statt. Und sie brachten und bringen bis heute immer wieder historisch bedeutende Funde zutage. Über einige davon können sich Interessierte nun unter anderem auf einem neuen Denkmalplatz informieren. Das ist aber nicht alles.

    Der Kulturkreis Nordendorf hat zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Gemeinde Nordendorf in den letzten Jahren das Denkmal für die bedeutenden Ausgrabungen eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes versetzt, um es für Besucherinnen und Besucher wieder zugänglich zu machen. Um diesen Vorgang zu dokumentieren und die anderen bedeutenden alten und neuen Ausgrabungen sowie die Schlossanlage für die Öffentlichkeit bekannter zu machen, wurden im Ort vier Informationstafeln aufgestellt, die nun ebenfalls präsentiert werden. Zwei dieser Tafeln sind am neuen Platz des Denkmals aufgestellt, die beiden anderen im Dorf.

    Erste Grabungen in Nordendorf im 19. Jahrhundert

    Gisela Mahnkopf ist mit ihren Aktiven vom Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Landkreis Augsburg seit vielen Jahren dabei, die Funde freizulegen und wissenschaftlich korrekt zu dokumentieren. „Nordendorf ist berühmt geworden durch ein Reihengräberfeld mit 443 Gräbern und vielen Grabbeigaben, das schon um 1843/1844 beim Bau der Bahnlinie Augsburg–Donauwörth entdeckt worden ist“, erklärt sie.

    Um 15 nach Christus bauten die Römer die Via Claudia Augusta, um ein Kastell südlich der heutigen Gemeinde Mertingen mit Nachschub versorgen zu können, berichtet die Gemeinde Nordendorf auf ihrer Website. „Man vermutet die Via Claudia unter der heutigen Augsburger Straße.“ Als sich im dritten Jahrhundert die Römer zurückzogen, ließen sich im Lech- und Schmuttertal vor allem die Alemannen nieder, die erst im Mittelalter Sueben oder Schwaben genannt wurden. „Die bekanntesten Funde aus dem Gräberfeld sind zwei Fibeln mit Runen“, erklärt Gisela Mahnkopf.

    Gedenkstein und Tafeln zur Nordendorfer Geschichte

    Bereits im Jahr 1853 wurde östlich der Bahnlinie ein Gedenkstein aufgestellt. „Dieser war aber am Ende total eingewachsen“, so Mahnkopf weiter. Da sei die Idee gekommen, diesen wieder herzurichten und an einem neuen Standort aufzustellen und zusätzlich Informationen über die bisherigen Grabungen und Funde im Ort zugänglich zu machen. Denn das Gräberfeld war nicht der einzige historisch bedeutende Schatz, der unter der Erde schlummerte.

    Circa 500 Meter südlich davon entdeckte man beim Bau des neuen Feuerwehrhauses später eine Siedlung. Sie wurde in den Jahren 1997/1998 vom Landesamt für Denkmalpflege und dem Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte ausgegraben. Zum Vorschein kamen Überreste von Pfostengruben und Grubenhäusern sowie mehrerer Brunnen aus dem sechsten bis siebten Jahrhundert. Auf diese Datierung kamen die Wissenschaftler nicht zuletzt durch eine erst vor zwei Wochen bei aktuell laufenden Grabungen gefundene Nadel aus Bronze. „Für diese gab es ein bereits anderswo geborgenes, datiertes Bezugsobjekt aus dem sechsten Jahrhundert.“ Die Aktiven des Arbeitskreises sichern derzeit noch weitere Befunde.

    Reitergrab mit Goldblattkreuzen in Nordendorf entdeckt

    Das Nordendorfer Reitergrab gehört zu den bedeutendsten archäologischen Funden in der Gemeinde.
    Das Nordendorfer Reitergrab gehört zu den bedeutendsten archäologischen Funden in der Gemeinde. Foto: Marcus Merk

    Im Sommer 2019 gab’s einen sensationellen Fund: Es handelt sich dabei um das reich ausgestattete Grab eines Reiterkriegers aus dem Frühmittelalter. Der Verstorbene wurde mit Sax, Spatha, Lanze, Schild und einem Pferdegeschirr bestattet. „Interessant sind auch drei unverzierte Goldblattkreuze im Grab. Neben dem reinen materiellen Wert sind sie ein Zeichen der fortschreitenden Christianisierung“, betont Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. „Solche Opfergaben und Riten sind in Europa seit dem 5. Jahrhundert nachweisbar.“

    Gisela Mahnkopf freut sich über das große Interesse der Nordendorfer an ihrer Geschichte. „Die Archäologie braucht das positive Echo.“ Die Grabungen laufen derzeit weiter, berichtet sie. In einem kleinen Festakt des Nordendorfer Kulturkreises werden am Samstag, 3. September, die neuen Schautafeln, aber auch das Nordendorfer Schloss und aktuelle Grabungsergebnisse vorgestellt. Diese Veranstaltung ist allerdings nur für geladene Gäste.

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